Der Katalysator ist der Visionär unter den Führungskräften, eine Inspirationsfigur; ein hervorragender Kommunikator und kreativer Innovator, ein Empathiekünstler und Menschenfreund. Er besitzt Leidenschaft, ansteckende Begeisterungskraft und ein hohes Motivationstalent. Für ihn gehen die Mitarbeiter durchs Feuer.
Mit dem Katalysator schließt diese Serie über Führungskompetenz in unserer neuen Arbeitswelt. Ihm gelingt es spielend leicht, andere für Ideen zu entflammen und zielführende Impulse zu geben. So wie der Katalysator in einem chemischen Versuchslabor setzt er Prozesse in Gang und zieht sich dann wieder zurück. So bringt er Agilität in vormals erstarrte Strukturen.
Wie ein Ideenfeuerwerk entsteht
Ein Katalysator führt, indem er das Arbeitsgeschehen moderiert und Vorschläge macht. Er führt hingegen nicht über strikte Anweisungen, Druck und Antreiberei. Verantwortung und Kontrolle verbleiben bei den einzelnen Mitarbeitern oder im Team.
Und so sagt er das:„Ich traue jedem hier zu, dass er nur das bestellt, was er wirklich benötigt. Deshalb braucht Ihr meine Unterschrift nicht.“ Sogar in schlechten Zeiten sendet er Appelle wie diesen: „Wir wollen Ihnen keine Vorgaben machen, wo Sie sparen sollen. Sie alle wissen, wie man einen Haushalt führt, wenn’s mal enger wird.“
Danach lädt er seine Leute zu einem Ideenfeuerwerk ein. Beim Hardware- und Softwarehersteller EMC beteiligten sich einmal Tausende von Mitarbeitern an einer solchen Aktion und wiesen auf unwirtschaftliche Prozesse hin, von denen die Chefs großteils gar nichts wussten.
Das Spielfeld der Mitarbeiter: so groß wie möglich
Ein Katalysator steckt das Spielfeld ab, in dem seine Leute dann spielen können – nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, abhängig von Aufgabe und Mitarbeitertypologie. Er schafft Orientierung, gibt die Anforderungen vor und sorgt für einen reibungslosen Prozessablauf.
Wenige Spielregeln bestimmen, was geht und was nicht. Eine funktionierende Fehler-Lernkultur und regelmäßige Feedback-Schleifen sichern das zügige Voranschreiten der Projekte und Initiativen. Besprochen werden folgende Punkte:
- Was wurde seit dem letzten Mal geschafft?
- Was sind die nächsten Schritte?
- Was hat besonders gut geklappt?
- Welche Hindernisse sind aufgetaucht?
- Was können wir beim nächsten Mal besser machen?
Dabei bietet er immer seine Hilfe an, doch nur im Notfall greift er steuernd ein.
Treibhausklima für eine Hochleistungskultur
Das wichtigste Stilmittel eines Katalysators sind kluge Fragen. Damit lässt sich sein Wechselspiel aus Nähe und Distanz gut austarieren. Ein zweites Stilmittel ist das Monitoring. Im Vergleich zur Kontrolle, die auf Misstrauen basiert, verdeutlicht das Monitoring Interesse am Gelingen einer Aktion.
Katalysatoren besitzen eine ausgesprochen hohe emotionale Intelligenz. Sie können zwar auch konsequent und hart durchgreifen, schätzen aber aufgrund ihrer sozialen Begabung sehr viel besser ein, wann dies in welcher Form notwendig ist. Sie setzen ihre Mitarbeiter im Kern ihrer Talente ein und orchestrieren ein Hochleistungsteam.
Wie Hochleistungsteams entstehen
Hochleistungsteams kommunizieren über eine positive Wortwahl, während in Low-Performance-Teams Worte der Abneigung sowie Kritik und Zynismus vorherrschen. Hochleistungsteams tendieren ferner dazu, wertvollen Input und neue Gedanken von außen in das Team zu bringen.
Sie sind darüber hinaus in der Lage, den Vorschlägen und Gedanken anderer zu folgen und diese weiterzuentwickeln, während Niedrigperformer Ideen von außen abblocken und den eigenen Standpunkt als das Nonplusultra verfechten. Dies und vieles mehr hat der chilenische Psychologe Marcial Francisco Losada herausgefunden, der zum Thema Hochleistungsteams forscht.
Idealbesetzung für unsere neue Businesswelt
Kreative Köpfe fühlen sich, wie Untersuchungen des Soziologen Richard Florida zeigen, vor allem dort hingezogen, wo die drei Ts zu finden sind: Technologie, Talente und Toleranz. Genau das ist die Welt der Katalysatoren. Sie schaffen Orte, an denen es vor Hochbegabten geradezu wimmelt. Solche Talente arbeiten zum Beispiel bei Google, „weil wir solche Menschen in die Lage versetzen, die Welt zu verändern“, haben die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page einmal gesagt.
Katalysatoren haben einen ausgeprägten Chancenblick. Sie lieben die Zukunft, alles Quirlige, die sich digitalisierende Welt – und neue Ideen. Sie haben ausgewiesene Marketingkompetenzen und ein überdurchschnittlich hohes Kundenverständnis. Ihre Freude an der Arbeit überträgt sich auf alle, die von ihnen geführt werden (noch viel mehr dazu in meinem neuen Buch “Das Touchpoint Unternehmen” – ausgezeichnet als „Managementbuch des Jahres“).