Plädoyer für mehr Professionalität

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Die Zeiten in der Kommunikationsbranche sind zwar noch nicht die güldenen wie anno 1999/2000, aber es tut sich wenigstens wieder was. Agenturen und Unternehmen stellen wieder Kommunikationsprofis ein, die helfen sollen, das eigene Bild ins rechte Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Professionalität wird dabei groß geschrieben. Schon seit Jahren bemühen sich die einschlägigen Berufsverbände, eine standardisierte qualifizierte Ausbildung durchzusetzen, um die Qualität in der Kommunikation zu verbessern. Und so suchen Unternehmen auch gern zertifizierte PR-Mitarbeiter oder Absolventen der üblichen Studiengänge.

Die Realität sieht indes anders aus. In Unternehmen ist der "nebenberufliche" Pressesprecher immer noch mehr die Regel als die Ausnahme. Und einige sehr gute Kommunikatoren haben zwar eine Uni von innen gesehen, nur leider etwas völlig anderes studiert. 

Und so tut sich eine Schere zwischen eigenem Anspruch auf Professionalität und der Realität auf.

In Deutschland haben sich zwei, drei Personalberater auf die
Vermittlung von Kommunikationsprofis spezialisiert. Die Berater dort
wissen, wie es in der Branche läuft und gehen professionell und
souverän mit ihrem Klientel um.

Indes werden zwar die meisten interessanten Positionen in unserer
Branche nach wie vor unter der Hand vergeben. Wer dies nicht kann oder
will, beauftragt eben Recruting-Agenturen, die mit ihrer eingefahrenen
Methodik versuchen, Profis leidlich unprofessionell einzustellen.

Da sucht beispielsweise eine Agentur einen Pressesprecher für einen
regionalen Telekommunikationsanbieter. Ein Kandidat in ähnlicher
Position schickt seine Unterlagen an die Personalberatung, um verdutzt
schon nach Stunden die Antwort zu erhalten, dass er leider nicht weiter
berücksichtigt werden könne, da er unvollständige Unterlagen
eingereicht habe. Ei nun, kein Wunder. Wollte der Mann doch seine
Geschäftsführung nicht durch die Anforderung eines Zwischenzeugnisses
hellhörig machen. Themen-Shirts sind zwar manchmal ein gutes
PR-Instrument, aber Shirts mit der Aufschrift "Ich will wechseln…"
machen sich denn doch nicht gut.

Oder der Leiter Unternehmenskommunikation eines mittelständischen
Pharmaherstellers, der von einer Personalberatung angesprochen wird,
die eine nahezu identische Position zu besetzen hat. Aufgaben,
Ausbildung und Umfeld schienen zu passen. Bis es dann zur Nennung der
Gehaltsvorstellungen kam, was heute ja gern sprachlich in das Umfeld
der Numerologie verlegt wird. Statt der nicht unüblichen 60 Tausend
Euro Jahressalär lag das Angebot des potenziellen Arbeitsgebers bei
etwas mehr als der Hälfte.

Hier sollten die Unternehmen den zweiten nach dem ersten Schritt
tun. Nachdem sie lobenswerter Weise erkannt haben, dass Marketing und
Classic allein nicht ausreichen, um Unternehmen und Produkte ins
gewünschte Licht zu rücken, muss jetzt aber die Erkenntnis folgen, dass
professionelle Kommunikation nur von Profis erledigt werden kann, die
leistungsgerecht entlohnt werden wollen. Und dazu gehört eben auch,
Profis mit der Suche nach Profis zu beauftragen.

Stephan Lamprecht

20 Jahre PR-Blogger

Klaus Eck
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Ein Kommentar zu “Plädoyer für mehr Professionalität”

  1. Tatsächlich ist Professionalität bei der Personalbesetzung auch im Berufsfeld Public Relations gefragt, aber nicht immer Realität, vor allem aus Sicht von Bewerbern.
    Das beginnt bei oft irreführenden oder sehr oberflächlich formulierten Stellenausschreibungen, und endet nicht selten mit großem Frust bei den Bewerbern oder angesprochenen Kandidaten.
    Wie kann ein Personalberater den Suchprozess verbessern? Erst einmal sollte er wissen, wovon er spricht, wenn er im Berufsfeld Public Relations tätig ist. Das bedeutet: solide eigene Berufserfahrung in der PR, möglichst bei verschiedenen Firmen und Agenturen gesammelt.
    Dann gehört eine positive Einstellung zum Kandidaten und Respekt vor der Persönlichkeit dazu: der/die Bewerber/in ist kein „Material“, sondern jeder einzelne verdient es, ernst genommen zu werden, ob er nun beim Kunden präsentiert wird oder nicht. Denn der Kandidat vertraut dem Personalberater ja auch viele Details zur eigenen Person an.
    Schließlich die Betreuung der Kandidaten im Beratungsprozess: Der Bewerber hat Anspruch auf ein vernünftiges Gespräch, ohne Zeit- und Termindruck, bei dem er sich präsentieren kann und zu dem er auch ein fundiertes Feedback vom Personalberater erhält. Das kann im Einzelfall auch die Empfehlung sein, die persönliche Karriereplanung zu überdenken.
    Und der im PR-Bereich tätige Personalberater sollte – leider nicht selbstverständlich – auch die Kommunikations-Philosphie und -Strategie seiner Kunden kennen und wissen, welche Fähigkeiten, Erfahrungen und Kontakte vom ersten Arbeitstag an in der neuen Position gefragt sind. Dazu allerdings muss man schon etwas von PR verstehen – und hier schließt sich der Kreis.
    Also: Ja, tatsächlich gibt`s bei den Personalberatern viel Licht und Schatten. Wer seine Karrieplanung ernst nimmt und strategisch angeht, zieht seine Schlüsse…

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