Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Der Fall des Helden Guttenberg

3 Minuten Lesedauer

Guttenberg-Spiegel-Titel-2010
Spiegel-Cover vom Oktober 2010

Der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat ein richtiges Problem mit seiner Reputation. In Deutschland fragen sich wie viele Bundesbürger, wie viel von seiner Doktorarbeit ist abgeschrieben, hat er nur schlampig gearbeitet oder getäuscht und wie wichtig ist das wirklich für seine weitere politische Karriere. Vom „Paarlauf ins Kanzleramt“ wird man vermutlich lange nichts mehr lesen. Stattdessen hat die Kanzlerin ihn inzwischen sogar ins Kanzleramt bestellt, um mit Guttenberg das weitere Vorgehen abzustimmen. Dafür musste er Wahlkampftermine sausen lassen. Es wird für ihn ernst. Bisher fordern nur wenige seinen Rücktritt als Bundesminister. Die politischen Freunde des CSU-Politikers bezichtigen daraufhin ihre Gegner der Schlammschlacht gegen einen renommierten Parteifreund – und scheinen sich zum Teil dennoch darüber zu freuen, dass der Ruf des bisher unbestrittenen Stars des Kabinetts angekratzt worden ist. Guttenberg hat seinen guten Ruf selbst entwickelt und ist in der Vergangenheit immer sehr gut mit den Medien umgegangen. Das hat zu seinen Beliebtheitswerten geführt. Der Held der Politik hat seine persönlichen Grenzen anscheinend erreicht. Selbst wenn juristisch noch die Unschuldsvermutung gelten sollte, schaden die Vorwürfe seinem Image.

Google Echtzeitsuche Guttenberg
Google Echtzeitsuche Guttenberg

Im Internet diskutieren die Deutschen unermüdlich den „Fall des Helden“ Guttenberg. Verliert er seinen Doktor? Tritt er zurück? Alles nur eine Schmutzkampagne? Auf Twitter und Facebook scheint es kein anderes Thema zu geben. Der unantastbare Held hat mutmaßlich Fehler begangen. Doch diesmal kann er die Schuld auf niemanden schieben. Außerdem muss Guttenberg sich an seinen eigenen hohen Maßstäben messen lassen. Für seine Doktorarbeit ist er selbst verantwortlich. Neben den Journalisten recherchieren inzwischen auch viele Onliner und tragen die Früchte ihre Recherche in einem „GuttenPlag Wiki“ zusammen. Ob es tatsächlich rund  80 abgeschriebene Stellen in der Doktorarbeit des Verteidigungsministers sind oder viel weniger, das spielt inzwischen eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger wird es für den öffentlich an den (Online-)Pranger gestellten Politiker sein, sich zu den Vorwürfen offensiv zu verhalten. Ansonsten ist er nur ein Getriebener, an dem diesmal in jedem Fall einige Vorwürfe haften bleiben werden.

Denn die Plagiatsvorwürfe haben bereits seine Glaubwürdigkeit und damit seinen Markenkern erschüttert. Guttenberg wird nie mehr der Minister Makelos sein, selbst wenn er seinen Doktortitel abgibt oder sich öffentlich entschuldigt. Seine Zurückhaltung muss er schnell aufgeben und sich aktiv um seine Reputation kümmern. Ein Aussitzen ist nicht mehr möglich, dazu ist das Issue Guttenberg längst zu kritisch geworden. Aus heutiger Sicht stellt sich auch der Fall Kundus anders dar. Mit einem Male gerät seine Vergangenheit in ein schiefes Licht. Der Strahlemann hat schon einige Fehler begangen. Doch nun werden sie ihm tatsächlich zugeschrieben.

Im Gegensatz zu vielen anderen Politikern hat Guttenberg einen besonderen Nimbus um sich herum aufgebaut. Er gilt zu Recht als Ausnahmepolitiker, der viele mit seinem persönlichen Erscheinungsbild für sich einnimmt und doch so ganz anders wie andere (Partei-)Politiker wirkt. Manche erklären sich das mit seiner adeligen Abstammung und seinem Habitus. Doch nicht zuletzt sein Adel verpflichtet. Wer als Politiker fast schon zum Synonym für Glaubwürdigkeit steht und das Vertrauen der Mehrheitsgesellschaft genießt, für den gelten besondere (moralische) Maßstäbe. Das mag man ungerecht finden, ist es sicherlich auch. Aber letztlich vertrauen ihm viele Bundesbürger, sehen zum Teil sogar einen unabhängigen Bürgerkönig in ihm. Momentan stellt sich heraus, dass auch ein zu Guttenberg ein normaler Parteipolitiker mit Stärken und Schwächen ist.

