Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Virales Eigentor bei der FDP Hamburg

1 Minuten Lesedauer

Kurz vor dem Ende des Hamburger Wahlkampfes musste die FDP in der Hansestadt schlechte Erfahrungen mit dem Versuch machen, ein Video viral zu verbreiten. Die Hamburger Werbeagentur Oysterbay war anscheinend von der FDP dazu beauftragt worden, eine Art politisches Guerilla Marketing zu betreiben. Dazu hatten die Werber einige Blogger ausgewählt, die über die Wahl in Hamburg berichten, und ihnen via E-Mail oder Blog-Kommentare einen Hinweis auf die FDP-Wahlwerbung gegeben.

"Betreff: FDP Wahlspot
Absender: n…@gmx.de

Hallo!

Kennst du schon den FDP-Wahlwerbespot für die Bürgerschaftswahlen in HH?
Wäre der nicht was für deinen Blog?”

Viele Grüße,
N."

Auf Authentizität legte man diesen Kontaktversuchen weniger Wert. Stattdessen trat eine fiktive Persönlichkeit namens Niklas Sörensen auf, die zunächst nicht unmittelbar mit der FDP Hamburg in Verbindung zu bringen war. Sie versuchte bei den Bloggern für ein Online-Video zu werben (s.o.), in dem der Hamburger FDP-Spitzenkandidat Hinnerk Fock und der Schauspieler Sky DuMont auftreten.

Die Wahlkampf-Aktion schlug komplett fehl, weil der Blogger Hanno Zulla sich die Mühe machte, die IP-Adresse des Gmx-Mailabsenders zu überprüfen und per Google-Suche auf die Liberalen stieß. Anschließend schickte er über einen Anwalt eine Abmahnung direkt an die Hamburger Partei. Auf diesem Wege wollte sich Zulla gegen die Wahlwerbung, die er als "Spam" betrachtet, wehren. Nach einer kurzen Drohung lenkte die FDP Hamburg ein und akzeptierte die Abmahnung des Bloggers.

Der Agentur-Geschäftsführer Wulf-Peter Kemper gab später zu,
dass der Absender der E-Mails Niklas Sörensen in Wirklichkeit nur ein Pseudonym war. In einem Interview mit Politik-Digital erklärte Kemper das Vorgehen seiner Agentur: „Wenn Mails von einer Werbeagentur kommen, dann werden sie weggeklickt, mit einer GMX-Adresse haben wir mehr Chancen, da rein zu kommen.“

Wer außerdem in der Suchmaschine Google "FDP Hamburg" eingibt, erhält eine gute Übersicht über die Reaktionen auf den viralen Marketing-Versuch, der der liberalen Partei mehr geschadet als genutzt haben dürfte. Das zweite Video zeigt eine neue ("Porno"-)Version des FDP-Videos und macht deutlich, wie fantasievoll und bitterböse Onliner auf diese Art von Wahlkampf reagieren können.

>> Hanno’s Blog: Die FDP und der sprechende Kühlschrank.
>> Lummaland: FDP Hamburg verwechselt Wahlwerbung mit Spam
>> Netzpolitik.org: Kennen Sie das Stichwort ‘virales Marketing’?
>> Politik-Digital: Spam im Auftrag der FDP
>> Hanno’s Blog: Blaugelbes Auge: FDP Hamburg akzeptiert Abmahnung für illegale Wahlwerbung
>> heise online – FDP Hamburg kassiert im Viralwahlkampf eine Abmahnung
>> via Lummaland: FDP Hamburg: "virales" Video remixed

Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

4 Replies to “Virales Eigentor bei der FDP Hamburg”

  1. Interessant – Blogger mahnen ab, statt immer nur abgemahnt zu werden. Eine Trendwende? 😉
    Am schlimmsten finde ich übrigends, daß der Spot fürs Kino gemacht wurde und online nicht so gut funktioniert. Den Versand hätte man sich eigentlich sparen können.
    Ansonsten gilt, was gestern schon hier geschrieben wurde: mein Gefühl sagt mir, daß der Imageschaden nicht den Urheber der Idee trifft, sondern den Absender der Botschaft.

  2. Schade nur, dass die Agentur nicht wusste, dass zu einer Guerilla-Kampagne in erster Linie eine witzige Botschaft gehört – wer überträgt schon lahme Viren freiwillig…
    Der zweite Spott wäre sicherlich besser fürs Virale Marketing – nur leider wurde der scheinbar gesperrt…

  3. Sind gekaufte Lgenbeutel kontraproduktiv?

    Mitarbeiter der PR-Branche und Blogger haben ein – gelinde ausgedrckt – gespanntes Verhltnis. Eine Umfrage soll Bedrfnisse erheben und Abhilfe schaffen.

  4. Studie zu Verhältnis von PR und Blogs

    Grenzpfosten-Blogger Florian Ranner hat mich heute per E-Mail kontaktiert um mich für die Teilnahme an seiner Umfrage zu motivieren:Blogger werden für die PR immer wichtiger.
    Das an sich ist jetzt noch nciht die Monster-News, aber es hat ganz
    reale Kons

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