Wirft man einen Blick in die Stellenanzeigen rund für digitale Berufsbilder, begegnen einem höchst abenteuerliche Kombinationen. Wie zum Beispiel die Stelle des Nachtportiers, der nebenbei die Präsenzen des Unternehmens in den sozialen Netzwerken betreuen sollte, oder der Social Media Manager, der nebenbei noch sehr gute Kenntnisse in Flash und C+ mitbringen muss. Viele Unternehmen haben augenscheinlich noch Probleme damit die Berufsbilder, die rund um Social Media entstanden sind, zu greifen.
Das ist verständlich, da wir es an dieser Stelle noch mit einem relativ neuem Berufszweig zu tun haben, aber eben auch ein Ansatzpunkt für Verbesserungen. Im Rahmen der Recherche zu meinem Buch über das Berufsbild habe ich einen Überblick für Unternehmen entwickelt, der dabei helfen soll, ein Gefühl dafür zu bekommen, „welchen“ Social Media Manager Sie für Ihre Organisation brauchen. Einen exklusiven Auszug daraus möchte ich Ihnen im Folgenden kurz vorstellen.
Welche Facette des Social Media Managers brauchen Sie für Ihr Unternehmen?
Auf Unternehmensseite ist wichtig, dass Klarheit über die Anforderungen an einen Kandidaten bestehen. Hüten Sie sich davor, alles was grob mit Internet zu tun hat, dem Social Media Manager zuzuordnen. Dies wirkt abschreckend auf potentielle Kandidaten und sorgt mit ein wenig Pech dafür, dass sich Ihr idealer Kandidat gar nicht erst bewirbt.
Je genauer Sie beschreiben können, welche Aufgaben der Kandidat in Ihrer Organisation übernehmen soll, desto besser. Aus diesem Grunde müssen Sie sich erst einmal darüber im Klaren sein, was genau der Kandidat überhaupt tun soll, beziehungsweise wen Sie überhaupt suchen.
Die eierlegende Wollmilchsau
Sie möchten jemanden, der Ihnen die Social Media Strategie erstellt, Ihre Kanäle betreut, jeden Tag einen Blogbeitrag veröffentlicht und nebenbei noch Suchmaschinenoptimierung macht? Diese Person gibt es nicht, schon gar nicht, wenn dazu noch fünf Jahre Berufserfahrung zu einem Gehalt von 28.000 € gesucht werden. Dieses scheinbar abstrakte Beispiel ist leider nicht ausgedacht, sondern immer wieder in freier Wildbahn anzutreffen. Es schadet nicht hohe Ansprüche zu haben, aber realistisch sollten diese schon sein. Orientieren Sie sich lieber an den folgenden, typischen Rollen.
Der Grundsteinleger
Sie suchen jemanden, der für Sie bei Null beginnt und Ihnen auf dem Weg in das Social Web hilft? Setzen Sie den Fokus auf Analyse, Strategie und interne Prozesse, denn das wird zunächst die Hauptaufgabe sein. Auch ist es hier wichtig, dass Sie einen Kandidaten finden, der mindestens fünf Jahre Berufserfahrung hat, versteht wie ein Unternehmen tickt und sich mit seinem Fachwissen Respekt im Unternehmen verschaffen kann. Ein Berufseinsteiger ist hier schlichtweg fehl am Platze. Auch Führungsqualitäten sind wichtig. Der Senior Social Media Manager muss in der Lage sein, ein (interdisziplinäres) Team aufzubauen und zu führen.
Der Redakteur
Sie suchen primär jemanden, der Ihnen gute Inhalte für Ihre Social Media Präsenzen produziert und andere im Unternehmen dazu bringt, dies ebenfalls zu tun? Dann brauchen Sie jemanden, der seinen Schwerpunkt in dem Thema Social Media Redaktion und Content-Erstellung hat. Hier ist ein Hintergrund in Journalismus oder PR vorteilhaft, aber auch ein sehr gut geschriebenes Blog stellt einen Pluspunkt dar.
Der Kommunikator
Die Strategie steht, Ihr Social Media Programm ist im vollen Gange und Sie suchen jemanden, der Ihre Kanäle professionell betreut? Dann sind Sie auf der Suche nach einem (Social Media) Community Manager. Im Mittelpunkt dieser Aufgabe steht die Kommunikation mit Ihren Kunden, der Kandidat muss also Erfahrung in diesem Feld haben. Wenn Sie den ersten Community Manager suchen, ist es durchaus wünschenswert, dass dieser offen und geeignet für eine Führungsposition ist. Allein aufgrund der Tatsache, dass einer allein nicht an 365 Tagen im Jahr für Ihre Community da sein kann, ist perspektivisch mindestens eine weitere Junior Position in diesem Bereich anzustreben.
