Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

22. Nachgebloggt: Edelman: Cornelia Kunze zu PR 2.0

3 Minuten Lesedauer

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Edelman PR lädt für den Oktober 2007 rund 50 jüngere PR Professionals zu einem PR 2.0 Weekend Summit ein. Grund genug, um bei Cornelia Kunze nachzufragen, was ihre Agentur eigentlich unter einer neuen PR 2.0 versteht. Schließlich beschäftigt Edelman PR zahlreiche Blogger. Cornelia Kunze ist seit dem 1. Mai 2003 Deutschland-Geschäftsführerin der weltweit drittgrößten PR-Agenturgruppe Edelman.

>> Edelman PR bietet zahlreiche Kommunikationsleistungen unter dem Label PR 2.0 an. Was ist hierbei Ihr zentraler Ansatz?

PR
2.0 ist nur eine Folge von Society 2.0. Dort leiden die großen
Institutionen unter Vertrauensverlust – allen voran die Unternehmen –
und dort hat jeder fast unbeschränkten Zugang zu Informationen und zu
Medien. Dort sind Menschen wie Du und ich die vertrauenswürdigste
Quelle. PR ist deshalb längst nicht mehr nur vertikale Kommunikation.
In einem oft nicht so einfachen Prozess müssen wir alle uns von der
Vorstellung verabschieden, wir könnten Botschaften kontrollieren und
alles auf die Karte „Journalist als Gatekeeper“ setzen.

Heute hat
sich die Landschaft bereits so verändert, dass es daneben auch um eine
horizontale Achse der Kommunikation geht, also darum, wie wir direkt
mit Menschen ins Gespräch kommen und wie Menschen direkt miteinander
reden. Das ist nicht nur auf online beschränkt, aber hier ist es besonders gut sichtbar.

>>
In den vergangenen Monaten ist Ihre Agentur trotz anerkannter Web 2.0
?? Experten wie Steve Rubel desöfteren in die Kritik geraten. Wie
erklären Sie sich das? Ist die Blogosphäre besonders in Deutschland
einfach zu kritisch?

Wir haben vor nun fast genau zwei Jahren
weltweit angefangen, mit dem zu experimentieren, was wir hier in
Deutschland "Online Conversations" nennen. Das war sehr früh und es
gibt für viele Ideen und Projekte, die wir machen, noch keine
Vorbilder. Das heißt, dass wir oft Neuland betreten, was nicht immer
reibungslos geklappt hat. Klar haben wir auch Fehler gemacht, manchmal
auch die Reaktionen oder Empfindlichkeiten unterschätzt. Spannend ist
aber, dass wir zwar einerseits von einigen Bloggern, die sehr laut sind
und innerhalb der Szene für wichtig gehalten werden, beschimpft und
kritisiert wurden andererseits aber mit vielen "kleinen" Bloggern in
vielen Projekten ein gutes Verhältnis entwickelt haben.

"Die"
Blogosphäre ist in Deutschland sicher nicht zu kritisch, sondern
einzelne, wenige Blogger haben es sich angewöhnt, alles, was nach PR
riecht, per se schlecht zu finden. Da wir – auch ein Aspekt von PR 2.0
– auf eine große Offenheit und Transparenz setzen, ist oft auch
erkennbar, dass wir in einem Projekt mitarbeiten. Dadurch sind wir hin
und wieder Zielscheibe Einzelner geworden.

Aber in unserer Arbeit
sind Blogger, die über das Bloggen bloggen, um es etwas zuzuspitzen,
oft nicht wirklich wichtig auch wenn diese das manchmal anders sehen.
Das, was als "Long Tail" bezeichnet wird, die vielen kleineren Blogs,
die oft lustig, spannend und lebendig sind, ist in vielen Fällen für
unsere Kunden etwas, wo sie sehr genau hingucken und Gespräche suchen.
Außerdem geht es uns viel mehr darum, dass unsere Kunden die neuen
Möglichkeiten und Plattformen für sich selbst entdecken und sie diese
für den Dialog mit ihren Stakeholdern nutzen. instrumentalisieren und
einzusetzen.

>> Im Oktober findet in Berlin das Edelman PR 2.0
Weekend Summit statt, zu dem Sie 50 jüngere PR Professionals aus ganz
Europa einladen. Was erwarten Sie sich von der Veranstaltung und was
werden Sie dem Nachwuchs empfehlen?

