Heinz Wittenbrink unterrichtet an der FH Joanneum in Graz Online-Journalismus und Soziale Medien und leitet dort das "Web Literacy Lab". Davor war er für Verlage und dann für eine Webagentur tätig. Er hat Bücher über Markupsprachen und Nachrichtenformate im Web verfasst. Für den PR-Blogger schreibt er über Fragen der Medienkompetenz in Unternehmen und untersucht, wie sich die Rollen von Journalisten und Kommunikatoren in der digitalen Welt verändern.

Tools: Hilfe beim Info-Management

2 Minuten Lesedauer

Das Filtern und Archivieren von Inhalten gehört zunehmend zur Aufgabe von PR-Verantwortlichen. Wer seine Informationen im Web gut zu organisieren versteht und Informationsangebote intelligent verknüpft, profitiert  auch in der Öffentlichkeitsarbeit davon. Der neue Web Service If This Then That, kurz IFTTT, erleichtert das Informationsmanagement. Kommunikationsprofis können mit IFTTT Routineaufgaben über Streams und Dienste hinweg automatisieren.

If This Then That: Den Umgang mit Webdiensten automatisieren
If This Then That: Webdienste automatisieren

Ein neues Start-up aus Kalifornien hat gerade die Closed Beta-Phase verlassen. Wer sich bei If This Then That registriert, kann einrichten, dass Ereignisse in einem der Webdienste, den er benutzt, Folgen in anderen Strömen auslösen. Wenn ich z.B. in einem Tweet auf ein interessantes Link stoße, sorgt IFTTT dafür, dass es unter den „Read it Later“-Lesezeichen bei meinem Social Bookmark Service Pinboard abgespeichert wird. Dazu muss ich den Tweet nur favorisieren. ITTT richtet nicht nur das Lesezeichen ein, sondern hält in den Tags des Bookmarks fest, wessen Tweet mich auf das Link gestoßen hat.

Damit ich das Link unter meinen Lesezeichen finde, muss ich bei IFTTT eine der „Wenn…, dann…“-Regeln einrichten, nach denen der der Service benannt ist. Dazu gebe ich IFTTT zunächst den Zugriff auf meinem Twitter- und meinem Pinboard-Account. IFTTT zeigt mir dann bei Twitter eine Liste von Ereignissen, für die ich Regeln festlegen kann. Ich entscheide mich für das Favorisieren eines Tweets. Habe ich es ausgewählt, kann ich eine von mehreren möglichen Reaktionen bei Pinboard als Regel festlegen. Eine dieser Reaktionen ist, das erste Link in dem Tweet unter den Read It Later-Bookmarks zu speichern. Ich kann dann noch ein paar Modifikationen vornehmen, wie die, dass der Sender des Tweets unter den Tags des Bookmarks erscheint.

Das Ganze ist einfach und intuitiv und wird auf der Website von IFTTT grafisch sehr gut erklärt. Dort gibt es auch viele Rezepte für nützliche IFTTT-Regeln. Ich bin selbst noch dabei, den Dienst zu testen, aber er hat mich sofort überzeugt. (Florian Ranner hat mich als erster auf ITTT hingewiesen.) Ich habe gleich eine zweite Regel festgelegt, durch die ich meine öffentlichen Pinboard-Bookmarks auch auf meinem Delicious-Account spiegele.

Als PR-Praktiker werden Sie jetzt vielleicht sagen: Das sind esoterische Tools für Geeks und Akademiker! Wer muss denn schon mit Delicious- und Pinboard-Accounts jonglieren? Ist es nicht schon aufwändig genug, Twitter zu verwenden und überhaupt Bookmarks anzulegen?

Ich bin anderer Meinung. PR-Leute und Kommunikationsprofis müssen heute mit Tools wie IFTTT umgehen können. Der Grund dafür ist, dass die vorfabrizierten Informationspakete, wie sie Zeitungen und Magazine anbieten, immer mehr durch individuelle Newsstreams ersetzt werden, die sich der Benutzer selbst organisieren muss. Der Aufwand ist größer als z.B. beim Abonnement eines Fachmagazins, dafür ist aber auch der individuelle Wert der Informationen höher. Tools wie IFTTT erleichtern es, mit unterschiedlichen Nachrichtenströmen und Webdiensten umzugehen, aber sie verlangen eine gewisse technische Kompetenz. Wer sich diese Kompetenz nicht aneignet, kann die Informationsangebote des Web nur amateurhaft nutzen.

Als PR-Praktiker werden Sie IFTTT nicht nur verwenden, um Informationen zu filtern und zu archivieren, sondern auch, um sie zu veröffentlichen. IFTTT macht es leichter, auf unterschiedlichen Plattformen präsent zu sein und dort ganz gezielt bestimmte Informationen anzubieten. Organisation und Produktion von Informationen lassen sich im Web nicht voneinander trennen, sie beruhen auf denselben Technologien.

Ein großer Vorteil von Tools wie IFTTT ist dabei, dass sie der Tendenz zur Aufteilung des Webs in Informationssilos entgegenwirken. Sie verknüpfen unterschiedliche Angebote, so dass der Benutzer nicht auf die Funktionen festgelegt ist, die ihm z.B. Twitter, Pinboard oder Delicious anbieten. Mit ihnen lassen sich Mashups erzeugen, gemeinsame Ergebnisse verschiedener Webservices. Ein vergleichbarer, technisch viel anspruchsvollerer, aber auch auch wohl noch viel flexiblerer Dienst ist Yahoo Pipes.

Heinz Wittenbrink unterrichtet an der FH Joanneum in Graz Online-Journalismus und Soziale Medien und leitet dort das "Web Literacy Lab". Davor war er für Verlage und dann für eine Webagentur tätig. Er hat Bücher über Markupsprachen und Nachrichtenformate im Web verfasst. Für den PR-Blogger schreibt er über Fragen der Medienkompetenz in Unternehmen und untersucht, wie sich die Rollen von Journalisten und Kommunikatoren in der digitalen Welt verändern.

4 Replies to “Tools: Hilfe beim Info-Management”

  1. Das Tool klingt spannend. Hatte ich auch schon länger auf dem Schirm, muss ich nun endlich mal ausprobieren. Bei Trendbüro und unserer Mutteragentur Avantgarde benutzen wir seit letztem Jahr ein individualisiertes Microblogging-Tool für Recherche und Projektkommunikation (das uneheliche Kind von Facebook und Twitter ;-): http://www.trendbuero.de/index.php?f_articleId=4415 Derzeit strecken wir die Fühler aus, wie wir das Thema Activity Streams noch weiter intergrieren können. Einen spannenden Ansatz bietet: http://www.hojoki.com.

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