Die Einführung von Enterprise 2.0 Projekten ist ein andauernder sowie dynamischer Prozess, der unterschiedliche Phasen, Initiativen und Evaluationsschritte beinhaltet. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass unternehmensinterne soziale Netzwerke in wenigen Wochen umgesetzt werden, funktionieren und den anvisierten Erfolg zeigen. Besonders im Anfangsstadium einer Enterprise 2.0 Initiative ist strategisches und überlegtes Handeln sehr wichtig. Worauf Unternehmen achten sollten, das möchte ich in diesem zweiten Teil unserer Enterprise 2.0 Serie nahebringen.
Alles beginnt im Kleinen – eine Zelle für den Reichtum an Leben auf unserem Planeten, ein Gedanke für die Überwindung eines falsch-wahrgenommenen Weltbilds oder eine Idee für die Revolution in der Gemeinschaft. Nicht anders verhält es sich mit Enterprise 2.0. Der große Umbruch geschieht zu Beginn, kaum wahrgenommen, im Kleinen und schafft bei seiner dynamischen Entwicklung die Evolution aber auch die Revolution im Unternehmen. Und es braucht genausoviel Zeit wie die Entwicklung der Zelle, die Formulierung des Gedankens oder die Verbreitung der Idee.
Erfolg im Kleinen
Wenn der Pilot einer Enterprise 2.0 Initiative erfolgreich verläuft, schafft man eine gute Basis für die Gesamtumsetzung des Projekts. In der Pilotphase bildet sich die erste Neugier und Unternehmen gewinnen Botschafter sowie Experten für ihr Projekt. Anwender, die von der Idee der vernetzten Zusammenarbeit, der verbesserten Kommunikation und dem schnelleren Feedback überzeugt sind, werden diese Idee wie ein Lauffeuer weitertragen. Ein überzeugender Einstieg bei Erstanwendern öffnet den Weg für die Anwendung in einem breiteren Umfeld. Unternehmen können sich darüber eine Basis an Verfechtern, Botschaftern und Fürsprechern schaffen. Ohne einen solchen ersten Erfolg wird es jedoch eher schwierig, für die Akzeptanz im Unternehmen zu sorgen.
Auch im Kleinen die große Strategie anwenden
Selbst wenn die Anfangsinitiative klein und übersichtlich gestaltet ist, sollte sie von Beginn an nachvollziehbar und verständlich geplant werden. Als Pionierphase eignen sich kurzfristige und mittelfristige Teamprojekte, die im Kern eine aktive Zusammenarbeit benötigen. In Kooperation mit den beteiligten Teammitgliedern wird das entsprechende Tool implementiert, erklärt und gegebenenfalls in Schulungen ausgiebig vertieft.
Den magnetischen Gegenpol finden
Besonders wichtig ist es, Kollegen und Teammitglieder zu finden, die eine grundlegende Affinität zum Thema Social Media, soziale Vernetzung und Online-Kommunikation haben. Sie bilden im Kollegen-Netzwerk eine wertvolle Basis für Akzeptanz, Verständnis und vor allem für eine sinnvolle Umsetzung. Diese Spezialisten und Early Adopters können in die Vorplanung des Pionierprojekts effektiv einbezogen werden. Sie können erste Hinweise für den nötigen Funktionsumfang, die Workflow Anpassung und mögliche Schnittstellen für vorhandene Softwarelösungen geben. Sie sind die ersten Botschafter des Projekts bei den Mitarbeitern.
Feste Grenzen und klarer Zeitraum
Der Rahmen für das Pionierprojekt sollte hierbei klar eingegrenzt werden. Dabei ist es besonders wichtig, dass sowohl die Teilnehmerzahl des Netzwerkes bzw. des Tools begrenzt ist. Grundsätzlich sollte das Initialprojekt im festgelegten Projektrahmen und innerhalb des Aufgabenfeldes bleiben. Teilnehmer sollten dazu angehalten werden, möglichst wenig oder keine Auskünfte über Fortschritt, System oder sonstige Angaben zur Einführung an Kollegen herauszugeben. Eine klare Kommunikationsleitlinie ist dementsprechend Bestandteil der Gesamtstrategie und muss auch die einzelnen Phasen der Umsetzung berücksichtigen.
Das zeitliche Fenster findet seine Anpassung durch die Dauer des Teamprojekts. Ist das gemeinsame Projekt abgeschlossen, findet auch die Pionierphase der Enterprise 2.0 Initiative bzw. die praktische Anwendung der Software ihr Ende.
