Eines Morgens ist es plötzlich da – das erste graue Haar. Da helfen dann auch erschrockene Facebook-Statusmeldungen, Pinzetten und Tönungen nichts. Aber warum jagt uns so etwas wie ein einzelnes graues Haar überhaupt so einen Schauer über den Rücken?
Die Quintessenz der Facebook-Updates lässt vermuten, dass diese Entdeckung uns allen mal wieder ins Gedächtnis ruft: Wir können dem Alterungsprozess nicht entgehen. Allerdings können wir ihm etwas entgegen halten: eine gesunde Einstellung.
Doch wo sollen wir die herbekommen, wenn die berühmt berüchtigten Medienbilder der idealen Schönheit besonders bei Frauen Alterserscheinungen wie Falten und graue Haare am liebsten allesamt ausradieren wollen (denn bei Männern wie George Clooney scheint ja unfairerweise die Zeit den Sexappeal zu steigern)?
Dankenswerterweise gibt es inzwischen neben weiblichen Promis wie Meryl Streep und Iris Berben auch Werber, die diesen illusorischen und frustrierenden Vorgaben etwas entgegenhalten: Die Aussage, dass Schönheit zeitlos ist und in jeder Form offen und voller Freude begrüßt werden sollte.
Zumal es sich Werber heute auch gar nicht mehr erlauben können, offline oder online die Generation 50+ zu ignorieren – schließlich steigt die Zahl der sogenannten Silver Surfer, die das Internet für Produktrecherche oder Onlineshopping verwenden, rapide an.
Neues Schönheitsideal in der Werbung
Einige Werbekampagnen greifen das aktiv auf und zeigen Mut zu lachfaltiger Haut. Zwei, die das meiner Meinung nach besonders beeindruckend machen sind Dove und Schwarzkopf.
Wo ‚Anti’Age klingt, als müsste man jedem Geburtstagsgrüßer jetzt und für immer den Mund verbieten, ist das Konzept ‚Pro’Age von Dove doch tausendmal freundlicher.
http://www.youtube.com/watch?v=vilUhBhNnQc
Das Aus für den Kampf gegen uns selbst und unsere Körper und die damit einhergehende Neukalibrierung unserer Schönheitsbilder war längst überfällig.
Auch Schwarzkopf zeigt Frauen jeden Alters mit einer neuen Werbekampagne, dass man auch mit 72 flott und schön ist.
Renate Gerdes ist das neue Schwarzkopf Model. In YouTube-Spots erzählt aus ihrem Leben, lässt sich nebenbei Glanz und Volumen zaubern und sagt ganz selbstverständlich: „Die grauen Haaren machen mir gar nichts aus.“ Warum auch? – Frau Gerdes sieht einfach blendend aus.
http://youtu.be/MbrsxovzxhU
Eigentlich hätte Renate Gerdes längst ein Werbegesicht sein sollen. Schließlich hatte sie Anfang des Jahres eine Facebook-Abstimmung von L’oreal über das neue Model für eines ihrer Produkte gewonnen.
Nach dem Beispiel der ‚Brigitte‘ von Otto, hatte jedoch eine Jury bei L’oreal das letzte Wort über die Gewinnerin gehabt – und denen war Renate Gerdes Haar einfach wohl doch etwas zu grau. Schwarzkopf hat sich die Facebook-Fan-Einheimserin dann geschnappt und damit bewiesen, dass Sympathie graue Haarspalterei übertrifft.
In der viel zitierten ‚alternden Gesellschaft‘ können wir uns sowieso nicht mehr lange erlauben, derart panisch auf natürliche Prozesse zu reagieren.
Stattdessen sollten wir uns die Pro-Age Philosophie auf die Cremetigel schreiben und wie Frau Gerdes lieber eine Weltreise mit unseren Lieben planen, als frenetisch unseren Körper glattzuziehen.
Das sorgt dann auch für einen entspannteren Blick in den Spiegel, weniger Grübelfalten und Stress-graue-Haare.
Bildquelle: Shutterstock
Ei was soll’s – je mehr die Kosmetik-Industrie aufdreht mit Nano-Partikeln umso eher werden wir dann wegen beginnender Demenz deren Werbebotschaften nicht mehr verstehen. So regelt sich auch das …