Noch profitiert er davon, ein Medienliebling zu sein. Die Türen der Öffentlichkeit stehen ihm offen. Vermutlich wird er heute noch reagieren. Schade ist es, dass er seinen Facebook-Auftritt (wie so viele andere Politiker) nicht wirklich in diesem Fall für die Kommunikation nutzt und voraussichtlich auch nicht großartig nutzen wird. Dazu fehlt ihm sicherlich persönlich die Zeit. Aber warum kümmern sich nicht seine Referenten darum? Handelt er jedoch jetzt beherzt, könnte er sogar langfristig davon profitieren, nicht immer perfekt zu sein. Die Sympathiewerte werden dann vielleicht nicht mehr ganz so weit oben sein, aber sich immer noch deutlich von denen anderer Politiker positiv unterscheiden, selbst wenn es dann einen Makel in seiner Reputation geben sollte.

Ubdate: Sollte er heute tatsächlich zurücktreten, würde das seiner Reputation langfristig nur gut tun. Schließlich verleiht ihm dieser schwere Schritt wieder echte Glaubwürdigkeit und zeigt, dass er wirklich unabhängig vom Politbetrieb agiert. Laut einem aktuellen Spiegel-Artikel lässt er zunächst nur seinen Doktortitel ruhen und denkt überhaupt nicht über einen Rücktritt nach. Allerdings ist es umstritten, wie er vor wenigen Journalisten dieses verkündet hat.

Guttenberg-Facebook
Guttenbergs Stellungsname auf seinem Facebook-Profil

Update II: Inzwischen hat Guttenberg auch auf Facebook eine Veröffentlichung vorgenommen, die schon nach kurzer Zeit rund 3000 Likes und 700 Kommentare erhalten hat. Neben einer Entschuldigung steht darin auch folgender Satz: „Jede weitere Kommunikation über dieses Thema werde ich auschließlich mit der Universität Bayreuth führen.“ Die anderen Passagen wirken auch nicht besonders souverän. Mir stellt sich jedoch die Frage, ob er überhaupt die Kommunikation in dieser Weise noch steuern kann? Was meinen Sie?

>> Handelsblatt: Guttenberg-Dämmerung schreckt Union auf
>> Interview mit Klaus Eck in „werben & verkaufen“
>> Medientrainer-Blog: Das Dossier Guttenberg

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

24 Replies to “Der Fall des Helden Guttenberg”

  1. Schöne Analyse; allerdings würde ich die bisherige Reputation Guttenbergs bei weitem nicht so hoch ansetzen: ein Politiker, der eine erfolgreiche Eigen-PR betreibt und dabei alle Register der Talkshows und der „Bunten“ zieht – ein Popstar für Konservative – zählt man nicht zu denen, wirkt er eher ölig (wer sich so in Szene setzt, muß sich auch an seiner Frisur messen lassen) und eben privilegiert.

    ein wenig fühle mich an den Fall Cem Özdemir erinnert – ein anderer Überflieger und Talkshowliebling, der wegen eines (aus meiner Sicht) verzeihlicheren Fehlers in öffentliche Ungnade geriet (es gibt schlimmeres als die Nutzung von Bonusmeilen) in Ungnade geriet.
    Dem Dr Titel haftet hierzulande immer noch ein beachtlicher Nimbus an, der auch einige Privilegien und Reputation mit sich bringt – und sich diese Privilegien durch Fusch erworben zu haben ist m.E. übler als ein paar Bonus Meilen (die fallen eher unter „etwas zuviel vom Buffet genascht“). Dass er dann noch „Summa cum laude“ dafür bekam, stellt die Prüfer in ein devotes Licht.

    1. Die Fälle Cem Özdemir oder Björn Engholm weisen in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit auf. Inzwischen hat Guttenberg jedoch alle Rücktrittsspekulationen von sich gewiesen.

