Kontaktanfragen auf LinkedIn nerven, wenn sie nur darauf abzielen, uns unmittelbar etwas zu verkaufen. Vor Spam-Anfragen können Sie sich ganz einfach schützen: Wenn Sie in Ihrem LinkedIn Profil von „Vernetzen“ auf „Folgen“ umstellen, wird die Zahl der mitunter übergriffigen Anfragen sehr schnell reduziert.
Das können Sie leicht erreichen, indem Sie den LinkedIn Creator Modus aktivieren oder Ihre Profileinstellungen anpassen. Wer Sie auf LinkedIn sieht, kann Ihnen schon auf einem Klick folgen. Das Vernetzen als Kontakt ist zwar weiterhin möglich, macht aber einige weitere Klicks notwendig. Wie das aussieht, können Sie leicht auf meinem LinkedIn-Profil (Klaus Eck) nachvollziehen und mir gerne folgen.
Durch die Umstellung auf „Folgen“ werden Sie die Jäger und Sammler davon abhalten, Sie direkt anzusprechen. Denn das ist für viele zu aufwändig. Wer 50 Kontakte am Tag quasi automatisch hinzufügen will, vermeidet diese „Kontaktarbeit“. Das Einsammeln vieler Kontakte hat nichts mit einem vernünftigen Networking zu tun.
Seien Sie lieber wählerisch und fügen Sie nur für Sie relevante Kontakte Ihrem Netzwerk hinzu. Aber kümmern Sie um den Ausbau Ihrer persönlichen Reichweite, in dem Sie Ihre Kontakte pflegen.
Ich schaue mir regelmäßig meine neuen Follower auf LinkedIn an und füge einige, die ich persönlich spannend finde, als meine Kontakte hinzu. Auf einen Text in einer Kontaktanfrage verzichte ich dabei meistens, weil es das Interesse auf der anderen Seite schon gibt. Warum sonst sollte mir jemand folgen?
Von selbst baut sich keine großartige Community um Sie auf. Das ist viel Arbeit und erfordert eine gewisse Disziplin.
Ich bekomme seit meiner Umstellung auf den Creator Modus nur noch wenige „schlechte“ Kontaktanfragen und bin mit der Entwicklung meines Netzwerks sehr zufrieden.
Was bringt ein großes Netzwerk?
Das Wachstum der Followerzahlen hat sich durch meine regelmäßige Content Creation auf LinkedIn enorm beschleunigt. Meine 15.000 Follower hätte ich nicht als Kontaktanfragen bekommen. Die meisten Menschen tun sich schwer mit einer Kontaktanfrage, weil sie Angst vor der Ablehnung haben. Es erinnert doch irgendwie an die Frage: Bist Du mein:e Freund:in?
Eine Aufforderung, eine Freundschaft auf digitale Weise zu schließen, klingt merkwürdig und ist es auch, weil wir uns gar nicht kennen und es oft keinerlei vertrauensvolle Beziehung zwischen Ihnen als Leser und mir als Autor gibt. Daran zeigt sich, wie wenig der Freundschaftsbegriff in Digitalien passt. Es wirkt befremdlich, wenn jemand wie ich mehr als 10.000 Kontakte auf LinkedIn hat. Doch das kann Vorteile haben. Entscheidend ist hierbei nicht die hohe Zahl unserer Kontakte, sondern deren Intensität. Wenn Sie Ihr Profil nicht aktiv nutzen, profitieren Sie kaum davon.
In Social Media ist es sehr leicht, viele Kontakte aufzubauen. Wir haben Hunderte oder Tausende Menschen, die wir in unserem digitalen Netzwerk erreichen können, dennoch haben wir in der Regel nur zu sehr wenigen einen engen Draht. Wir entwickeln soziale Beziehungen, indem wir regelmäßig unsere Kontakte pflegen, uns in Erinnerung bringen und anderen helfen — und nicht etwa, indem wir Fotos unserem Profil als Kontakte hinzufügen. Auf Facebook, LinkedIn und Xing ist es üblich geworden, Menschen einfach so hinzuzufügen, ohne dass es einer Beziehung bedarf.
