Blogger wollen gerne zitiert werden. Das dachte ich zumindest bis heute. Eine feine Sache, so ein Zitat in einem anderen Weblog. Sobald der Link jedoch in einer Zeitung steht, verändert sich anscheinend alles. Auf die kommerzielle Verwendung ihrer Blog-Inhalte reagieren viele Weblog-Betreiber allergisch.
Die von der Verlagsgruppe Handelsblatt neu herausgegebene Frankfurter Zeitung „News“ zitiert jeden Tag aus Weblogs, ohne dass mit den Bloggern abgestimmt zu haben, so heißt es in der Netzeitung und in vielen Kommentaren zur „Blogschau“. Dabei ist mir jedoch unverständlich, warum es nicht möglich sein soll, einzelne Weblogs zu zitieren. Im Unterschied zu den Weblogs erscheinen hierbei die Beiträge nicht nur online, sondern auch in der Tabloid-Zeitung „News“. An für sich eine gute Werbung für Weblogs. Trotzdem für viele Blogger anscheinend zu viel des Guten.
Natürlich sollten Medien darauf achten, nicht die Urheberrechte zu verletzen. In diesem Falle steht das bei den Zitaten meiner Ansicht nach völlig außer Frage. Selbst wenn viele Blogger keine professionellen Journalisten oder Schriftsteller sind, steht ihn dennoch das Recht zu, selbst über die Verbreitung ihrer Inhalte mit zu entscheiden. Aber in diesem Falle wird nur kurz zitiert, was völlig legitim ist. Die Reaktionen auf die Zitat sind mir deshalb völlig unverständlich. Schließlich handelt es sich keinesfalls um die komplette Wiedergabe einzelner Weblog-Beiträge. Ganz im Gegenteil. Ich halte sehr viel davon, derlei Dinge auch in Zeitungen und Zeitschriften auszuprobieren, zumal diese Art von Content Syndication Werbung für das Bloggen darstellt. Wo bleibt der Mut zum Experiment? Sind Blogger so konservativ, dass sie lieber auf neue Leser verzichten? Oder begreifen sie das als Chance auch außerhalb der Blogosphere wahrgenommen zu werden…
Sehr gut auf den Punkt bringt es Mario Scheuermann in seinem Kommentar, dem ich mich gerne anschließe:
„Bloggen war in Deutschland bislang als veröffentlichte Gegenmeinung so unwichtig wie der Gemeindebote von Schwiebelshausen an der Natter. Jetzt schenkt man Euch endlich mal Aufmerksamekeit dann ist es auch wieder nicht recht. Hyperdemokratische unabhänigige ungefilterere Gegenöffentlichkeit möchten einige von Euch sein. Wenn man Euch dann als Medium ernst nimmt und als öffentlich zugängliche Quelle zitiert, jammert Ihr nach Cent-Brosamen um auch ein Stückchen vom vermeintlichen Kuchen abzubekommen. Beweist doch erstmal Eure Wichtigkeit bevor ihr Forderungen stellt! Gutenbergs Urenkel möchtet Ihr sein. Ihr seid nicht mal seine Grosseltern. “ (Mario Scheuermann in einem Kommentar auf „Blogbar“)
Wer nicht zitiert werden möchte, kann dies natürlich auch auf seiner Website kenntlich machen bzw. entsprechende Beiträge schreiben. Tipps für Hardcoreblogger gibt nicht zuletzt Alp Uckan.
>> cyDome: Blogger als billige Content-Lieferanten?
>> Newsblog
>> Nico Wilfer: Zur aktuellen Debatte um die NEWS-„Blogschau“
>> Netzeitung: Ben Schwan: Blogger kritisieren Weblog-Seite in «News»
>> Schockwellenreiter: Klaut mich
>>Blogosfear: Nico Lumma: Blogs in der Zeitung – so oder anders?
>> Moes Weblog: „News“: Weblogs in der Zeitung
>> Blogbar: Blogs, die billige Contentmaschine
>> Frankfurter Rundschau: Zeitungsautor wider Willen
>> Online-Journalismus: Thomas Mrazek: Ziemlich unsexy – Blogs in der gedruckten NEWS
>> News Frankfurt
Vor einiger Zeit klagte doch das Handelsblatt gg. Deep-Links. Soweit ich mich erinnern kann, war doch damals die Begründung für die Klage ähnlich, wie die Beschwerde der Blogger heute…
Ja, das Handelsblatt hat damals gegen Paperboy verloren. Somit kann man sagen, sie haben aus dem Verfahren was gelernt 😉
Lamento
Seit zwei Tagen proben Deutschlands Alt-Blogger den Aufstand. Verschanzen sich in Don Alphonsos BlogBar wie einst die Kommune in Paris, bereit zum letzten G…
Ich glaube, man muss in diesem Fall wirklich ganz genau hinschauen, wer da Amok läuft und warum, oder ? Es scheinen jedenfalls nicht die Blogger zu sein, die tatsächlich zitiert wurden…