Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Die Facebook Graph Search ist für Unternehmen wichtig

3 Minuten Lesedauer

Die neue Facebook-Suche heißt „Graph Search“ und könnte das Ökosystem Facebook völlig verändern. In jedem Falle löst es eine sehr schlechte Suche durch einen personalisierten Suchansatz ab, der die öffentlich und jeweils privat zugänglichen Social Data intensiver als bisher nutzt. Allerdings bleibt die Facebook-Suche in der Nische. Es handelt sich nach wie vor um keine Websuche, sondern dient dazu, die im Social Network miteinander verknüpften Daten zu filtern.

Noch wissen wir nicht wirklich, wie gut die Suchfunktion tatsächlich ist. Doch das Versprechen ist eindeutig: Viele Facebook-Inhalte erhalten mehr Sichtbarkeit. Bislang konnten die Mitglieder davon ausgehen, dass nur wenige Nutzer einen tiefen Blick in die Facebook-Chronik werfen und dass die alte Suche kaum verwertbare Ergebnisse liefert. Das dürfte die Graph Search tatsächlich ändern.  Künftig will Facebook es seinen Mitgliedern ermöglichen, den öffentlichen Bereich nach Personen, deren Eigenschaften, Fotos und Orten zu durchsuchen. Das wird uns alle sehr viel transparenter machen und nicht jedem gefallen.

Je mehr Kontakte ein Nutzer auf Facebook hat, desto umfangreicher ist der Social Graph des Einzelnen und desto spannender ist es auch für Werbekunden. Aus diesem Grunde will Facebook es seinen Mitgliedern und den Unternehmen leichter machen, neue Bekanntschaften und Businesskontakte oder Bewerber zu finden.

Eine gute Personensuche fehlte bislang auf Facebook. Mit den angekündigten Features, die zunächst nur für einige Hunderttausende aus dem englischsprachigen Sprachraum freigeschaltet werden, kann jeder herausfinden, wer sich für was und wen interessiert. Als Bewerber profitiere ich davon, mein Profil mit umfassenderen Angaben auszufüllen und diesen Part öffentlich zu machen. Außerdem kann ich bei einer Recherche analysieren, ob jemand ein gutes Business-Network pflegt oder nicht.

Social Search auf Facebook

Die Facebook Suche ist ein Social Search-Ansatz. Ich erfahre darüber, wem welche Musik, welches Buch oder welches Lokal gefällt. Darüber hinaus kann ich mir individuell anzeigen lassen, wer von meinen Kontakten gerne joggt oder ins Theater geht. Wer einen Kinobesuch plant, kann leichter als bisher herausfinden, wer von seinen Bekannten einen ähnlichen Filmgeschmack hat. Die Graph Search soll es ermöglichen, die eigenen Kontakte nach Interessen und lokaler Nähe zu filtern. Selbst die Kinosuche ist über die neue Suchfunktion denkbar. Ich erfahre via Facebook, welche Kinos, Hotels, Restaurants und Cafes in meiner Nähe sind und von meinen Kontakten empfohlen werden. Damit greift Facebook Yelp und Foursquare an.

Besonders großes Potential bieten die 240 Milliarden Fotos, die die Mitglieder insgesamt in ihren Social Graph auf Facebook eingestellt haben. Mit der Öffnung zur Graph Search lassen sich alle Fotos der eigenen Kontakte erschließen. Vielleicht entsteht sogar ein neuer Markt für Fotos. Jedenfalls lassen sich in der neuen  Suche Bilder einem Ort und einer Person zuordnen.

Eine normale Suche will Facebook bei alledem gar nicht sein. Dieses Feld überlässt es seinem Partner Microsoft mit der Suchmaschine Bing. Wer auf Facebook mit seiner Suche nicht fündig wird, erhält direkte Ergebnisse via Bing.

Unternehmen profitieren mehrfach

Facebook behauptet, dass die Kunden die Marken dank der neuen Suchfunktion leichter finden können. Dafür müssen alle Daten eines Unternehmens natürlich aktuell und sein und richtig zugeordnet werden. Guter Content zählt hierbei ebenfalls viel, weil er deutlich macht, für wen ihre Facebook Page relevant ist. Sollte der Social Graph von Facebooks 1 Milliarde Mitglieder angenommen werden, entsteht neben dem klassischen Suchmaschinenoptimierung auf Google eine zweite Disziplin namens Facebook SEO, für die völlig andere Regeln gelten.

