Unlängst machte der Second Life-Gründer Philip Rosedale in einem Interview mit der Wirtschaftswoche klar, um was es im Onlinegeschäft künftig gehen werde: Um die Zeitbudgets der Menschen. Diesen Kampf künftig für sich zu entscheiden, dürfte eine der Schlüsselaufgaben aller Marketingbemühungen im Netz sein.
In dieser Hinsicht ist die neue TNS Infratest Studie „Web 2.0 – Wer sind die Nutzer des Mitmach-Webs?“ durchaus aufschlussreich. Die erste Erkenntnis, dass es vor allem junge Menschen sind, die sich im Internet bewegen und ihm Inhalte beisteuern, unterstreicht die Ergebnisse anderer Studien, etwa des Stern MarkenProfil12. Bis dahin also wenig Überraschendes.
Interessant hingegen ist die vorgenommene Gegenüberstellung derer, die nutzergenerierte Inhalte lediglich passiv rezipieren und jener, die aktiv Inhalte schaffen.
(Quelle: TNS Infratest)
Von den 1.102 befragten Personen lesen 33% Blogs und 7% betreiben auch ein Blog. Dass diese Zahlen wesentlich höher sind als die der ARD/ZDF-Onlinestudie 2007 (8,4% Leser; 2,6% Blogger) oder des Stern MarkenProfil12 (6% Leser; 2,5% Blogger), liegt vermutlich daran, dass es sich um eine Online-Befragung handelte. Denn die Stichprobe enthält somit Surfer, die tendenziell stärker involviert sind als der durchschnittliche Onliner. Die Einteilung der passiven und aktiven User in Altersgruppen hingegen ist durchaus aufschlussreich: Während der ältere Netzbewohner Inhalte vornehmlich konsumiert, sind die jüngeren wesentlich mehr aktiv unterwegs im Netz. Beispielsweise sind 63% der Blogger zwischen 14 und 29 Jahren alt und sogar bei den Verfassern von Beiträgen zu Online-Enzyklopädien rekrutiert sich der größte Anteil (33%) aus der Gruppe der 14-19-jährigen.
Dies lässt dann umgekehrt folgenden Schluss für Online-Angebote zu: Während man Menschen in der Gruppe 40+ mit (natürlich möglichst hochwertigen) Inhalten zufriedenstellen kann, wird man die nachkommenden Generationen verstärkt aktiv partizipieren lassen müssen. Sie werden dialogorientierte Angebote gerne wahrnehmen, wollen selbst verstärkt Inhalte ins Netz stellen und dieses vermutlich auch zunehmend fordern, weil sie es gewohnt sind.
>> Wissensforum/Medialine: Bernd Pitz: Web 2.0: Die Jungen schreiben, die Alten lesen
Klaus Eck
Glückwunsch zu der gelungenen Headline!
Die aufgezeigten Trends mögen überwiegend stimmen, allerdings ist die Stichprobengröße der Infrateststudie doch arg klein. Auch andere Schlüsse („Ältere Blog-Besitzer thematisieren hingegen häufiger Aktien & Börse in ihrem Blog“) in der TNS-Pressemitteilung scheinen eher empirische Erkenntnisse zu sein.
Danke für die Zusammenstellung der Infos rund um diese spannende Altergruppe. Ich habe letztes Jahr im meinem Blog einige internationale Studien zu Digital Natives bzw. Millenials zitiert. Bei Interesse hier http://www.mediacoffee.de/stephanfink/item/176
Spannend finde ich immer noch die Aussage zum Zeitbudget. Nur denke ich, daß das heute schon so ist. Formel: persönliches Zeitinvestment / (vermuteter) Nutzen.
Deswegen ist die Enttäuschung der User auch so groß, wenn beim ersten Blick schon der geringste Zeitinvest enttäuscht wird… Und wie in einer Beziehung, hat man oft nur den ersten Augenblick, um einen Zeitinvest überhaupt zu rechtfertigen…
Wie verbreitet ist der Begriff „digital natives“ eigentlich mittlerweile? Ich kenne nur den merkwürdigen Aufsatz von Prensky, der zwar recht interessant anfängt, sich dann aber in ganz merkwürdige Fahrwasser begibt.
Wikipedia in Cordhosen: Zur Mediennutzung von Jugendlichen
Seit einiger Zeit ist der Begriff der digital natives (vgl. dazu auch Mark Prenskys Artikel zum Thema sowie diesen aktuellen Beitrag von Klaus Eck) aus dem Sprachgebrauch der Medien- und Internetforscher kaum mehr wegzudenken. Da…
Digital Immigrants Co.
Der Begriff Immigrant bzw. die politisch korrekte Kurzform Migrant steht gemeinhin für den Zuzug von Menschen aus anderen Regionen der Welt.
Jetzt bin ich auf eine zeitliche und übertragene Dimension in Digital Immi…