      1. Die Fälle, in denen Unionspolitiker zurückgetreten sind, sind extrem selten. Sei es Roland Koch, Helmut Kohl oder andere, „Aussitzen“ ist eine typische Formulierung…

  2. Der Rücktritt ist also kein Thema mehr. Mich hätte nicht gewundert, wenn er es getan hätte – um dann einige Zeit später als bayerischer Ministerpräsident seine Kanzlerkandidatur vorzubereiten. Solche Stunts sind nicht unüblich in der Politik.
    Was den Rücktritt als solchen angeht, sehe ich die Sache anders. Er wäre ein Schuldeingeständnis gewesen, auch, wenn die ausstehende Prüfung nichts Gravierendes ergeben hätte. Zur Vorverurteilung wäre der politische Selbstmord gekommen, er hätte sich für einen gewissen Zeitraum nicht mehr und dann nur unter großen Mühen aufrichten können. Guttenberg ist gradlinig, gibt den kämpferischen, unerschrockenen Idealisten, der an sich und seine politischen Fähigkeiten glaubt. Rücktritt wegen einiger Zitate? Das hätten nicht zu ihm und dem Bild, das er vermittelt, gepasst. Das wäre eine Paradigmenwechsel in seiner Reputation gewesen, den er nicht hätte verkaufen können.

  3. Das Statement von zu Guttenberg ist perfekt, die Bilder dazu zeigen aber auch, unter welch enormer Anstrengung er dabei steht: http://goo.gl/fb/XET0U

    Anbei noch eine Übersetzung:

    > Für diese Stellungnahme bedurfte es keiner Aufforderung – sie gab es auch nicht.
    Von Angela Merkel lasse ich mir nichts sagen, und von sonst niemandem auch nicht. Ich bin ich und stehe über allem.

    >Meine von mir verfaßte Dissertation ist kein Plagiat.
    Das hat niemand behauptet, so dass der Satz immer richtig ist, denn die Dissertation ist die gesamte Arbeit.

    >Sie ist über etwa 7 Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit als junger >Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden und sie enthält fraglos Fehler.
    So dumm, das Offensichtliche nicht zu zugeben, bin nicht mal ich. Ich scheue aber auch nicht davor zurück, auf die Tränendrüse zu drücken und meine Frau und meine Kinder zu instrumentalisieren. (Anm. Ich habe als junger Familienvater auch wissenschaftlich gearbeitet. Würde ich das anführen? Nein. Würde ich es als Kommunikationsberater empfehlen? Auf jeden Fall!)

    >Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewußt getäuscht oder bewußt die Urheberschaft >anderer nicht kenntlich gemacht. Sollte sich jemand durch inkorrektes Zitieren oder >versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1.300 Fußnoten und 475 Seiten hierdurch >verletzt fühlen, so tut mir dies aufrichtig leid.
    Bei einer so umfassenden Arbeit können Fehler passieren. Das versteht jeder. (Wie es allerdings möglich ist, unbewusst so viele Stellen in die Arbeit zu kopieren, vermag ich nicht zu sagen.)

    >Die eingehende Prüfung und Gewichtung dieser Fehler obliegt jetzt der Universität Bayreuth.
    Und Ihr haltet jetzt bitte schön das Maul!

    >Ich werde selbstverständlich aktiv mithelfen festzustellen, inwiefern darin ein >wissenschaftliches Fehlverhalten liegen könnte und werde gerne bis zum Ergebnis der Prüfung >vorübergehend auf das Führen des Titels verzichten – allerdings nur bis dahin, anschließend >würde ich ihn wieder führen. Ich werde bei mir keine anderen Maßstäbe setzen, als ich sie bei >anderen angesetzt habe.
    Ich zieh mein Ding durch. Wissenschaft nimmt eh keine Sau ernst. Aber eigentlich habe ich recht.

    >Die Menschen erwarten, daß ich mich um mein Amt als Verteidungsministers mit voller Kraft >kümmere. Eine historische Reform der Bundeswehr gibt hierfür genügend Anlass. Ebenso die >Verantwortung für die Soldaten im Einsatzgebiet wie ein Ereignis des heutigen Tages erneut >vor Augen führt.
    Es gibt wichtigeres, und ich werde auch weiterhin tote (und lebende) Soldaten instrumentalisieren, wenn es mir nutzt.

    Genau so muss man das machen. Optimale strategische Kommunikation, denn im öffentlichen Diskurs kommt an:

    Er hat einen Fehler gemacht, er hat sich entschuldigt, er ist Opfer einer Hetzkampagne, er hat wichtigeres zu tun, und alle, die ihn jetzt noch kritisieren sind kleinmütige Neider. Er wird unsere Land in eine strahlende Zukunft führen.

