Lange Zeit war das Buch „Enterprise 2.0: Die Kunst, loszulassen“ meine erste Empfehlung, wenn es galt, sich über den Einsatz von Social Media für Prozesse innerhalb eines Unternehmens zu informieren. Doch seit 2008 ist viel passiert in der Welt der internen Kommunikation. Das Cover des Sammelbands „Social Media in der internen Kommunikation“ geizt nicht mit Schlagworten zum Thema Enterprise 2.0. Hält das Buch, was es verspricht?
Ist das Buch für Anfänger oder Fortgeschrittene geeignet? Die klare Antwort: Sowohl als auch, da es die Grundlagen nicht außer Acht lässt, sich jedoch nicht darauf beschränkt und auch ein gutes Stück über die reine Beschreibung der Social Media Tools hinausgeht. Durch die hohe Anzahl von Autoren, die aus gänzlich unterschiedlichen Fachbereichen entstammen, birgt der Sammelband ein angenehm zu lesender Mix, sowohl ein akademisch geprägter Schreibstil, wie auch eher locker zusammenhängende Texte werden geboten.
Die Einführung
Zur Einführung wird durch „7 Regeln, mit denen die Einführung von Social Media im Unternehmen garantiert ein Misserfolg wird“ mit Vorurteilen aufgeräumt, die insbesondere Neueinsteiger gerne an den Tag legen.
Etwas das sich durch das ganze Werk durchzieht ist die Erläuterung von praktischen Beispielen. So können die Leser bereits in der Einführung von Sean McNiven, Head of Communication Innovation bei der SAP in Walldorf, erfahren, welche Rolle das soziale Intranet innerhalb der SAP einnimmt, welcher konkrete Benefit daraus resultiert und welche Ansatzpunkte existieren, um „zum Umbruch anzustiften“.
Grundlagen und Konzepte
Der zweite Teil beschäftigt sich mit ganz unterschiedlichen Facetten von Social Media in Unternehmen. Dabei werden diese aber nicht losgelöst von der Praxis in einen luftleeren Raum gesetzt, sondern mit bekannten Konzepten wie etwa das der Balanced Scorecard verknüpft, um Social Media z. B. als Resonanzboden und Feedbackgenerator einzusetzen.
Auch das Change Management kommt nicht zu kurz, im Gegenteil, viele Beiträge zielen genau darauf ab. Somit lässt sich der Sammelband auch gut als ein Werkzeug einsetzen, um die Skepsis alt eingesessener Führungskräfte ins Wanken zu bringen, sei es als bloße Leihgabe, oder als eine praxisorientierte Quelle für interne Konzept- und Strategiepapiere. Am Ende des zweiten Teils wir durch Ariana Fischer und Dr. Matthias Wager noch ein vollständiges Kapitel zum Thema Controlling und Kennzahlen geliefert, was ebenfalls in die Kerbe der Überzeugungsarbeit einschlägt.
Tools und Anwendungen
Der dritte Teil ist noch stärker mit praktischen Beispielen bestückt. Neben dem zu Beginn erläuterten Umgang mit der Skepsis des Managements, wird im weiteren Verlauf auch den Möglichkeiten durch Audio („Corporate Radio“) und Video mit einem eigenen Kapitel Tribut gezollt.
Besonders gut gefallen haben mir auch die Kapitel zum Thema Blogs, die aufgrund ihrer internen und externen Durchschlagskraft derzeit eine zweiten Frühling erleben: Was kann ein CEO mit einem Blog erreichen? Wie kann es für die interne und externe Kommunikation eingesetzt werden? Die Antworten sind mit Best Practice untermauert, ergänzt durch einen Erfahrungsbericht zu Management Blogs bei T-Systems Multimedia Solutions.
Abschließend wird auf die kleinen und mittleren Unternehmen eingegangen, deren Geschäftsleitung oftmals überhaupt kein Bewusstsein für die interne Kommunikation besitzen, da Flurfunk, Zuruf und E-Mails ja irgendwie schon funktionieren. Meistens. Doch erst kürzlich musste ich bei einem Workshop feststellen, dass vor allem die Mitarbeiter von KMUs stark an einer Nutzung von Social Media für die interne Kommunikation interessiert sind.
Fazit
Die Einführung von Social Media in der internen Kommunikation – oder Enterprise 2.0 – hat zu einem großen Teil etwas mit dem Ändern von gewohnten Abläufen zu tun. Diese werden in Unternehmen durch die bestehenden Strukturen, gewohnten Anwendungen und einer Unternehmenskultur geprägt, die häufig von Silodenken geprägt ist. Die Herausgeber setzen daher folgerichtig auf das wichtigste Pferd, im Rennen um eine effizientere Kommunikation mit Hilfe von Social Media, dem Change.
Wünschenswert wäre ein Ausbau des letzten Kapitels, Social Media für kleine und mittlere Unternehmen. Ausführlich geschilderte Fallbeispiele für den internen Einsatz von Social Media KMUs finden sich nicht wie Sand am Meer; wären aber sicherlich auffindbar gewesen.
Eine klare Leseempfehlung gibt es dennoch. Ich bin überzeugt, dass der Sammelband für jedes Unternehmen – egal ob Social Media bereits im Einsatz ist oder nicht – Ansatzpunkte liefern kann, die interne Kommunikation zu verbessern. Und das nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Sammelband sehr gut zwischendurch konsumiert werden kann, anstatt ihn von A bis Z studiert zu haben.
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scm c/o prismus commmunications GmbH, Berlin 2012, ISBN: 978-3-940543-13-4