„Ein guter Social Media Manager braucht Empathie und Demut„, meint Sachar Kriwoj in unserem Interview. Er leitet bei der E-Plus Gruppe das Ressort Digital Public Affairs und ist meistens always on. Bekannt geworden ist der leidenschaftliche Blogger durch sein Fachblog Massenpublikum. Es geht im Social Media Management gar nicht so sehr um Technikbeherrschung. Andere Fähigkeiten sind wesentlich wichtiger.
Wer ist eigentlich hierzulande für das Social Media Management verantwortlich? Was macht ein Social Media Manager oder Social Media Strategist etc. in seinem Arbeitsalltag? Künftig wird im PR-Blogger immer mal wieder ein Social Media Verantwortlicher vorgestellt, damit Sie sich ein Bild von den neuen Aufgaben in der Twitter-, Facebook- und Blogwelt machen können. Den Anfang machen wir in dieser Serie mit Sachar Kriwoj:
1. Momentan schießen die Social Media Manager nur so aus dem Boden. Solche Bezeichnungen sind geduldig. Aber was macht einen Social Media Manager oder die Tätigkeit in diesem Bereich wirklich aus?
In der Tat sind solche Bezeichnungen nicht eindeutig und oftmals missverständlich – wie auch der Begriff „Social Media“ selbst. Ich beispielsweise firmiere unter dem Titel Manager Digital Public Affairs und kümmere mich als Mitarbeiter in der Unternehmenskommunikation in erster Linie um unsere Digitale Öffentlichkeitsarbeit. Für uns als E-Plus Gruppe stellt Social Media keine Sonderdisziplin dar, sondern findet ihren Niederschlag in zahlreichen Abteilungen, vom Marketing über die Personalabteilung bis hin zur Unternehmenskommunikation.
Unser Anspruch als Unternehmen ist es, die Bedürfnisse von Menschen frühzeitig zu verstehen und sie in unser Angebot zu implementieren. Dazu leistet Social Media einen großen Beitrag, weil wir schnell mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt treten können.
Was die Arbeit als solche angeht: Unerlässlich sind klare Verantwortlichkeiten und Strukturen, weil Social Media in der Tat so schnell ist, dass man Entwicklungen antizipieren muss. Insofern wirkt ein Social Media Manager nicht nur nach außen, indem er als Botschafter eines Unternehmens auftritt und eine möglichst positive Wahrnehmung erzeugt, sondern auch nach innen, indem er seine Kollegen befähigt, die neuen Kommunikationswege selbstbewusst und im Sinne des Unternehmens zu nutzen.
Zu den wesentlichen Charaktereigenschaften eines solchen Social Media Managers gehören der Blick für das große Ganze, Geduld, Leidenschaft, Weitblick, Neugierde und vor allem die Freude an Kommunikation.
2. Welche ersten persönlichen Erfahrungen haben Sie mit Social Media gemacht? Wann waren Sie „drin“?
„Drin“ bin ich seit 1998. Damals hieß das weder Social Media noch Web 2.0 – aber der Gedanke war schon da. Ich kommunizierte damals in Foren mit anderen Menschen über Fußball und Musik.
Zum Bloggen kam ich 2006 bzw. 2007, als ich meine Bachelor-Arbeit über Corporate Blogs schrieb. Ich finde es nach wie vor großartig, dass es spielend einfach ist, mit spannenden Menschen, in Kontakt zu kommen und über Dinge zu interessieren, die mich bewegen. Für mich ist das Social Web eine interessante Möglichkeit, Publizität für durchaus wichtige Themen zu erzeugen, die für die klassischen Massenmedien nicht groß genug sind, die aber durch das Social Web so relevant werden können, dass sie eben doch in den klassischen Medien landen.
3. Welche Voraussetzungen benötigt ein guter Social Media Manager? Was sollte er unbedingt beherrschen?
Ein guter Social Media Manager sollte neben den oben aufgezählten Eigenschaften nicht nur die Technik hinter Twitter und Facebook kennen, er sollte vielmehr das Gerüst der Kommunikation, also Kommunikationstechniken, beherrschen. Vieles von dem, was wir bei Twitter oder Facebook erleben, ist nicht neu. Es hat sich so oder so ähnlich schon tausendfach abgespielt. Wenn man Parallelen in der Geschichte sucht, wird man schnell fündig. Diese Erfahrungswerte helfen einem dabei, schnell und angemessen zu reagieren. Ein guter Social Media Manager braucht darüber hinaus Empathie und Demut. Er muss mit Kritik insofern umgehen können, als dass sachliche Kritik ein Segen ist. Sie zeigt Involvement des Kritisierenden.
4. Wie nutzen Sie Twitter, Facebook und Blogs für Ihre Arbeit? Wie viel Zeit verbringen Sie damit?
Ich lese sehr viel in Blogs und in der Timeline der Menschen, mit denen ich über Twitter und Facebook verbunden bin. Das gibt mir ein gutes Gefühl für Stimmungen und Menschen. Gleichzeitig bin ich auch selber aktiv und weise nicht nur auf Innovationen aus der E-Plus Gruppe hin, sondern stelle Themen zur Diskussion, die in einem mittelbaren wie auch unmittelbaren Kontext zu uns als Kommunikations-Unternehmen stehen.
Ich verbringe viel Zeit mit digitaler Kommunikation, weil ich dank meinem Android-Smartphone eigentlich immer online bin. Wahrscheinlich verbringe ich mehr Zeit „mit“ als „ohne“ diese Medien.
5. Wie viele Personen sind bei E-Plus insgesamt in Social Media aktiv? Welche Social Media Projekte gibt es?
Wir haben ein kleines, sehr engagiertes Team, das das BASE Blog betreut. Diese Leute kümmern sich auch um den direkten Dialog mit Kunden auf twitter und facebook und beantworten Fragen zu Produkten, Tarifen und Ähnlichem. Außerdem sind seit einigen Wochen so genannte Netzbotschafter für uns aktiv. Sie suchen den offenen Dialog in Fachforen und informieren über unseren Netzausbau. Ferner haben wir die Plattform UdL Digital, die sich hauptsächlich mit digitaler politischer Kommunikation beschäftigt. Und Anfang des nächsten Jahres werden wir ein neues Projekt („Newsdesk“) online bringen. Dieses dient dazu, dem Mediennutzungswandel auch in der PR Rechnung zu tragen und Publizisten aller Art („Bürger-Journalisten“, Blogger und klassische Journalisten) so anzusprechen, wie es mit der heutigen Art der Kommunikation angemessen ist.
Täglich werden es jedoch mehr Kollegen, weil das Interesse für Social Media so groß ist, dass wir regelmäßig Schulungen durchführen.
6. Was hat sich für Sie persönlich am meisten durch Social Media verändert?
Alles. 😉 Ich habe durch Social Media Menschen kennen gelernt, die ich Freunde nenne. Ich verdanke Social Media meinen Job. Und schließlich bin ich jeden Tag imstande, zu lernen und meinen Horizont zu erweitern, weil Menschen ihr Wissen mit mir teilen.
Vielen Dank für das PR- Blogger Interview.
>> UDL Blog: Kostenlose Leseprobe: Digital Public Affairs Sammelband
Kleine Hilfe: Ersetzt im 3. Absatz 1. Frage „unablässig“ durch unerlässlich.