    Perfekt eben.

    1. Wenn man es ganz genau nimmt hat er sich eben nicht entschuldigt. Er hat gesagt, es täte ihm leid. Der Jobverlust eines Bekannten kann mir leid tun, ohne dass ich dafür Verantwortung trage. Mehr noch: „Sollte sich jemand (…) verletzt fühlen (…).“ ist meilenweit entfernt von „Sollte jemand (…) verletzt worden sein.“, erst recht von „Sollte ich jemanden (…) verletzt haben.“ – sprachlich schiebt er die Verantwortung den Verletzten zu.
      Das Statement ist sehr gut durchformuliert, da wundert es umso mehr, dass ihm bei der Präsentation der Erklärung ein solch dramatischer Fehler unterlaufen kann, die Hauptstadtjournalisten in der Bundespressekonferenz sitzen zu lassen und so gegen sich aufzubringen…

  4. In Bayern gibt es folgende Steigerungsform: Gegner, Feind, Todfeind – Parteifreund !!! – Moralische Maßstäbe in der Politk….nun das allein ist schon ein Widerspruch in sich. Jedem sollten Fehler zugestanden werden, das Volk tut dies im Falle Gutenberg in der Masse auch, nur Medienvertreter scharren sich um die nächste Zerreiss-Schlagzeile.

  5. Eines vorweg: Ich bin kein CSU-Wähler und habe keine besonderen Sympathien für Herrn zu Guttenberg.

    Meiner Meinung nach sitzt das Statement von Minister Guttenberg dennoch perfekt. Warum soll er sich von öffentlichen Mutmaßungen treiben lassen? Wer sagt, dass man auf Anschuldigungen sofort offen und im Dialog reagieren muss? Das ist doch alles einfach das Aufzwingen klassischer Social Media Berater Strategien auf einen populären Fall.

    Es mag ja sein, dass Herr Minster Guttenberg bei seiner Doktorarbeit geschummelt hat. Aber wie wäre es denn damit, die Dinge mal sachlich zu klären, Fakten auf den Tisch zu legen – und dann auf der Basis zu diskutieren, was die Konsequenzen sein können? Stattdessen wird hier scharenweise über eine Person hergefallen, die man ganz bewusst zur Zielscheibe macht. Und das zunächst mal auf Basis von Anschuldigungen. Das ist Populismus! Oder vielleicht noch die persönliche Abrechnung mit einem, den man nicht mag. Dies ist durchschaubar und heuchlerisch.

    „Sollte er heute tatsächlich zurücktreten, würde das seiner Reputation langfristig nur gut tun. Schließlich verleiht ihm dieser schwere Schritt wieder echte Glaubwürdigkeit und zeigt, dass er wirklich unabhängig vom Politbetrieb agiert.“

    Entschuldigung lieber Herr Eck: Seit wann tritt jemand nur aufgrund von Anschuldigungen zurück. Seit wann ist ein Rücktritt automatisch förderlich für die eigene Reputation. Warum ziehen Sie ganz logisch einfach Parallelen zwischen einem Doktortitel und dem politischen Amt?

    Ein wenig mehr Demut und Sachlichkeit würde ich mir wünschen. So ist es für mich einfach nur ein „Shitstorm“, um es mal in der Social Media Sprache auszudrücken.

  6. Wenn man sich Guttenberg in der Erklärung (dem Video) ansieht kann man deutlich sehen wie er mit den Worten ringt, die ihm geschrieben wurden und wie er kaum zu diesen Aussagens steht. Sehr deutlich wird das, wenn man mal den Ton abschaltet und lediglich Körpersprache und Mimik beobachtet. Er hat ständig die Augen geschlossen und gibt seinen Worten keinen Nachdruck durch übliche Gesten mit Hand oder Kopf. Das wirkt alles wie: „Ich muss was sagen, obwohl ich weiß, dass ich (bzw. der verfasser der Dissertation) Mist gebaut habe.“

    Ich weiß das nicht, da ich kein Experte in Körpersprache bin, aber ich kann ganz gut sehen und es wirkt eben so. Was auch immer passiert: Deutschland hat sich mit Guttenberg einen Helden gebastelt und jetzt sieht man ihn straucheln. Stoff fürs Kino. Mehr nicht.

