In diesem Jahr durfte ich gestern auf der Frankfurter Buchmesse in kleiner Runde mein neues Buch „Karrierefalle Internet“ präsentieren. In einem Kapitel gehe ich dabei besonders auf die Namensvetter ein, die viele Menschen haben. Wie geht man damit im Web überhaupt um?
So war es eine besondere Herausforderung als „Klaus Eck“ auf die Party von Random House zu gehen. Denn immerhin heißt der Verleger und Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House Klaus Eck. Offline ist die Verwechslungsgefahr nicht besonders groß, doch im Internet sieht das anders aus. Prompt wurde ich auf der Party vom Buchmarkt fotografiert und fand mich am nächsten Morgen mit einem Bild als „Namensvetter“ von Klaus Eck online wieder . Andere Partygäste sind bereits nach einem Tag gut via Google zu finden, weil die Buchmarkt-Einträge in der Buchmark-Online-Galerie dank der Bildunterschriften viele Verlagsleute auffindbar macht. Damit rechnet sicherlich nicht jeder.
Bereits vor 100 Jahren erkannte der Soziologe Georg Simmel, wie wichtig es in der modernen Gesellschaft ist, sich als erstes mit dem Namen auszuweisen: „Dass man weiß, mit wem man zu tun hat, ist die erste Bedingung, überhaupt mit jemanden etwas zu tun zu haben; die übliche gegenseitige Vorstellung bei irgend länger dauernder Unterhaltung oder bei der Begegnung auf dem gleichen gesellschaftlichen Boden ist, so sehr sie als hohle Form erscheint, ein zutreffendes Symbol jenes gegenseitigem Kennens, das ein Apriori jeder Beziehung ist.“
Im Laufe der Jahre hat die Bedeutung des Namens sehr zugenommen. So ist unsere namentliche Identität zunächst das einzige Merkmal ist, über das wir in den Suchmaschinen voneinander unterschieden werden können. Oft sind wir online mit unserem Namen nicht alleine unterwegs und können daher nicht immer nur einer bestimmten Person zugeordnet werden. Das macht ein Blick in die Telefonbücher deutlich: Es gibt Menschen, die einen identischen Namen tragen und ihn ebenfalls online aktiv nutzen. Das führt im Web immer wieder zu Verwechslungen mit digitalen Doppelgängern und kann mitunter negative Folgen haben, wenn deren digitaler Ruf sehr schlecht ist. Denn in der Aufmerksamkeitsökonomie treten alle Müller, Meyer und Schmitts dieser Welt unmittelbar gegeneinander an. Eine digitale Doppelexistenz wirkt verstörend, weil wir dadurch die namentliche Identifizierung nicht mehr möglich zu sein scheint. Vor allem dann, wenn wir viele Namensvetter haben.
Der Name als solches bietet bei häufigen Namen als Merkmal im Web keinerlei Orientierung, irritiert sogar. Es bedarf weiterer Merkmale wie eine räumliche oder berufliche Zuordnung, um noch fündig zu werden. Nur so können Sie irritierende Verwechselungen vermeiden. Mit dem Googeln ist bei vielen Menschen eine gewisse Erwartungshaltung entstanden. Denn der erste Eindruck zählt – auch online. In wenigen Zehntelsekunden entscheiden Menschen, ob sie eine Website näher betrachten oder weiterklicken.
Wenn man Sie nicht im Internet finden kann, sollten Sie nicht froh darüber sein, dass Sie inmitten der Informationsmenge untergehen, sondern sich überlegen, wie Sie damit am besten umgehen können und eine Online Reputation Strategie entwickeln. Ansonsten enttäuschen Sie den Suchenden mit dem fehlenden ersten Eindruck.
Welche guten und schlechten Erfahrungen haben Sie mit Ihrem Namensvetter online gemacht?
Klaus Eck
Obwohl ich einen relativ seltenen Nachnamen trage existieren von mir mindestens drei Namensvetter mit der exakten Schreibweise von Vor- und Nachname. Da aber alle drei nicht im Internetumfeld tätig sind, stellt das im Moment kein aktuelles Problem dar.
Mich hat mal jemand angerufen und wild beschimpft, weil ich ihm angeblich über ebay einen defekten Drucker verkauft haben soll. Als ich dies am bestritt (ich habe noch nie einen Drucker bei ebay verkauft) wurde ich sogar bedroht.
Die Telefonnummer hatte der gute Mann aus dem Impressum meiner damaligen Homepage.
