Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Warum Blogs eine gute Alternative zu Networks sind

3 Minuten Lesedauer

Der Twitter-Käufer Elon Musk hat uns gezeigt, wie abhängig wir von fremden Plattformen sind. Wenn ein Plattformbetreiber von heute auf morgen die Regeln und den Algorithmus verändert, müssen wir damit umgehen. Wir können uns entweder anpassen oder sogar die Plattform komplett verlassen.

Auf Twitter verändern sich derzeit rasant die Bedingungen. Viele befürchten, dass Hatespeech und Fake News die Microblogging Plattform überschwemmen. Deshalb verlassen einige Twitter und flüchten beispielsweise nach Mastodon. Ich bin dort ebenfalls angemeldet und aktiv. Dennoch bleibe ich vorerst weiterhin auf Twitter und beobachte die dortigen Entwicklungen kritisch. Meine 42.000 Follower gebe ich ungern auf.

Networking auf der Re:publica 2022

Unsere Abhängigkeiten von den Social Networks sind nichts Neues. Schon beim Ende von MySpace, Orkut, StudiVZ und Google+ ärgerten sich viele Onliner. Rund 2,2 Milliarden Mitglieder hatte beispielsweise Google+ in seinen Hochzeiten. Viele kennen diese Plattform gar nicht mehr. Bis 2015 hatte ich dort rund 72.000 Follower und habe immer regelmäßig Content veröffentlicht. In jenem Jahr kündigte sich der Abschied Googles vom eigenen Netzwerk an, bis es schließlich komplett geschlossen wurde.

Mastodon ist keine Alternative zu Twitter

Das Ende einzelner Plattformen führte oft zum Erfolg neuer Networks. Fraglich ist, ob Mastodon eine gute oder gar perfekte Lösung für ehemalige Twitterer ist. Dort gibt es zahlreiche Instanzen, auf denen jeweils einige Communities gehostet werden. Alles ist mehr oder weniger miteinander in dem Network verbunden. In letzter Konsequenz heißt das für die Nutzer:innen, dass sie ihre Abhängigkeit von Twitter aufgeben und sich in eine neue bei Mastodon begeben.

Über den Kommunikationsraum „herrschen überwiegend ehrenamtliche Serverfürsten“, heißt es in der FAZ (Paid): Mastodon ist demnach kein Neutralität vorgebender Gigant, sondern es sind dort eine Schar von Fürsten für die Regeln auf ihren Instanzen verantwortlich, der eine ist libertär, der nächste rechts und ein anderer „ein Panda“.

Die Mastodon-Fürsten können darüber auf ihrer Instanz bestimmen, wie weit die Meinungsfreiheit und Debatte auf ihrem virtuellen Gebiet geht. Jederzeit können sie ihre Server einmotten, ihre Instanz schließen und damit uns Mastodon-Nutzer wieder „rauswerfen“. Das ist ihr gutes Recht, zeigt aber auch die neuen Abhängigkeiten auf, in die wir uns in dem Netzwerk begeben.

Mastodon-Oberfläche

Auf LinkedIn ist die Businesskommunikation erfolgreicher

Ich bin seit fast 20 Jahren auf dem Businessnetzwerk LinkedIn aktiv und habe mit dieser Plattform sehr gute Erfahrungen gesammelt. Seit rund drei oder vier Jahren nutze ich LinkedIn intensiver als Twitter und betrachte es als die wahre Alternative zum Netzwerk Twitter. Allerdings sind wir auch auf dieser Businessplattform nur Untermieter und sollten uns dessen bewusst sein. Immer wenn der LinkedIn Algorithmus angepasst wird und unsere Reichweite in den Keller geht, müssen wir uns darauf einlassen und mit diesen Abhängigkeiten umgehen. Es sei denn, wir lassen uns auf Alternativen ein, bei der wir unabhängiger sein können.

LinkedIn ist eine Fremdplattform, von der wir uns nicht zu sehr im Personal Branding abhängig machen sollten. Wer seine Inhalte nicht selbst hostet und sich auf ein Network einlässt, ist auf die Infrastruktur dieser Plattform angewiesen.

Wenn LinkedIn die Publishing-Bedingungen verändern und die organische Sichtbarkeit der Inhalte einschränken sollte, lohnt es sich über Plattformen wie Blogs, Newsletter, andere Networks oder eine eigene Website nachzudenken.

Absichern können wir uns, indem wir unsere auf LinkedIn oder anderen Plattformen publizierten Inhalte für unsere Website, für ein Blog, Magazin, einen Podcast oder einen Newsletter nutzen.

Blogs und Newsletter sind eine gute Alternative zu Networks

Wie abhängig sind wir als Unternehmen, Personal Brand oder Corporate Influencer von LinkedIn, Twitter, Xing, TikTok oder Instagram? Solange ein digitaler Ort im eigenen Content-Marketing funktioniert, ist alles wunderbar. Aber wirklich unabhängig sind wir eher mit einem eigenen Blog, einer Website oder einem Newsletter.

Den PR-Blogger gibt es seit 2004. Ich habe in meinem Blog in den ersten Jahren jede Woche zahlreiche Beiträge verfasst und publiziert. Eine Zeitlang habe ich dort sogar täglich etwas publiziert. In den vergangenen Jahren war ich jedoch aktiver in meinen Netzwerken.