    1. Wenn man wie der PR-Blogger die Macht des Social Webs propagiert und auch Unternehmen rät, sich den Meinungen im Web zu stellen und diese aufzunehmen, dann sollte auch Autor Eck davor nicht halt machen. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die Meinung im hier im Trend entwickelt.

      Social Media wird nicht von Unternehmen gemacht – aber auch nicht von Internet-Experten und PR-Beratern, sondern einer großen Menge an Menschen. Ein guter Case, allemal!

  7. Schon merkwürdig. Ich kann mich nicht an eine derartige öffentliche Hetzjagd erinnern, als ein Mitglied der revolutionären Zellen, der als aktiver Gewalttäter an Straßenschlachten beteiligt war, jahrelang deutscher Außenminister war.

    Was hier passiert hat nichts mehr mit einer sachlichen Auseinandersetzung und Kritik zu tun, das ist eine multimediale Web-2.0-Lynchjustiz. Es kommt mir schon manchmal vor wie ein Rausch. Wobei ich mal schätze, dass unter den berauschten Jägern nicht wenige sind, die ihre Angriffe mit raubkopierter Software verfassen, wodurch z.B. ein echter materieller Schaden entsteht.

    Ich urteile nicht über das was Guttenberg getan hat. Das zu prüfen und festzustellen, ob er seinen Doktortitel zu verlieren hat ist Sache der Universität Bayreuth. Wenn es so ist, muss er diese Konsequenzen tragen, das ist selbstverständlich.

    Indiskutabel ist für mich allerdings, dass man mit Guttenberg zur Zeit schlimmer und übler umgeht als mit jedem Mörder und Schwerverbrecher

    Nebenbei: ich wusste gar nicht, dass auf einmal in Deutschland nur noch stets absolut ehrliche, schummelfreie, korrekte Menschen leben… … Und was die jetzt auf einmal von manchen so heraus gekehrte „wissenschaftliche Ehre“ in Bezug auf „Schummeln“ anbelangt, pardon, aber da kann ich – auch in Erinnerung an meine eigene Studienzeit – nur lachen. Wer das ernsthaft glaubt ist entweder naiv oder lügt sich selber in die Tasche.

  8. Guttenbergs Stellungnahme ist nur vordergründig perfekt. Denn dass er kopiert hat, daran kann kein Zweifel mehr bestehen (für jeden im Web überprüfbar). Seine Stellungnahme macht daher alles noch viel schlimmer. Er hat nicht von Barschel gelernt, der sich 1987 auch noch zu einem falschen Ehrenwort hinreißen ließ. Was viele nicht wissen: Guttenberg hat auch eins abgegeben, nämlich bei Einreichung seiner Arbeit. Er versichert daran, dass er die Arbeit allein, außer den gekennzeichneten Stellen, angefertigt hat. Die SZ hat recht, wenn sie meint, dass Guttenberg hier sein Image deutlich beschädigt hat. Nun steht er da als enthronter Ehrenmann.

  9. Was mich an der öffentlichen Diskussion der „Causa Guttenberg“ am meisten stört, ist die Eindeutigkeit, mit der viele ihre Urteile fällen. Da gibt es kein Abwägen mehr, keine Zwischentöne, es gibt nur noch Gut und Böse, Betrug oder Verschwörung, Schwarz oder Weiß. Das sind eigentlich Stereotypen, die man von Politikern kennt, aber die vermeintlich so moderne Web 2.0-Gemeinschaft übernimmt sie zunehmend: Selten so viele Holzhammer-Tweets und -Blogbeiträge gelesen wie in diesem Fall. Ich schlage vor, wir überlassen dieses apodiktische Sprechen anderen und kehren zurück zu einer differenzierten Betrachtung, auch wenn das natürlich viel mühsamer ist. Dazu habe ich auch ein paar Zeilen gebloggt: http://buggisch.wordpress.com/2011/02/19/guttenberg-und-die-apodiktiker/

  10. Ich denke das Thema Karl Theodor zu Guttenberg ist von Tag zu Tag peinlicher! Billiglohnland in weiter Art! Am Saturday protestieren 2000 Mitbürger für den adligen ehemaligen Doktor und Minister. Nun erhält er die wichtigsten Salben und Ehren des Staates. Alles gerecht 😉 Mein Wissen habe ich mir auf dieser Frage-Antwort Internetseite erlesen.

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