Lassen Sie mich die Antwort gleich vorwegnehmen: Ja, unbedingt. Das Buch hat das Zeug zur Berufsbibel, die jeder, der im Content-Prozess eine Rolle spielt, neben seinen Bildschirm stellt – und zwar stets in der aktuellsten Ausgabe.
630 Seiten – im Vergleich zu vielen Büchern, die erstmals in den USA zum Thema erschienen, ist das Buch „Think Content!“ sehr umfangreich (das musste ich nachmessen: es ist stolze 3,5 Zentimeter dick). Aber zurecht, denn Miriam Löffler bearbeitet das Thema ausführlich, ohne Scheu vor praxisrelevanten Details.
Trotz seines Umfangs hat das Buch einen klar abgesteckten Rahmen: Es konzentriert sich auf die Kunst, eine erfolgreiche Website aufzubauen und zu betreiben. „Ihre Website steht im Content-Kosmos-Zentrum“, schreibt Miriam Löffler. Sie sei das Herzstück aller Kommunikationsbemühungen. (Eine Auffassung, die ich nicht nur teile, sondern der ich mindestens drei Ausrufezeichen dahinter setzen möchte!!!)
Zudem hat das Buch, schon allein durch das rund 150 Seiten dicke Kapitel „Webtexten“, einen deutlichen Schwerpunkt: das Schreiben für Internet-Auftritte. Themenbereiche wie CMS-Auswahl, Responsive Design, Social-Media-Themen, Content-Vermarktung oder Mobile Trends hingegen werden kaum besprochen.
Eine Stärke des Buchs: es zeigt die Kniffe der Content-Planung
Wer nun denkt, diese Fokussierung wäre zu eng und wenig zielführend, liegt falsch: Denn es ist genau diese Konzentration, die den Blick aufs Wesentliche schärft – auf die neuartige Logik, die Content-Strategie und Content-Marketing zu etwas Besonderem macht.
Miriam Löffler macht kein Hehl daraus, dass Content künftig die Führungsrolle übernehmen sollte: „Content First! Design Second!“ Deshalb gelte es Abschied zu nehmen von etlichen Gepflogenheiten: „Es ist höchste Zeit, dass in der Online-Branche ein Umdenken stattfindet – weg vom reinen Traffic-Einkauf en masse hin zu einem professionellen, nutzerorientierten Umgang mit Content.“
Wie wichtig diese neue Perspektive für den Online-Erfolg ist, wird in dem Buch sehr deutlich. Löffler macht klar, dass man sich bei Content – wie es leider immer noch oft der Fall ist – Schlamperei, Oberflächlichkeit und die berühmt-berüchtige „Das machen wir nebenher“-Denke nicht leisten kann. Wie penibel und differenzierend man sich stattdessen den Content-Aufgaben nähern muss, macht sie zum Beispiel mit einer Liste der 12 unterschiedlichen Content-Arten deutlich.
Richtig stark wird das Buch, wenn es um die Content-Planung geht: So werden die zahlreichen unterschiedlichen Prozesse beschrieben, an denen man nicht herumkommt – etwa die Freigabeprozesse, die Quality-Assurance-Prozesse, die Analyseprozesse und Archivierungsprozesse. Zudem bietet es gute Beispiele, wie man Zeit und Kosten kalkuliert und wie man den Content-Life-Circle in den Griff bekommt. Auch das Content-Controlling und das Bilden von Personas wird wohltuend allgemeinverständlich beschrieben.
Das Buch nimmt die Scheu vor dem komplexen Thema
„Think Content!“ ist vornehmlich geschrieben für Leute der Praxis und bietet dazu zahlreiche erhellende Beispiele. Es ist für Leute, die en detail wissen wollen, wie Content-Strategie, Content-Marketing, Storytelling und das Texten fürs Web funktionieren. Dabei schafft Miriam Löffler etwas Bemerkenswerts: Obwohl sie die zahlreichen unterschiedlichen Disziplinen beschreibt, die im Content-Marketing und in der Content-Strategie zusammenwirken, ist ihr Buch nicht verwirrend. Es hat einen klar erkennbaren roten Faden und bleibt dank des locker-flockigen Stils durchgehend sehr gut lesbar – das verdient bei einem solch komplexen Thema besonderen Respekt.
Auf jeder Seite spürt man Löfflers Enthusiasmus, den Leser von der Notwendigkeit guten Contents zu überzeugen. Man könnte nun bestimmt trefflich darüber streiten, ob die Content-Strategie, wie sie in diesem Buch beschrieben ist, nicht eher eine Content-Marketing-Strategie ist – und ob die unternehmensinternen content-strategischen Analyse- und Entwicklungsprozesse sowie die Perspektive aus dem Markenblickwinkel nicht zu kurz kommen. Es gibt auch Content-Experten, die das Content-Audit anders definieren.
Aber egal: „ThinkContent!“ ist ein Buch mit einem wohltuend klar abgesteckten Rahmen und ideal für alle, die ihren Online-Content endlich auf Vordermann bringen wollen. Es wurde geschrieben für die Praxis – und Miriam Löffler ist dazu eine großartige Unterstützung gelungen. Also: Bitte umdenken und loslegen!
Gratulation zur Veröffentlichung dieses stolzen Werkes! Man darf gespannt sein und die Hoffnung hegen, daß dieses Buch etwas Klarheit und Ruhe in die teils hitzig-überschäumende Diskussion um Begrifflichkeiten und Abgrenzungen zu verwandten Marketing-Disziplinen bringt. Ich freue mich auf die Lektüre!
Nach der wunderbaren Rezension – kam ich um die Buchbestellung gerade gar nicht mehr herum. Kann es kaum erwarten, mit dem Schmökern anzufangen… Glücklicherweise gibt’s ja inzwischen die gut funktionierende Next-Day Delivery 🙂
Den Tipp nehme ich gerne mit und trage das Buch in meine Wishlist ein. Ich hoffe, das Buch ist genauso eine Bibel, wie „Epic Content Marketing“ von J. Pulizzi (es gibt noch keine deutsche Version, soweit ich weiss) 🙂
life cycle (nicht „circle“). aber eine rezension, die ich gern gelesen habe.
Schöner Artikel, ich würde nur gerne wissen wie andere „Experten“ Content-Audit definieren (und wer die Experten sind).
@martinlindner:disqus Ich sehe das genau so es müsste „Content-Lifecycle“ heißen. Was mir unverständlich ist, ist warum die Anmerkung seit 2 Jahren da steht und der Inhalts/Rechtschreibfehler nicht verbessert wurde?
Das erinnert mich an ein lustige Bemerkung:
Auf der „rock-the-blog-2015“ (auf der CeBit) hat sich ein Redner über die vielen Rechtschreibfehler in Blogs beschwert:
O-Ton: „Sobald ich einen Rechtschreibfehler finde lese ich nicht mehr weiter…“
Meine Meinung dazu: Man sollte da nicht zu hart sehen, das kann JEDEM mal passieren….;)