Umfassende Analyse anhand klarer KPIs und strategischer Ziele
Für die Auswertung des Projektes ist es enorm wichtig, dass alle erhobenen Daten, gewonnenen Erkenntnisse, Kritiken und Aussagen von Anwendern sowie die Ergebnisse eines regelmäßigen Feedback-Prozesses zusammengefasst werden und mit den vorher festgelegten KPIs und strategischen Zielen abgeglichen werden. Hierfür sind klare, einfache und gut messbare Indikatoren und Werte ausschlaggebend. Diese sollten in der Vorplanung genau festgelegt werden und eine einfache sowie verständliche Definition haben.
Die gewonnenen Erfahrungen, erhobenen Daten und entsprechenden Ableitungen bilden die Basis für das strategische Rahmenwerk. Dieses ist die Grundlage für die Ausrichtung der Enterprise 2.0 Initiative an der Unternehmensstrategie und bildet gleichzeitig eine Orientierung für die Planung weiterer Pionierprojekte sowie eine Ausweitung der Bestehenden.
Trotz aller Theorie würde ich gerne von Ihnen wissen, ob Sie schon einmal Teil einer solchen Pilotphase waren bzw. sind? Was ist Ihnen besonders aufgefallen?
>> Teil 1: Social Media im Unternehmen: Die falsche Angst vor dem Enterprise 2.0
Bildquelle: BIGSTOCK, bigstock-Pawn-In-Hands-Over-A-Chessboar und The-last-piece-of-jigsaw-puzzl
und nicht zu vergessen: relevante Inhalte und klare Zielgruppen. Erst wissen, worüber wir sprechen wollen und mit wem und schließlich wo!
Hallo Herr Woll,
natürlich ist auch dies ein wichtiger Aspekt bei einer ESN Umsetzung. Wenn die Teilnehmer nicht wissen, was sie in dem Netzwerk finden, wo sie es finden und was es ihnen bringt. Die Zielgruppen ergeben sich natürlich auf der Basis von Use Cases und Problemlösungen. Das Netzwerk soll ein Werkzeug sein für den Arbeitsalltag und zur Aufgabenlösung.
Die Wahl des Netzwerkes muss im Zusammenhang mit einem Enterprise 2.0 Projekt natürlich aus technischen Gründen im Vorfeld gewählt werden. Natürlich wird diese Wahl anhand der Zielgruppe, der Aufgabenstellung und den Umsetzungsmöglichkeiten gewählt.
Schöner Beitrag. Ob allein diese 5 strategischen Punkte ausreichen um ein ausreichend erfolgreicher unternehmensinternes soziales Netzwerk zu etablieren, wage ich zu bezweifeln. Das Thema Unternehmenskultur und Nutzenstiftung des Netzwerkansatzes für den Einzelnen und die Kommunikationsstrategien bei der Einführung wären sicher etwas mehr Aufmerksamkeit wert.
Allein diese 5 Punkte reichen natürlich nicht aus für die erfolgreiche Umsetzung. Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Das Thema Unternehmenskultur und entsprechende Kommunikation wird einen weiteren Teil dieser Serie gestalten. Hier soll allein die erste Phase bei der praktischen Umsetzung für Enterprise 2.0 übersichtlich und verständlich dargestellt werden. Mir ging es in erster Linie darum, eine Awareness für die Pilotphase zu erzeugen. Meine Erfahrung zeigt, dass Unternehmen in der Umsetzung versuchen, diese Phase zu überspringen, sei es aus zeitlichen Gründen oder Erfolgsdruck. Es ist wichtig für Unternehmen, dass sie einen Pool von Daten und Erfahrungen haben, bevor ein solches System bzw. eine solch gravierende Veränderung an alle Teilnehmer im Unternehmen ausgerollt wird.
Nutzenstiftung, finde ich, ist ebenso ein Thema für den Bereich Unternehmenskultur bzw. für das Unterthema der Management- und Führungsebenenkommunikation. Hier muss ein umfassender Ansatz für auch in Richtung Changemanagement gestaltet werden.
Guter Anfang! gerne würde ich die Beiträge auszugsweise in mein Blog übernehmen – wäre das unter Nennung der Quelle möglich?
Hans Bayartz
http://www.blog.bayartz.de
Schön das Ihnen auch der zweite Teil der Serie gefällt. Sie können gerne die einzelnen Teile mit bis zu 5 Zeilen in Ihrem Blog anteasern und entsprechend verlinken. Unsere Content Politik möchte gerne dublicated content vermeiden. Für größere Teile und Auszüge können Sie sich noch einmal persönlich an mich wenden und wir besprechen dies im Detail.