77 Prozent der Bundesbürger sind in Deutschland online. Die mobile Nutzung ist für viele Onliner besonders attraktiv und verzeichnet inzwischen die größten Zuwächse. Das wirkt sich auch auf die Rezeption von Social Media Inhalten aus und schlägt sich in veränderten Nutzungsgewohnheiten nieder. Immer mehr Onliner entdecken Videos, Twitter und Blogs für sich. Zumindest lässt sich dieses aus der aktuellen ARD/ZDF-Online-Studie 2013 ablesen, für die in der Zeit von März und April 1800 Menschen ab 14 Jahren befragt worden sind.
Viele Onliner bleiben länger im Internet, weil es durch Tablet-PCs und Smartphones angenehme Möglichkeiten gibt, jederzeit auf den Web-Content zuzugreifen. Die tägliche Verweildauer im Netz ist hierzulande bei allen Internet-Nutzern von 133 Minuten (2012) auf 169 Minuten (2013) gestiegen. 218 Minuten sind die 14- bis 29-Jährigen online. Demgegenüber schaut diese Gruppe täglich nur 134 Minuten TV.
Große Beliebtheit der Blogs
Von den veränderten Mediennutzungsgewohnheiten profitieren vor allem Blogs, die für viele Leser und Nutzer an Attraktivität zugelegt haben oder einfach nur als Content-Formate bekannter geworden sind. Jedenfalls deuten darauf die Zahlen der ARD/ZDF-Studie hin, laut der die Zahl der gelegentlichen Blog-Nutzung von 7 Prozent auf 16 Prozent gestiegen ist. Allerdings ist es vermutlich für viele Befragte unklar geblieben, was alles unter dem Begriff „Blogs“ zu verstehen ist. Die Begriffe Weblog und Blog sind etwas schwammig und lassen eine enge wie weite Auslegung zu. Sind Tumblr-Accounts noch Blogs? Müssen Kommentare und RSS in einem Weblog angeboten werden? Oder sind es sogar nur die Tagebücher, die als Blogs durchgehen? Oftmals wissen Onliner gar nicht, ob und wann sie gerade ein Blog lesen.
Es ist deshalb bei der Zahl der tatsächlichen Blognutzer eine höhere Dunkelziffer anzunehmen. Das bestätigt Birgit van Eimeren von der ARD/ZDF-Onlinestudie 2013. Im Vergleich zu den Vorjahren sind Blogs nicht nur in den Unternehmen, sondern auch insgesamt in Deutschland bekannter geworden. Immer mehr Organisationen kümmern sich gezielt um Influencer, die twittern oder bloggen. Blogger Relations wird immer häufiger in der Online-PR verankert, was angesichts des Medienwandels wichtiger geworden ist.
Blogger sind keine unbekannte Wesen mehr. Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts tauchte der Begriff in der Medienöffentlichkeit auf. Besonders beliebt waren Blogger bei den Journalisten nicht, die darin eine Laien-Konkurrenz um Aufmerksamkeit sahen und anfangs nicht besonders wohlwohlend über Blogs berichteten. Das hat sich in den vergangenen Jahren etwas geändert, zumal viele Medien eigene Blogs ins Leben gerufen haben und Journalisten selbst sehr aktiv in der Blogosphere unterwegs sind.
Medien stellen heute einzelne Blogs und ihre Blogger vor und nehmen diese digitalen Formate in der Regel ernst. Galten Blogger vor 10 Jahren noch eher als seltsame Exoten, gehören Blogs heute zum Lebensgefühl vieler Menschen dazu. Im Vergleich zu anderen Social Media Instrumenten betreiben dennoch nur wenige selbst aktiv Blogs. Es gibt heutzutage zahlreiche Alternativen (Facebook, Twitter, Google+), über die wir leichter unseren Content online verteilen können.
Zeitversetztes Fernsehen wird beliebter
Laut ARD/ZDF-Studie wenden sich immer mehr Zuschauer vom TV-Programm ab und wollen selbstbestimmt fernsehen. Über das Web ist das zeitversetzte Sehen eines Films kinderleicht geworden. Immer mehr Smart-TVs in den Haushalten erleichtern es, über die Mediatheken Serien und Filme ohne eigene Aufnahme später zu sehen. Die Nutzung von TV-Inhalten im Internet hat gegenüber dem Vorjahr enorm zugelegt. Viele Bundesbürger nutzen die Mediatheken online oder schauen sich TV über Youtube an. 36 Prozent der Onliner haben laut der Studie Erfahrungen mit On-demand-TV gemacht. Insgesamt hat sich innerhalb von einem Jahr der Anteil derjenigen, die über ihren Fernseher ins Internet gehen: von 2 Prozent auf 12 Prozent versechsfacht.
Twitter ist populärer geworden in Deutschland
3,89 Millionen Nutzer hat Twitter inzwischen hierzulande, so heißt es in der Studie. Das ist immerhin im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs um 87 Prozent. Insgesamt haben 7 Prozent der Onliner ab 14 Jahren ein Profil bei Twitter, die meisten sind eher jünger (14- bis 29-Jährige: 14 %). Wirklich aktiv sind auf Twitter nur wenige. Nur knapp ein Drittel der Twitterer setzt selbst Tweets ab. Spannend ist jedoch hierzulande die Verjüngung der aktiven Twitterer. Noch in 2012 interessierten sich nur 5 Prozent der 14- bis 29-Jährigen für Twitter. In 2013 twittern zumindest gelegentlich 22 Prozent der Digital Natives.
Fazit
Mich haben die Ergebnisse der ARD/ZDF-Studie in diesem Jahr etwas überrascht, weil sie einen schnellen digitalen Wandel deutlich machen, der längst alle Lebensbereiche umfasst. Durch die mobile Nutzung des Internets ist es anscheinend für viele Menschen leichter und durchaus etwas Positives Always on zu sein, um ihre Netzwerke zu pflegen, Content online zu beziehen und selbst ihren Content mit der Welt zu teilen.
>> ARD/ZDF-Onlinestudie 2013
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>> Netzpolitik: ARD/ZDF Onlinestudie 2013: Mobiles Internet immer populärer
>> Gutjahr: Trends der Online-Nutzung in Deutschland 2013
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