Viele Unternehmen setzen nach wie vor auf das Corporate Blogging oder eigene Online-Magazine. Einen guten Überblick über Corporate Blogs in Deutschland gibt die Top 50-Liste der Faktenkontor GmbH. In 2020 war der PR-Blogger in der Auswertung der wichtigsten Corporate Blogs auf Platz 30 zu finden. 

Der Aufbau eines Blogs oder Newsletters ist ziemlich einfach geworden. Dazu müssen wir eine Domain und einen Webhoster auswählen. Mit WordPress lässt sich ein Personal Blog schnell aufsetzen. Für Newsletter gibt es ebenfalls einfache Lösungen. So biete ich auf Substack meinen wöchentlichen Eck-Newsletter an.

Wenn Sie eine klare Positionierung entwickeln und regelmäßig, Ihren Fachcontent anbieten, können Sie im Laufe der Zeit eine Community of Interest aufbauen. Allerdings müssen wir uns um die Content-Distribution selbst kümmern und können sich auf keinen Algorithmus verlassen. Gefunden werden unsere Inhalte zwar im Web, doch das reicht oftmals nicht. Deshalb lohnt es sich weiterhin, auf LinkedIn, Twitter und co. zu setzen, um darüber Aufmerksamkeit aufs eigene Blog zu lenken. Unseren Content behalten wir so im Blick.

Im Unterschied zu beispielsweise LinkedIn bleibt der Content idealerweise über den Tag hinaus relevant. Während die Postings in dem Netzwerk bereits nach wenigen Tagen an Relevanz im Newsfeed verlieren, werden lesenswerte Beiträge im Web gefunden, wenn diese auf Resonanz stoßen und bei anderen Erwähnung finden.

In einem Spiegel-Interview empfiehlt uns der Onlinemarketing-Guru Karl Kratz Anfang Januar 23: „Wir sollten uns nicht zum Sklaven von Algorithmen machen.“ Das können wir selbst für uns mit einer einfachen Frage herausfinden, meint er weiter: „Bekomme ich Schweißausbrüche, wenn dort morgen mein kompletter Auftritt gelöscht ist? Wenn ich also keine LinkedIn-Seite mehr habe und all meine Einträge verschwunden sind? Oder wenn all meine Seiten über Google nicht mehr auffindbar sind? Wer darauf mit »ja« antwortet, ist tatsächlich ein Sklave des Systems.“ (Spiegel: »Der Algorithmus von LinkedIn ist hochgradig pubertär« – Paid Content)  

Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wieder selbst ein Corporate Blog zu betreiben und dieses aktiv zu pflegen.

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Tools für den Arbeitsalltag

Klaus Eck
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4 Replies to “Warum Blogs eine gute Alternative zu Networks sind”

  1. Das Indieweb hat das Prinzip POSSE entwickelt: Publish (on your) Own Site, Syndicate Elsewhere. Man veröffentlicht Inhalte auf einer eigenen Website und verlinkt sie dann nur auf anderen Websites wie Sozialen Netzwerken. https://indieweb.org/POSSE

    So habe ich das auch immer mit einem privaten Blog gehalten. Immer wenn ich gemerkt habe, dass der Facebook-, Google+- oder LinkedIn-Beitragzu lang wird, habe ich daraus einen Blogpost gemacht und dann jeweils verlinkt. Man macht sich auch noch einmal mehr Gedanken über das Thema und versucht, die langfristig gültige Idee mehr herauszuarbeiten. Direkt bei Facebook sind die Beiträge oft aus dem Moment heraus entstanden und funktionierten nur in dem zeitlichen Fenster, in dem es den Leuten angezeigt wurde.

    Dann tut es auch nicht mehr weh, so einen Account zu schließen. Ich habe meinen 15 Jahre alten Twitter Account mit fast 3000 Followern und zehntausenden Tweets gelöscht und es war okay. Da waren für mich keine Inhalte mehr, die verloren gehen könnten. Ich hatte 2 virale Tweets in der Zeit. Aber an die erinnere ich mich ja. Alles andere war Gelaber oder Links auf meine Blogposts… 😉

  2. Ich verstehe nichts von Corporate und so. Aber ich weiß, dass mein kleiner persönlicher Blog sehr gut ohne Social Media klarkommt.
    Nachdem ich meine Aktivitäten auf den drei genannten Plattformen quasi auf Null gedreht habe, merke ich an den Zugriffszahlen nichts.
    Das allerdings liegt daran, dass ich a) mehr Zeit zum Bloggen habe und b) eh nur um die 7% aller Zugriffe aus den sozialen Netzwerken kamen. Also alles verschmerzbar.

  3. Meinen Persönlichkeits-blog.de betreibe ich seit 2008. Mittlerweile sind dort fast eintausend Beiträge entstanden.
    In den letzten Jahren veröffentliche ich fast nur noch Fallberichte aus meiner Coaching-Praxis. Die bleiben immer aktuell. Ich verbreite sie über meinen wöchentlichen Newsletter „Sonntagsperlen“ und neuerdings LinkedIn.
    Das funktioniert sehr gut und verschafft mir genügend neue Klienten.

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