Laut Robin Dunbar liegt die typische Anzahl der Freund:innen bei rund 150. Davon sind nur wenige intime und enge Freund:innen. Auf den Experten für menschliche Netzwerke geht die sogenannte Dunbar-Zahl 150 zurück, die einen Zusammenhang zwischen unserem Gehirnvolumen und der Größe einer Gruppe herstellt. Mehr Kontakte können wir meistens nicht pflegen.
Dabei sind gute Kontakte das A und O in der Wirtschaft. Davon können wir eigentlich nicht genug haben. Nie zuvor war es so leicht wie heute, seine Businesskontakte mit wenig Aufwand zu pflegen. Kein Wunder, dass die Zahl der Social Networker auf diversen Online-Plattformen sehr schnell steigt. Sie gehen ins Internet, um sich mit ihren Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern zu verbinden.
Networker lieben Menschen und werden Messies
Jeder Mensch hat gerne (viele) Freunde. Verlieren wollen wir diese nicht. Deshalb werden es im Laufe der Zeit immer mehr Kontakte in unseren Social Networks. Zu den wenigsten pflegen wir unsere Beziehung. An einen digitalen Abschied denken wir dabei trotzdem eher selten, da diese Form der digitalen Hygiene doch sehr aufwendig ist.
Im Offline-Leben verabschieden wir uns selten von Freunden, wir lassen Freundschaft aufgrund eines Job-, Interessens- oder Ortswechsels (oftmals unbewusst) auslaufen. Wann haben Sie im Erwachsenenalter jemals einem Freund oder einer Freundin gesagt: „Du bist nicht mehr mein Freund!“ Haben Sie auf LinkedIn sich von Ihren Kontakten schon einmal getrennt? Das tun die wenigsten Nutzer:innen.
Deshalb werden viele Networker nach einer Weile zu einem digitalen Messi. Jeder neue Freund ist wie eine Kerbe, die wir unserem Social Media Profil hinzufügen. Auf dem ersten Blick zahlen diese digitalen Verbindungen auf unsere Reputation ein. Die große Zahl wirkt eindrucksvoll und macht uns zu Promis. Über die Qualität unserer Beziehungen sagt das noch nicht viel aus. Aber die Zahl der Kontakte macht uns stolz, verführt zu einer gewissen Eitelkeit und stärkt unseren Narzissmus. Wir sind wer in Digitalien.
Entscheidend sind jedoch die realen Interaktionen mit unseren Kontakten auf den diversen Plattform und auf Veranstaltungen wie der re:publica (siehe Bilder). Was zählt, ist die gelebte Beziehung, die nach außen gar nicht immer sichtbar sein muss. Es gibt keine sich selbst pflegenden Adressbücher, die uns dadurch wertvoller machen, dass sie vorhanden sind. Ein Kontakt hat keinen Wert, wenn ich ihn nicht lebe und hin und wieder auf andere zugehe. Manchmal genügen dazu schon Likes und Kommentare.
Durch Content eigene Anreize für den Kontakt schaffen
Wer nur passiv Mitglied in einem Social Network ist, wird es vielleicht als Adressmanagement-System wunderbar verwenden können, verzichtet aber gleichzeitig auf den Mehrwert, den LinkedIn, Xing, Twitter, Instagram, Facebook und co. für den Businesskontakt bieten können. Wer keine Inhalte auf den Netzwerken teilt, profitiert nur mäßig von seiner digitalen Dependance. Es wird erst spannend, wenn Sie selbst außerhalb Ihrer Profilpflege auch noch Zeit für das Teilen von Inhalten oder sogar für das Publizieren auf den Plattformen investieren.
Verzichten Sie jedoch auf eine aktive Nutzung ihrer Profile, müssen Sie abwarten, ob jemand ohne jeglichen Anreiz auf Ihren digitalen Auftritt reagiert. Oft reicht das jedoch nicht aus. Erst attraktive Inhalte machen Ihr Profil auf dem Network Ihrer Wahl für Dritte attraktiv. Bisher nutzen nur sehr wenige Mitglieder in den Networks diese Chance. Falls Sie ein Netzwerk aufbauen wollen, sollten Sie Ihre Businesspartner ernst nehmen und den aktiven Dialog mit ihnen suchen. Wer selbst auf kleinem Niveau nichts macht, ist kein Networker und hat fast nichts von seinen vielen Kontakten. Das reduziert uns dann wirklich auf digitale Messies.