Die meisten kennen Jochaim Graf als Verleger und Gründer des HighText-Verlags. Doch das er noch viel mehr Facetten hat, zeigt eine einfache Google Recherche und sein ganz eigener Zugang zum Thema "Ego-Googeln". In diesem Reputation-Interview erklärt er außerdem, worauf er im Umgang mit Bloggern schwört:
1. Im Internet habe ich bei Google viele Treffer zu Joachim Graf
gefunden. Nun sind Sie ja recht bekannt durch Ihre Tätigkeit als
Herausgeber und als Networker. Die Treffer bei Google beginnen mit
Ihrer Website über Dialektische Kunst, listen ein Interview von Ihnen
als Zukunftsforscher zum Thema Web 3.0 auf, gefolgt von StayFriends
und Einträgen eines Dr. Joachim Graf, wie erklären Sie es sich das?
Bezieht sich die Frage darauf, dass ich weit oben bin oder dass es
jemand anderes gleichen Namens schafft auf die erste Google-Seite zu
kommen? 🙂
Klar investiere ich relativ viel Zeit in meine digitale Reputation.
Allein die Tatsache, dass ich viel publizistisch unterwegs bin, hilft
natürlich viel. Und Themen, die ich besetzen will – sei es das Thema
"Dialektische Kunst", sei es das Thema "Open Source Africa" versuche
ich natürlich aktiv zu streuen.
2. Wer ist Joachim Graf überhaupt? Wie möchten Sie wahrgenommen werden
und was tragen Sie aktiv dazu bei? Überprüfen Sie Ihre Positionierung
im Internet gelegentlich? Sind Sie vor allem Maler, Zukunftsforscher,
Web 2.0 Experte und iBusiness-Herausgeber?
Wer tut das nicht – die selbsterotische Recherche nach dem eigenen
Namen in Google? Wer ich bin, das ist die eine Sache. Als was ich
öffentlich wahrgenommen werde eine vielleicht ganz andere. Tatsächlich
sagen mir die Leute, die mich beraten, immer wieder: "Joachim, du
musst Dich auf eines konzentrieren. Du musst Deine Marke schärfen."
Aber ich bin eher dem Dialektischen als dem Logisch-Linearen
verbunden. Und will mit allen meinen Facetten, mit allen Aktivitäten
wahrgenommen werden. Wenn man eine einheitliche Linie verlangt, dann
ist es vielleicht diese: Zu allererst bin ich Kreativer. Ich schreibe.
Ich publizieren. Ich male. Ich interessiere mich für den Kontinent der Zukunft –
Afrika. Ich forsche über die Zukunft. Was das alles miteinander zu tun
hat? Ich finde: Sehr viel.- Ernest Cardenal hat einmal gesagt: "Der
Künstler war immer vollkommen in die Gesellschaft integriert. Aber nicht
in die Gesellschaft seiner Zeit, sondern in jene der Zukunft"
3. Bei einer oberflächlichen Recherche via Google erfahre ich sofort,
dass Sie Maler, Zukunftsforscher sind und bei Xing und in anderen
Communities aktiv sind. Sie sind sehr gut sichtbar. Wie wirkt es sich
das für Sie aus, wenn jemand Sie kontaktiert?
Ich habe leider ein extrem schlechtes Namens- und Personengedächnis.
Ich bin mir deshalb nie sicher, ob ich denjenigen, der mich
kontaktiert, deswegen nicht kenne, weil er nur mich kennt oder weil
ich vergessen habe, dass ich ihn kenne. Das macht das ganze relativ
einfach – ich kann alle Menschen gleich behandeln.
4. Was ist Ihr persönliches Reputationsziel? Wie wollen Sie als Person
online wahrgenommen werden?
Ich versuche, mich selber als Marke zu inszenieren, die vor allem
dafür steht, was ich tue, die für meine Themen steht. Um mich als
Person geht es mir dabei überhaupt nicht.
5. Sie vertreten generell gerne klare Standpunkte. Sind Sie in Blogs
oder an anderer Stelle online schon einmal persönlich angegriffen
worden? Was raten Sie anderen in solchen Situationen und wie sind Sie
damit umgegangen?
Es gibt drei Arten, wie Angriffe auf einen zukommen können: Da gibt es
diejenigen, die einfach nur herumrotzen, weil das zu ihrer
Selbstpositionierung gehört. Hier kann man kommunikativ ohnehin nichts
ausrichten. Die ignoriere ich. Wenn falsche Tatsachen über mich oder
den HighText-Verlag behauptet werden, dann muss man den üblichen Weg
gehen – sprich: Bitte um Korrektur bis hin zu presserechtlichen
Schritten. Der dritte Weg ist, wenn scheinbare oder tatsächliche
Verfehlungen meinerseits kommuniziert werden. Dann stelle ich meine
Position dar und gut ist. Oder ich entschuldige mich, sorge dafür,
dass ein Missstand abgestellt wird und kommuniziere auch dies wieder.
Ich rate also stets, Blogger mit Samthandschuhen anzufassen – aber nicht zu
vergessen, vorher ein Hufeisen rein zu tun ….
6. Im Web erfahren wir sehr viel über Sie. Macht Ihnen das Sorgen? Wie
schützen Sie eigentlich angesichts der neuen Online-Transparenz noch
Ihre Privatsphäre?
Sie erfahren viel über mich. Aber nur das, was ich mich entschlossen
habe, öffentlich zu kommunizieren. Ich bin ja schliesslich eine öffentliche
Person – so eine Art interaktiver Spassaugust, der auf nationalen und
internationalen Konferenzen herumhampelt, präsentiert und publiziert.
Ich kann mich doch nicht auf eine Vortragsbühne stellen und hinterher
schreien "Um Gottes willen, schaut mich nicht an".
Wieder die Dialektik: Öffentlichkeit ist Fluch und Segen zugleich.
Wenn mir aber bewusst ist, dass ich digitale Spuren hinterlasse, dann
ich immerhin bestimmen, welche das sein sollen.
7. Welches Fachbuch und welcher Roman hat Ihnen in letzter Zeit
besonders gefallen?
Das ist so eine typische Frage, die das Dilemma digitaler Reputation zeigt. Ich könnte
jetzt zwei oder drei philosophische Werke nennen, zwei absolut
unbekannte Wirtschaftstheorektiker und Zukunftsforscher – gegoogelt
ist sowas ja in ein paar Minuten. Dann würde ich meine öffentliche
Rolle als belesener Mensch mit Tiefgang pflegen. Oder ich nenne die
Bücher, die ich tatsächlich lesen. Das würde aber mein sorgfältig
gepflegtes öffentliches Bild ankratzen. Oder ich versuche, möglichst
intelligent der Frage auszuweichen, damit ich wenigstens als kurzweiliger
Unterhalter zu Cocktailparties eingeladen werde. In jedem Fall kann
und werde ich meine öffentliche Reputation aktiv steuern.
8. Welche Social Media Account pflegen Sie besonders?
Es gehört natürlich zu meinen Jobs, mir alle relevanten Social
Networks mal anzuschauen – heissen sie jetzt Dopplr oder del.icio.us –
ich habe gefühlt sicher 20 oder 30 Accounts.
Tatsächlich verwenden tue ich für meine nationalen Businesskontakte
Xing, für die internationalen Facebook und Twitter. Bei allen bemühe ich mich
allerdings um meinen Klartextnamen, dass ich überall als "Joachim
Graf" gefunden werde, wenn ich dann einen Account habe
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Klaus Eck
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