Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Online-Reputation-Management 19: Sebastian Voss zum Sinn von Video-Aktivitäten

5 Minuten Lesedauer

Der Marketingberater 2.0 bloggt nicht nur, sondern produziert regelmäßig als Video-Podcaster und Twitterer reichlich Stoff für die Social Media Späre. Im Online-Reputation-Interview erzählt Sebastian Voss unter anderem, worauf jeder Jobaspirant bei Online-Video-Bewerbungen achten sollte.

1.  Sie bloggen und video-podcasten im Umfeld von Marketing und PR. Was wollen Sie damit eigentlich erreichen?

Voss
Das was viele Social Media-Produzenten in Blogos-  und Podosphäre erreichen wollen: Das Vernetzen mit Gleichgesinnten,  den Aufbau von Bekanntheit und Expertenstatus und natürlich auch das Generieren von Kundenanfragen. Und das schlägt sich auch in unseren Auftragsbüchern nieder. Über 60 Prozent der Projekte sind bisher über den Marketingberater 2.0 zustande gekommen, was mich keineswegs erstaunt. Denn wo sonst kann man potentiellen Mandanten diese Mengen an Wissenskostproben servieren und persönlichen Nutzen stitfen, als auf einem eigenen hauseigenem Online-Magazin.

Dies war für meinen Geschäftspartner Sebastian Wartenberg vor Kurzem auch Grund genug, sich von unserem schicken Hochglanz-Webauftritt zu trennen und stattdessen einen Blog aufzusetzen. Zum einen sind wir näher an unseren Kunden und Interessenten und zum anderen steigern wir unsere Popularität bei Google. Wenn man bedenkt, dass wir innerhalb eines Tages bei der Eingabe von „Synergie-Effekt“ auf Platz drei direkt hinter dem Wikipedia-Eintrag zu finden waren, hat sich die Umstellung für uns bereits mehr als bezahlt gemacht.

2. Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren Video-Aktivitäten gemacht? Wie wird das insgesamt angenommen?

Grundsätzlich sehr gut. Anfangs habe ich dies eher als Experiment gesehen, da ich meinen Lesern einfach mehr Multimedialität bieten wollte, als Ihnen nur reine Textwüsten zu präsentieren. Wie heißt es so schön: „Bilder sagen mehr als 1000 Worte“ und bewegte Bilder sagen noch mehr! Auch das durchweg positive Feedback von einigen meiner Leser bestätigte mir, dass ich mit meiner Webcast-Reihe richtig lag. Zuletzt steckte ich auch noch meinen Geschäftspartner Sebastian Wartenberg mit meiner Videoidee an, der nun mittlerweile bei vielen Webcast mehr vor der Kamera steht als dahinter

Unsere ersten gemeinsamen Gehversuche starteten wir letztes Jahr ganz unbefangen auf der „Business to Dialog“ und der „Call Center World“ in Berlin. Bei den Dreharbeiten sorgten wir nicht nur für überraschte Gesichter bei den Ausstellern und volle Mini DV-Kassetten danach, sondern knüpfte ebenfalls wichtige Kontakte zu diesen, die letztlich auch zu Auftragseingängen für unser Unternehmen führten. Wir bemerkten jedoch, dass das Thema „Webcast“ im Mittelstand noch lange nicht angekommen ist. Trotzdem waren viele neugierig und bereit sich für uns als Interviewpartner zur Verfügung zu stellen.

Unser jüngstes Projekt ist markt start! Das Praxishandbuch für Unternehmensgründer, in Kooperation mit dem Verlag Shaker Media, Förderland.de und Mister Wong, bei dem wir das fiktive Gründerduo Peter Flink und Paul Hastig auf dem Weg zu ihrem Krawattenladen u. a. mit einer Webcast-Reihe begleiten. 

3. Welche Bedeutung hat der Einsatz von Videos überhaupt für PR und Marketing?

Für mich gibt es nichts authentischeres und emotionaleres als ein selbst gedrehtes Video. Doch hier liegt für mich der Casus Knacktus im Marketing für viele Unternehmen. Einige Marketing bzw. PR-Departments, stellen bereits erste Videos ins Netz. Jedoch merken sie nicht, dass Sie mit teueren Premium-Clips ihre User eher zum Gähnen und wegklicken verleiten, als das Sie bei diesen einen Hauch von Sympathie auslösen. Aus meiner Sicht, muss ein gut gemachter Clip auf die Zielgruppe ausgerichtet sein und dazu entweder unterhaltsamen oder nutzwertigen Charakter besitzen. Leider muss ich immer wieder erleben, dass Unternehmens-Webcasts eher einem ins Netz gestellten Werbeclip ähneln, der nicht nur ohne Botschaft daherkommt, sondern hier einfach fehl am Platze ist.