Der Kundenservice-Profi
Sie haben den Kundenservice als zentrales Element in Ihrer Social Media Strategie aufgenommen und suchen jetzt nach geeigneten Kandidaten für die Ausführung? Hier empfiehlt es sich dringend einen Blick in die Organisation zu werfen. Es ist einfacher einem Profi aus dem Kundenservice, der sich seit Jahren professionell um das Wohl der Kunden sorgt und Ihre Systeme aus dem Effeff beherrscht in Social Media Kommunikation zu schulen als umgekehrt. Langjährige Mitarbeiter des Kundenservices haben oft eine ganz spezielle Art zu denken. Sie haben Spaß daran Kunden zu helfen, auch wenn Sie dafür meistens viel zu wenig Wertschätzung erhalten. Findet Sie unter diesen Profis onlineaffine Kandidaten, sollten Sie diese Chance nutzen. Da Kundenservice im Web neben der gewohnten Kritik auch Lob und Dank für gelöste Probleme mit sich bringt, wachsen viele Community Supporter schnell regelrecht über sich hinaus. Meine Erfahrung hat dies immer wieder bestätigt und es gibt immer wieder schöne Beispiele, was dann passiert.
Der Meister der Daten
Sie möchten Erkenntnisse, mit denen Ihre Organisation noch besser werden kann? Dann brauchen Sie eine Person, die sich mit Social Media Monitoring und Analyse auskennt und Ihnen nicht nur verständliche Reportings erstellen kann, sondern auch in der Lage ist, massenweise Daten intelligent auszuwerten. Erfahrungen in Marktforschung oder Analyse ist hier eine gute Basis.
Der Rockstar
Sie suchen jemanden, der Sie und Ihre Organisation perfekt vertritt, durch Fachwissen und Persönlichkeit begeistert und überzeugt? Hier liegt ein klarer Fokus auf dem Thema Branchenkenntnisse, achten Sie also darauf, dass der Kandidat ausreichend davon mitbringt. Darüber hinaus brauchen Sie jemanden mit einer extrovertierten Persönlichkeit, der geübt ist professionelle Kontakte zu machen und zu pflegen und Ihre Marke rundum sympathisch repräsentieren kann. Nicht zu vernachlässigen ist auch hier ein gutes Verständnis für Kommunikation on- wie offline, sowie das Bewusstsein dafür, dass man stets auch das Unternehmen vertritt, unerlässlich.
Diese sechs Rollen geben Ihnen einen groben Überblick darüber, welche Facetten des Social Media Managers im Berufsalltag anzutreffen sind. Natürlich sind auch Mischformen möglich und häufig zu finden, achten Sie doch auch hier darauf, das Sie Ihre Wunschposition nicht mit Aufgaben überladen. Fokussieren Sie sich auf das, was Ihre Organisation gerade konkret braucht.
Die perfekte Stellenausschreibung
Für die perfekte Stellenausschreibung gibt es keine allgemeingültige Vorlage, denn der Social Media Manager, den Sie suchen, ist genauso einzigartig wie Ihre Organisation. Der Berufsverband für Social Media und Community Manager (BVCM) arbeitet im Ausschuss Berufsbilder jedoch gerade an einer Ausschreibungs-Baukasten, den Sie auf Ihre Bedürfnisse anpassen und als Inspiration nutzen können. Die Veröffentlichung ist für das Frühjahr unter http://bvcm.org geplant.
Was sind Ihre besten und schlechtesten Beispiele für Stellenausschreibungen in diesem Bereich? Fehlt Ihnen noch eine konkrete Facette des Social Media Managers? Ich freue mich auf Ihr Feedback!
Bildquelle: Shutterstock
Guter Artikel. Lesenswert für alle die Unternehmen die Leute im Social Bereich suchen, seien es Social Media Manager, Community Manager, Analysten oder „Social Media Rockstars“ 😉 Danke Vivian.
Ich bin der Meinung, dass Unternehmen bei der Social Media Arbeit zu sehr in wirtschaftlichen Strukturen denken und gerne auf Branchenfremde verzichten. Dabei wäre es doch empfehlenswert deutlich mehr Personal aus dem psychologischen Bereich zu rekrutieren, die verstehen warum Menschen in bestimmten Situation so handeln wie sie handeln. Es gibt einfach Bereiche, in denen normale Marketer oder Informatiker nichts zu suchen haben und was das angeht ist der deutsche Markt leider noch etwas hinterher. Danke für deine sehr guten Denkanstöße! 🙂
vielen dank für die hilfreiche typisierung, die eine gute orientierung gibt und hilft kritisch zu hinterfragen, was das unternehmen gerade wirklich braucht.
Leider ist der Text zu sehr auf Konzernstrukturen ausgerichtet. Die KMU, also die große Mehrzahl der Unternehmen, leisten sich solche Kleinteiler nicht. Für deren Kommunikation muss man in der Regel eine recht breite Palette an Kompetenzen mitbringen. Und da sind die SoMe eben nur ein Teil von vielen.