Falls Sie selten Ego-Googeln und lieber darauf verzichten, in Social Networks wie Xing oder Facebook aktiv zu sein, könnten Sie eines Tages durchaus ein Wunder erleben. Schließlich haben Sie keine Gewähr, dass andere online ebenfalls so zurückhaltend wie Sie agieren. Vielleicht ist Ihr (digitaler) Platz schon besetzt, weil ein Namensvetter vor Ihnen Ihren generischen Namen für sein Online-Profil nutzt.
Stellen Sie sich einfach einmal vor, wie es ist, Ihr Haus, Ihr Auto und Ihre Freunde alle zu verlieren. Und das an einen Unbekannten, der in Ihrem Namen agiert und dadurch vielleicht sogar Ihren Ruf völlig ruiniert. Vermutlich wundern Sie sich hinterher, warum das so leicht passieren konnte. Schließlich sollte doch jeder sofort erkennen können, was für eine liebenswerte Person Sie sind. Das mag im Offline-Leben kaum möglich sein, doch online: weit gefehlt. Wenn jemand es darauf anlegt, kann er relativ leicht in einem Social Network für Sie ein Online-Profil anlegen und damit Ihre Identität komplett übernehmen und vielleicht sogar Ihren digitalen Ruf in Misskredit bringen.
Das musste auch einer meiner Lieblingsautoren, Neal Stephenson, erleben. Der Kultautor wunderte sich ein wenig darüber, dass er einen Online-Doppelgänger in dem Social Network Facebook hat. "Sein" Profil hat er dort nie angelegt, dennoch finden sich dort sein Bild und Angaben zu seiner Person. Es ist vermutlich der Idee eines Fans entsprungen. Deshalb hat er keine Möglichkeit, selbst Änderungen in „seinem“ Online-Profil vorzunehmen:
"Ich habe es mir mal über die Schulter von jemandem angeschaut, der davorsaß. Da waren lauter Nachrichten für mich. Sogar von Leuten, die ich kenne: "Hey Neal, toll, dass du jetzt auch ein Facebook-Profil hast, ich habe versucht, dich zu erreichen!" Aber ich hatte keine Ahnung, dass das Ding überhaupt existiert. Ich habe einen Doppelgänger.“
(Interview mit Neal Stephenson im Spiegel)
Dem SF-Autor scheint das nicht besonders wichtig zu sein. Jedensfalls hat er keine Strafverfolgung eingeleitet.Anscheinend gibt es auf Facebook sogar einige Neal Stephenson-Angebote, darunter auch der eine oder andere Namensvetter des Schriftstellers.
Weniger Glück hatte Anfang 2008 der 26-jährige Fouad Mourtada aus Casablanca in Marokko, der für ein gefälschtes Profil des marokkanischen Prinzen zu drei Jahren Haft verurteilt worden ist. Dank des internationalen Protestes hatte der Marokkaner jedoch Glück und wurde bereits nach 43 Tagen Haft vom König begnadigt.
Rund 28.000 Euro Schadensersatz musste der britische Identitätsdieb Grant Raphael bezahlen, weil er von einem früheren Schulkameraden ein falsches Online-Profil auf Facebook angelegt hatte, um ihn darüber mit falschen Behauptungen über dessen Privatsphäre gezielt zu diffamieren.
Ganz so weit muss es mit dem Identitätsdiebstahl nicht kommen, wenn Sie sich gezielt um Ihre Online-Identität kümmern und Ihre Online-Profile pflegen.
>> Spiegel: "Ich habe einen Doppelgänger"
Klaus Eck
klingt alles nach tc boyle, “ talk talk talk. gruss olaf p.beck
klingt etwas paranoid… aber da man gegen solche „Missbräuche“ ja rechtlich vorgehen kann wird sowas nicht ausarten denke ich… ich glaube hier werden vor allem berühmtere Persönlichkeiten („Promis“) betroffen sein und nicht der Otto-Normal-Internetuser …
lg. mario
nachtrag: und klar sollte man (wie im Artikel beschrieben) seine Profile selbst pflegen und ab und zu mal nach sich selbst googlen, yahooen oder msnen, usw. 😀
Eines der klassischen Probleme von web 2.0. Selbst, wer nix damit zu tun haben will – und erst recht er – muss sich mit Reputationsmanagment beschäftigen. Klar kann man rechtlich vorgehen, ist aber kostenintensiv und zeitaufwendig.