4. Immer mehr Medienmacher und Privatpersonen stellen Videos ins Netz. Welchen Einfluss hat das auf die Öffentlichkeit? Müssen wir jetzt damit rechnen, ständig gefilmt zu werden?

Damit kann ich wohl beim Stadtbummel in der deutschen Filmhauptstadt Berlin, tagtäglich rechnen. Selbstverständlich werden so einige Passanten ungewollt Statist einer TV-Serie oder finden sich unabsichtlich im Hintergrund von Hobby-Clips auf youtube wieder. Jüngstes und prominentestes Beispiel ist Googles neuer Service „Street View“, der auch bald in Deutschland erscheinen soll. Hier wurden ganze Straßenzüge abgelichtet und daraufhin für jedermann abrufbar auf die amerikanische Version des Services gestellt. Ein gefundenes Fressen für Datenschützer und für die Anwälte, die sich damit in den USA über viele neue Mandate freuen konnten. Dies zeigt, dass in unserem digitalen Zeitalter die Medien immer mehr mit den Bürgern verschmelzen werden und daraus ein Spiegelbild der Öffentlichkeit entsteht. Wir als Nutzer des Mitmach-Netz tragen jeden Tag ein Stück weit dazu bei, ob wir nun bloggen, twittern, flickern, Pod- oder Webcasten. Doch um Ihnen die kurz die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, wir müssen damit rechnen.

5. Gibt es hierzulande eine Szene der Video-Podcaster, die regelmäßig Interviews durchführen wie Sie?

Ja, die gibt es. Auf unserem Webcast-Feldzug letzten Jahres auf der
Berliner Business to Dialog, haben wir mit unserem zufälligen Interview
des Ausstellers Harry Flint
eine Stichflamme der Begeisterung erwecken können. Kurzerhand später
entschied er sich zusammen mit seinem Kooperationspartner Arne Hoog
(www.cd2copy.de) ebenfalls einen Webcast-Verbund zu schließen. Seither
ist er mit den Webcastern
regelmäßig auf den Deutschlands größter Mittelstandsmesse unterwegs, um
Aussteller zu interviewen und sie für die Aufnahme eines
Firmen-Webcasts zu begeistern.

6. Welche positiven Effekte für die Online Reputation haben eigentlich Video-Interviews?

Wie mit jeder anderen Maßnahme im Social Web – sei es nun ein
aussagekräftiges XING-Profil, einer gelungenen Podcast-Reihe oder einem
nutzenstiftenden Weblog, erhöhen Sie Ihre Präsenz und zeigen
Fachkompetenz bei den Usern. So trägt jeder Teil ein Stück weit zu
ihrer digitalen Identitätsbildung bei. Bewegte Bilder, insbesondere
Video-Interviews, lassen Sie noch lebensechter und wirklichkeitsnaher
erscheinen. Denn viele Elemente der Körpersprache und Eigenschaften,
die einen sympathisch machen oder nicht, kommen vor der Kamera am
besten zur Geltung, wie in sonst keiner anderen Web 2.0-Maßnahme.
Ihre Betrachter können sich somit ein unverfälschtes Bild von Ihnen
machen und sich besser darauf einstellen wie Sie in „Wirklichkeit“
sind. Für mich zählen demnach Videos zu den wesentlichen
Einflussfaktoren auf die Online-Reputation eines Unternehmens oder
einer Einzelperson.

7. Worauf sollten Interviewpartner achten, die bisher noch keine Erfahrung mit Videos
gemacht haben? Haben Sie einige Tipps für das erste Video-Interview?