Unsere Beobachtung ist, dass
sich das Berufsbild unserer Branche schon gewandelt hat und noch weiter
wandeln muss. Und wir sind überzeugt, dass es in allen Ländern Europas
junge PR Profis gibt, die sich wie wir schon intensiv mit all den neuen
Entwicklungen beschäftigen, die sich in der Gesellschaft ergeben und
sich online abbilden.

Wir wollen nichts empfehlen, sondern gemeinsam
mit hellen Köpfen, einer Reihe von Gästen, die wir gerade
zusammenstellen, und mit unseren weltweiten Vordenkern -allen voran
Richard Edelman – Ideen entwickeln, welche Chancen PR heute und morgen
ergreifen kann. Ich selbst erlebe solche workshops immer als sehr
inspirierend.

Bewerben können sich alle, die schon einige Jahre Berufserfahrung haben und sich wie wir als "Pioneer Thinker" begreifen.

>> Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem deutschen Blog http://przweinull.de? Welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit dem Einstieg ins Bloggerleben gemacht?

Für
uns ist unser Blog weiterhin ein Experimentierfeld. Ich selbst mache ja
auch noch beim Gruppenblog mediacoffee mit. Beides steht nicht im
Hauptfokus meiner eigenen Tätigkeit, ist mir aber inzwischen wichtig
geworden, denn so kann ich immer mal wieder persönliche Eindrücke,
Fundstücke oder Gedanken aufschreiben und zur Diskussion stellen.

>> Welche Blogs lesen Sie besonders gerne?

Gapingvoid
finde ich sehr witzig, das Blog meines Chefs Richard Edelman ist sehr
authentisch. Dann wären da noch Jeff Jarvis mit buzzmachine und Steve
Rubel mit Micropersuasion.

>> Welche Rolle wird die PR in Zukunft im Web 2.0-Zeitalter noch spielen? Warum
lassen sich viele PR-Professionals nicht wirklich auf eine
Kommunikation 2.0 ein? Sind das berechtigte Ängste, die hierbei eine
Rolle spielen?

Web 2.0 ist meiner Meinung nach nur ein besonders
sichtbarer, aber kleiner Teil dessen, was sich verändert. Und ich
denke, dass PR von allen Kommunikationsdisziplinen am besten auf diese
Veränderungen vorbereitet ist. Ich sehe heute die Trennlinie zwischen
alter und zeitgemäßer Kommunikation nicht unbedingt entlang der
tradierten Bereiche – sondern mehr in der Frage, ob jemand
Kommunikation als Dialog auf Augenhöhe sieht und interessiert daran ist
etwas zu erfahren – oder ob man einfach möglichst viele seiner
Botschaften los werden will, egal ob sie ankommen oder nicht. Spam
gibt’s ja nicht nur bei emails, sondern den ganzen Tag überall – und
die Möglichkeiten sich diesem Spam zu entziehen sind heute eben viel
ausgeklügelter als früher.

PR, wenn sie gut ist, hat schon immer
auf das Gespräch und den Dialog gesetzt, auf Ideen, die ohne
Werbemillionen auskommen müssen – insofern habe ich für die neue Zeit
gar keine Sorge und kann auch nicht verstehen, wenn jemand anders
welche hat.

>> Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Trends in der PR für die kommenden Jahre?

PR

…findet viel stärker online statt – ein Umbruch der Ausbildung wird stattfinden müssen,
…wird globaler,
…braucht Inhalte – nicht Kanäle,
…braucht Multi-Channel-Experten in der Umsetzung.

>> PR Blogger: 21. Nachgebloggt: SAP: Community Evangelist Craig Cmehil
>> PR Blogger: 20. Nachgebloggt: Arthur D. Little: Die Chancen des Web 2.0
>> PR Blogger: 19. Nachgebloggt: Sten Franke zu Blog-Monitoring

Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

2 Replies to “22. Nachgebloggt: Edelman: Cornelia Kunze zu PR 2.0”

  1. PR-Lesetipps 4

    – Im Public Affairs Blog geht’s um den Paradigmenwechsel in der (Krisen-)Kommunikation. Ehrlichkeit und Authentizität, so Thomas Zimmerling, werden zur Grundvorraussetzung funktionierender Kommunikat…

  2. „Spam gibt’s ja nicht nur bei emails, sondern den ganzen Tag überall“ – diese Einschätzung trifft es. Allerdings finde ich es fraglich, ob tatsächlich „die Möglichkeiten sich diesem Spam zu entziehen … heute eben viel ausgeklügelter als früher (sind)“. Nichts mehr sehen, nichts mehr hören – wie geht das bei dem „Multi-Channel“-Beschuss??

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