Aus Unternehmenssicht hat die Graph Search bislang gefehlt. Mit ihr erhalten Werbetreibende vermutlich wesentlich bessere Daten über die Facebook-Mitglieder und ihre (potentiellen) Markenfans. Zudem können Personalverantwortliche Facebook stärker für das E-Recruiting nutzen. Dank der Graph Search können Unternehmen sehr viel leichter Jobaspiranten oder Influencer ausfindig machen.

Facebook erlaubt künftig auf einfachen Wege ein umfassendes Profiling, dass hierzulande sicherlich vom Datenschutz kritisch gesehen wird. Durch die Analyse des Social Graph einzelner Personen erfahren die Firmen sehr viel über ihre Kunden, Multiplikatoren und Bewerber.  So kann man beispielsweise nachvollziehen, welche Sportler Nike mögen oder welche Schauspieler Obama unterstützen.

Allerdings müssen die Facebook- User jeweils den Zugang erlauben und sich auf die persönliche Transparenz einlassen. Die Mitglieder entscheiden selbst, ob sie sich auf die neue Suchfunktion einlassen. So ist es zumindest in der Theorie.

Gleichzeitig kann jeder seine Online-Reputation jetzt auch über Facebook verbessern. Denn über eine einfache Recherche können qualifizierte Ansprechpartner von Unternehmen, Journalisten oder Veranstaltern entdeckt werden.

Die neue Suchfunktion bringt nur etwas für diejenigen, die ein aktives Network auf Facebook aufgebaut haben. Wer nur wenige Kontakte hat, benötigt die Graph Search nicht unbedingt. Bei einer überschaubaren Kontakteanzahl von unter 50 kennt man sich in der Regel noch persönlich. Doch je mehr man seine Businesskontakte auch auf Facebook verwaltet und aktiv nutzt, desto eher profitiert man von den neuen Filtermöglichkeiten.

Viele Kontakte schaden somit dem Einzelnen auf Facebook überhaupt nicht. Sie stellen ein großartiges Potential für das Social Networking dar und können zur Vertiefung von geschäftlichen wie privaten Beziehungen genutzt werden. Während ich für gute Kontakte keine großartige Suchfunktionalität benötige, kann ich aus meinen eher schwachen Kontakten sehr viel mehr machen.

Fazit für die Facebook Graph Search

Letztlich bietet mir der Graph Search Unternehmen und Personen die Chance, die einzelnen Kontakte jeweils besser einzuordnen und sie besser zu filtern. Je nach Interesse lassen sich die Kontakte nach einer Suche neu gruppieren, einzelne meinem Freundes-Network, andere meinen Business-Interessen zuordnen.

Eine wichtige Grundlage für Marketiers in den Unternehmen besteht darin, möglichst viele relevante Fan für die Unternehmensseite zu generieren, um darüber auch in der neuen Facebook Suche an Gewicht zu gewinnen. Ob die Facebook Graph Search gleich zum Start ein Erfolg sein wird, bleibt abzuwarten. In der Theorie könnte sie jedoch Facebook für seine Nutzer wieder attraktiver machen und damit vom Facebook-Abschied abhalten.

Wie schätzen Sie die Bedeutung der neuen Suchfunktion ein?

>> Süddeutsche: Facebook baut die Milliarden-Menschen-Suchmaschine
>> Handelsblatt: Facebook entwickelt ein Anti-Google
>> severin tatarczyks blog: Graph Search – facebooks genialster Schachzug
>> Kress: Kein direkter Angriff auf Google: Facebook stellt die Suchfunktion Graph Search vor

Bildquelle: BIGSTOCK

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

7 Replies to “Die Facebook Graph Search ist für Unternehmen wichtig”

  1. Einen ersten Einblick in Graph Search (Beta): http://www.thomashutter.com/index.php/2013/01/facebook-graph-search-ein-erster-einblick-in-die-beta-version/

  2. Transparenz ist ja gerade das, was viele Facebook-Nutzer paradoxerweise ablehnen. Wenn Facebook Graph Search also tatsächlich vom aktiven Einverständnis der Nutzer abhängen sollte, sehe ich die erfolgreiche Einführung, zumindest in Deutschland, eher kritisch.

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