Erstmal sollten Sie sich von Ihrem Interviewer vorab die Fragen
zusenden lassen. Dadurch fühlen Sie sich sicherer und können durch sich
Einprägen der Antworten einem Blackout vorbeugen. Während des
Interviews sollten Sie möglichst entspannt bleiben und sich nicht vor
der Kamera einschüchtern lassen. Stellen Sie sich vor, Sie befinden
sich in einem normalen und entspannten Gespräch mit einem guten
Bekannten, der mehr über Ihre Tätigkeit erfahren möchte. Lassen Sie
sich nicht wegen eines Versprechers aus der Ruhe bringen. Dieser ist
keineswegs tragisch, sondern bricht lediglich das Eis und sorgt für
eine authentische Gesprächsatmosphäre. Lassen Sie sich während des
Dialogs von Ihrem Interviewer führen und haben Sie keine Angst vor
einem Blackout. Sollte es doch einmal passieren, geben Sie es ruhig zu,
z.B. der Äußerung „Oops, ich habe jetzt gerade den Faden verloren“.
Besinnen Sie sich kurz und fahren Sie dann mit Ihrem Redefluss weiter
fort. Keiner wird es Ihnen verübeln und Sie als  inkompetent
abstempeln, sondern sie höchstens bei all Ihrer Ehrlichkeit
sympathischer finden. Außerdem bedenken Sie, trotz der Volkskrankheit,
die da Perfektionismus heisst: Wir sind alle nur Menschen!

8. Welche deutschen Video-Podcasts können Sie besonders empfehlen?

Spontan fallen mir drei ein. Nämlich die wöchentliche Videobotschaft
unserer Kanzlerin, die nach meiner Ansicht hervorragend in Szene
gesetzt wird. Die marketingspezifischen Webcasts vom Media-Treff aus
dem Hause Vogel Business Media und die Startup-Video-Interviews von
unserem Medienpartner Förderland.

9. Eignen sich Videos auch für Bewerber? Worauf sollten diese dann achten?

Es gibt ja mittlerweile einschlägig Online-Plattformen wie z.B. jobs777.de oder www.talenters.ch,
bei denen Stellenanwärter sich ihrem zukünftigen Chef in einer
Videobotschaft vorstellen können. An sich eine feine Sache, denn
Personaler gehen in Zeiten von StudiVZ & Co immer häufiger online
auf die Suche nach einem passenden Aspiranten. Es war demnach nur eine
Frage der Zeit, bis sich dieser Bereich ebenfalls ins Netz verlagert.
Meine Empfehlung für ein durchschlagkräftiges Bewerbervideo:

1. Finden Sie in einem Brainstorming (mit sich selbst oder einem guten
Bekannten) heraus, was Sie ihrem zukünftigen Chef unbedingt über sich
mitteilen möchten. Worin liegen Ihre besonderen Stärken? Was
interessiert sie am meisten? Was sehen Sie als Herausforderung? Welchen
Nutzen erfährt das Unternehmen, wenn es Sie einstellt?

2. Fassen Sie den Gedankengang in einem kurzen Gesprächsleitfaden zusammen.

3. Bestimmen Sie den Drehort und wenden Sie sich an jemanden, der sie bestenfalls mit der Kamera dort aufnimmt.

4. Wie soll Ihr Clip dramaturgisch ablaufen? Möchten Ihren Text
einfach vor einem ruhigen Hintergrund runter sprechen oder möchten Sie
sich direkt bei ihrer Tätigkeit filmen lassen. Beispiel: IT-Techniker
wird beim Aufschrauben seiner Hardware interviewt. Diese Vorgehensweise
hat einen besonders authentischen Touch und hebt Ihr Video von der
Masse ab.

5. Proben Sie ohne und danach mit Kamera.

6. Betten Sie ihr Video in einen Vor- und Abspann ein und geben Sie
hier an, wie Sie heißen und um welche Stelle Sie sich bewerben. Seien
Sie kreativ!

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Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Ein Kommentar zu “Online-Reputation-Management 19: Sebastian Voss zum Sinn von Video-Aktivitäten”

  1. Ich bezweifle ehrlich gesagt, ob Sympathie das ausschlaggebende Kriterium ist. Wichtiger ist Relevanz. Ich denke, ein handwerklich oder dramaturgisch schlecht gemachtes Video schadet einem mehr als gar kein Video.
    Sinnfrei sind auch diese endlos laufenden nichtssagenden Flash-Animationen. Jeder weiß doch, dass das Gezappel im Hintergrund ablenkt.
    Was man braucht ist ein gut gemachtes, kurzes Image-Video mit Persönlichkeit und harten Facts.
    Und Zahlen und Charts lassen sich per Flash mit Audiokommentar anbieten.
    Dabei sollte der User immer anklicken müssen, um das Video oder die Animation zu sehen, er sollte immer die freie Wahl haben.

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