Ob Blogs in absehbarer Zeit in der PR als Thema ankommen? Ich wünsche es mir – vor allem, weil ich die Chancen sehe, die eine offene und klare Kommunikation mit sich bringt. Dennoch bin ich nicht beliebig optimistisch, denn Blogs sind ja doch (nur) ein relativ radikaler Spezialfall des großen Themas Online-Kommunikation. Die wiederum ist jenseits des Verständnisses, Online sei im Grunde ein weiterer (und vielleicht preiswerterer) Vertriebskanal von Verlautbarungen und anderen Einbahnstraßen, noch nicht sehr verbreitet.
Die nur vorsichtig in den Kommentaren zur T-Online-Sache
angedeuteten vielen, vielen Beispiele von bodenloser Unbedarftheit in
der Nutzung von Online für Kommunikationszwecke – gerade durch
vermeintliche Kommunikationsfachkräfte – macht mich nachdenklich. Oft
erlebe ich schon eine große Neugier und auch den Wunsch, es richtig zu
machen. Aber wenn in meinen Vorträgen zur digitalen Pressearbeit bereits bei der Frage der wichtigsten E-Mail-No-Nos großer Informationsbedarf ist, müssen wir alle, die wir uns mit diesem Themenfeld befassen, wohl noch etwas geduldig sein.
Um (wie in der einen oder anderen Diskussion im Nachgang zu Jamba
gefordert) nicht nur die Risiken, sondern auch die Chancen von Blogs in
der Kommunikation zu sehen, ist aus meiner Sicht vor allem eben ein
Verständnis von Kommunikation selbst notwendig, das – vorsichtig
ausgedrückt – noch nicht überall greift: Offenheit, Authentizität und
Mut.
Nur wenn ich Kommunikation als Gespräch verstehe und neugierig bin auf das, was der Markt oder die Journalisten
von mir und meinen Produkten denken, werde ich Blogs sinnvoll einsetzen
können. Dies hier zu sagen, wo vor allem Kollegen lesen und schreiben,
die ihre Aufgabe eher schon so sehen, ist ein bisschen wie Eulen anch
Athen tragen – und doch vielleicht die eigentliche Grundlagenarbeit,
die noch vor uns liegt.
Ein sehr schöner und ausführlicher Artikel findet sich im Augenblick bei http://www.fortune.com/fortune/print/0,15935,1011763,00.html, der zwar vieles wiedermal nur aus dem amerikanischen Blickwinkel beschreiben kann. Nichts destotrotz zeigt er einen wichtigen Trend auf, dass sich niemand mehr vor Blogs schützen kann.
„Why There’s No Escaping the Blog“ geht sehr detailliert auf die Entwicklung in den USA ein und zeigt wiedermal, dass ein Unternehmen wie Microsoft auch in diesem Bereich schon um Klassen der Allgemeinheit voraus ist.