Eine exakte Planung, sinnvolle Implementierung und umfassende Datenerhebung sind unverzichtbare Faktoren für den Erfolg eines Enterprise 2.0 Projekts. Wird all dies in ein ordentliches und dynamisches Strategie-Rahmenwerk integriert, wird man erste Erfolge schnell erzielen. Und dann ist da noch die überaus hoch gepriesene Social Software sowie die umfassende und moderne Infrastruktur. Alles zusammen ein Erfolgsmodell, welches nur darauf wartet, dass jemand den Start-Knopf drückt, oder?
Alles dreht sich um den Menschen!
Nicht wirklich. Zentral für Enterprise 2.0-Anwendungen und -Lösungen sind immer die Anwender selbst. Schließlich ist der einzelne Mitarbeiter der ausschlaggebende Faktor für den Erfolg einer Enterprise 2.0-Initiative. Gute Planung, eine umfassende und ausgereifte Software, eine zuverlässige und schnelle IT Infrastruktur und die alles berücksichtigende globale Strategie tragen maßgeblich zum Erfolg bei. Doch wird nur in einem dieser Punkte der Mensch außen vor gelassen, dann entsteht ein schwer aufholbares Defizit.
Was nützt alles gute Planen und Berücksichtigen von bestehenden Strukturen, wenn der Mitarbeiter nicht als Zentrum dieser Strukturen berücksichtigt wird? Was nützt eine Software, die alles bedenkt, alle Funktionen beinhaltet, aber viel zu kompliziert ist? Die effektivste Strategie zeichnet Steigerungen in der Wertschöpfung, Prozessoptimierung und Risikoverminderung ab, aber vernachlässigt, dass der Nutzer nicht 24 Stunden zur Verfügung steht.
Vier einfache Faktoren
Die folgenden vier Punkte sind in allen Bereichen des Projekts immer zu beachten:
Faktor Mensch
- Ein Nutzer ist ein Mensch mit Emotionen, Schwächen und sozialen Strategien
Faktor Verständnis
- Ein Nutzer versteht den Umgang/How-to des Werkzeugs/Strategie/Struktur
Faktor Zugänglichkeit
- Ein Nutzer kann sich Wissen zur Nutzung des Werkzeugs/Strategie/Struktur einfach aneignen
Faktor Erkenntnis
- Ein Nutzer muss für sich, seine Arbeit und das Unternehmen den Benefit erkennen
Werden diese Punkte in allen Phasen und Bereichen des Projekts berücksichtigt und fortlaufend an die Dynamik des Projekts angepasst, wird der Fokus immer wieder auf den Mitarbeiter rücken bzw. den Menschen nicht aus den Augen verlieren.
Der Mensch als Organisationswesen
Ein Projekt mit so weitreichenden Auswirkungen, wie es Enterprise 2.0 auf die Kultur, die Hierarchie, die Kommunikation, die Entscheidungsfindung und die Zusammenarbeit im Unternehmen hat, sollte auch den Menschen innerhalb seiner Organisations- und Professionalisierungsstrukturen sehen. Hierfür ist es wichtig, dass die Projekttreibenden sich das Stakeholder-Modell für das eigene Unternehmen zu Nutze machen. Jede Anspruchsgruppe muss in das Projekt zumindest informativ eingebunden werden. Für jede Phase des Enterprise 2.0 Projekts sollte eine Kommunikation mit den Organisationsgruppen des Unternehmens festgelegt sein. Nicht nur allein die Information des jeweiligen Stakeholders ist wichtig für den Umsetzungsprozess. Die Einbindung der entsprechenden Organisationsgruppe bringt für das Projekt vielfach ungeahnten Zuspruch und Vorteile für das Projektteam. So lassen sich Fürsprecher, Meinungsmacher und Commitment-Quellen erschließen.
Anspruch und Benefit der Anspruchsgruppen
Es gilt nicht es allen Recht zu machen. Zwar kann man alle Anspruchsgruppen des Unternehmens berücksichtigen, aber man wird das Projekt nie zur vollkommenen Zufriedenheit aller Beteiligten umsetzen können. Von diesem Anspruchsdenken muss sich das Projektteam lösen. Es gilt vielmehr die Stakeholder auf ihrer Kommunikationsebene abzuholen, sie auf dem aktuellen Stand zu halten und ihnen die Möglichkeit zur Beteiligung anzubieten. Kommunizieren Sie offen und kooperativ mit den Anspruchsgruppen, schaffen Sie eine Atmosphäre des Vertrauens und der Transparenz.
Kleinteiliges Stakeholder-Modell
Jede Anspruchsgruppe, die in der Kommunikations- und Kooperationsstrategie berücksichtigt werden muss, hat ihren ganz eigenen Stand an Wissen, Engagement und Bezug zum Thema der Enterprise 2.0. Sie werden jede Menge Menschen sprechen, die der Innovation durch Enterprise 2.0 offen gegenüber stehen. Sie wünschen sich diesen Schritt. Dann wird es aber auch Skeptiker geben, die den vordergründigen Nutzen und Zugewinn nicht erkennen bzw. erkennen wollen. Und natürlich gibt es Mitarbeiter, die aus Angst jede Innovation ablehnen.
Mein nachfolgendes Modell soll es dem Projektteam erleichtern, die unterschiedlichen Stakeholder zu identifizieren. Das Modell ist sehr kleinteilig und hat möglicherweise in seiner Klassifizierung Überschneidungen. Es berücksichtigt Abteilungen, Interessensgruppen und Hierarchien.
Die sechs markierten Stakeholder werden im nächsten Teil der Enterprise 2.0 Serie genauer betrachtet. Sie sind die Anspruchsgruppen, deren Unterstützung, während der gesamten Projektphase immer wieder gewonnen werden muss. Sie sind Teil der Umsetzung, der Kommunikation, des Commitments und der Motivation. Eine dynamische und kreative Zusammenarbeit zwischen diesen Gruppen bzw. eine Integration dieser Gruppen in das Projektteam ist ein weiterer Pluspunkt auf dem Weg zur erfolgreichen Umsetzung von Enterprise 2.0.
Kennen Sie Beispiele, wo der Fokus zu sehr auf der technischen Umsetzung lag? Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Berücksichtigung des Faktors Mensch in solchen Projekten? Woran scheitern Enterprise 2.0-Projekte noch?
>> Teil 1: Social Media im Unternehmen: Die falsche Angst vor dem Enterprise 2.0
>> Teil 2: Social Media im Unternehmen: 5 strategische Punkte in der Pionierphase
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… und beim Faktor Erkenntis, der m.E. wohl der wichtigste ist, spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle, die gern falsch verstanden wird – es geht nicht nur darum, die Leute zu informieren, sondern vor allem darum, ihnen eine Grund zu geben, mitzumachen… Nutzen ist einer der effektivsten Gründe, Neugier, Freude, Wertschätzung können gute Einstiegsdrogen sein.
Richtig! Die Kommunikation muss Begehrlichkeit schaffen.