Ich habe versucht, mein Gegenüber zu beruhigen und ihm zu erklären, dass das wohl jemand mit dem gleichen Namen, aber nicht ich war. Der Hinweis auf eine andere Adresse wurde als Verschleierungstaktik bezeichnet und an dem Punkt war das Gespräch für mich beendet.
Habe allerdings auch nie wieder was von der Sache gehört.
Fazit: Auch Namensvetter bei ebay können Probleme machen.
Glücklich, keinen Namensvetter zu haben – bisher.
Meine Eltern haben sowas offenbar kommen sehen und mir sicherheitshalber zusätzlich zum ohnehin schon sehr seltenen Nachnamen noch einen nicht sonderlich gebräuchlichen Vornamen spendiert. Danke!
Hallo Klaus,
ein interessanter Artikel. In der Tat haben mich in letzter Zeit einige Leute angesprochen, weil ich ein Buch über Web 2.0 geschrieben haben soll. Ich sitze wirklich gerade an einem Buch, aber es erscheint erst im März 2009. Ich habe mal ein wenig recherchiert und es gibt tatsächlich ein wissenschaftliches Buch über Web 2.0, bei dem ein Dr. Thomas Kilian (ich habe hingegen nur einen Magistertitel) als Co-Autor genannt wird. Der Kollege hat allerdings weder ein XING-Profil, noch eine Website oder eine andere Form von Online-Präsenz, so dass mir schleierhaft ist, wie jemand als Autor eines Web 2.0-Buches sich so aus dem virtuellen Geschehen raushalten kann. Lediglich einen Hinweis auf der Seite der Universität konnte ich finden, dass es meinen Namensvetter wirklich gibt. Ist doch interessant, oder?
Schönes Wochenende, Thomas#
Es gibt eine Namensvetterin von mir in den USA, die auch im Bereich Internet tätig zu sein scheint.
Leider waren meine bisherigen Versuche, mit ihr Kontakt aufzunehmen, erfolglos. Aber nachdem ich diesen Blogpost gelesen habe, habe ich es noch einmal versucht. 🙂
Mein Namensvetter hat seit einigen Monaten eine Sendung bei Kabel 1, nämlich Hagen hilft! http://www.kabeleins.de/doku_reportage/hagen_hilft/stefan_hagen/
Zudem sind wir beide auch noch im Bereich Unternehmens- und Managementberatung tätig – wenngleich auch in anderen Themenfeldern (und wohl auch mit einem ziemlich unterschiedlichen Beratungsstil und -ansatz).
Lustig fand ich, dass ich schon von Personen kontaktiert wurde, die mir vorgeworfen haben, wie schlecht „meine“ Kabel 1 Show doch sei. Da musste ich dann jeweils richtig stellen, dass ich „leider“ ein anderer Stefan Hagen bin.
Mit meinem Namen ist die Liste der Doppelgänger gefühlt endlos. Es gibt sogar einen Doppelgänger mit gleichem Beruf wie ich, in der selben Stadt. Bisher gab es aber keine Probleme. Dank Xing, LinkedIn und Website mit dem eigenem Namen…
Ich dachte, mein Name wäre unüblich – weit gefehlt. In North Dakota wohnt eine nette Bäurin mit gleichem Namen. Wir haben uns geschrieben und Bilder geschickt. Jetzt habe ich Briefe VON Doris Eichmeier AN Doris Eichmeier. Werde ich bestimmt aufheben. Ich fand den Kontakt außergewöhnlich spannend.
Mein „böser“ Namensvetter hat eine Zeit lang Platz 1 bei Google belegt – in Verbindung mit wenig schmeichelhaftem zu meinem Namen. Der Seitenbetreiber, der sich über den Menschen ausgelassen hat, war aber glücklicherweise schnell dazu bereit den entsprechenden Artikel zu ändern ,-)
Die Problematik liegt mir nicht ganz fern. Bis eine Kartei – auch eine elektronische – nach meinem Namen durchforstet ist, das kann schon länger dauern. Irgendwo kennt immer irgendwer irgendwen, der für mich einen Namensvetter darstellt. Die Top 10 bei Google zu stürmen – mit meinem Namen eher keine Chance!
Ein einfacher Trick aber schafft einige Abhilfe: Die Johannes-B.-Kerner-Masche. Ganz einfach den zweiten Vornamen mit Abkürzung integrieren und schon hat man den gewünschten Individualisierungseffekt!
Ich fürchte, meine Eltern haben damals nicht geahnt, in welche kommunikativen Schwierigkeiten sie mich bringen würden. Nun gut, dem muss ich mich wohl oder übel stellen. aber bei Google macht mich das recht chancenlos.