Der gemeine Verbraucher hat gelernt, dass ein Produkt mit dem Aufkleber „neu“ wohl relativ gesehen etwas vermeintlich besseres als das Vorgängermodell sein muss. Nur wenige hinterfragen dieses Etikett – und das Produkt verkauft sich in der Regel besser.
Aber verdient auch jedes Produkt, das uns angeboten wird, den Stempel „echte“ Neuerung? „Echt“ insofern, als dass es die Art, wie wir denken, leben und handeln, grundlegend verändert? Wohl eher nicht. Viele „neue“ oder „innovative“ Produkte, die heute auf den Markt gebracht werden, sind bei genauerer Betrachtung letztlich doch vielmehr eine Produktvariation oder -modifikation. Zwar ist die Herausforderung der betroffenen, zunehmend schnelllebiger agierenden Industriezweige – so etwa IT, Telekommunikation, Mode oder Kosmetik – durchaus nachvollziehbar. Sie sind aufgrund immer kürzer werdender Produktzyklen dazu gezwungen, sich ständig neu zu erfinden, wollen sie am Markt weiter bestehen.
Dies führt allerdings dazu, dass die Mehrheit der Unternehmen ihre „innovativen“ Produkte auf eine sehr standardisierte Art und Weise in der Öffentlichkeit zu positionieren sucht und sich dabei nicht selten auf die Beschreibung reiner Produkt-Features beschränkt … und sich wundert, dass seine Produktmeldungen nicht abgedruckt werden. Aus kommunikativer Sicht kann sich ein Unternehmen dadurch schnell in eine Sackgasse manövrieren.
Diese Art der Kommunikation funktioniert in der Regel nur im Umgang mit kundigem Fachpublikum, nicht aber dann, wenn man ein „neues“ Produkt der breiten Öffentlichkeit bekannt machen will. Soll Innovationskommunikation nachhaltig wirken, so bedarf es einer übergreifenden Strategie des Innovationsmanagements – und hier ist die Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil.
Was es bedeutet, entsprechend zielgruppengerecht Innovationen zu kommunizieren, soll uns demnächst beschäftigen.
Insbesondere die kleinen Neuerungen, also „neue“ Produktfeatures bzw. Produktweiterentwicklungen, haben aber aus meiner Sicht noch einen weiteren Nachteil: Ihr Nutzen ist manchmal nicht nachvollziehbar und/oder lässt das „alte“ Produkt im Endeffekt schlecht dastehen.
Bestes Beispiel: In regelmäßigen Abständen behauptet die Werbung für diverse Waschmittel, dass selbige „jetzt noch weißer waschen“ oder das „weißeste Weiß aller Zeiten“ hervorbringen. Aussagen wie diese implizieren also entweder, dass das Produkt bisher nicht richtig sauber (= weiß) gewaschen hat. In diesem Fall hätte ich also möglicherweise jahrelang ein Produkt gekauft, dass seiner Werbeaussage nicht gerecht wurde.
Oder das Waschmittel hat schon immer tadellos weiß gewaschen und die neue Werbeaussage ist schlichtweg Quatsch. Denn wie viel „weißer“ als „strahlend weiß“ kann ein Kleidungsstück eigentlich werden. Würde die Wäsche nämlich tatsächlich immer weißer, dürfte ich eigenltich nur noch mit Sonnenfinsternisbrille ins Büro kommen. Ansonsten würde ich ja permanent von der gleißenden Helligkeit der Hemdskragen meiner Kollegen geblendet 😉