Wer Highpotentials zu seinem Unternehmen locken will, kann es sich nicht wirklich leisten, auf deren Bewerbung zu warten. Es reicht längst nicht mehr aus, Anzeigen auf Jobportalen oder in den Medien zu schalten. Das ist viel zu passiv. Zum Glück haben viele Personalverantwortliche für sich erkannt, dass es besser ist, im Recruiting über Social Media frühzeitig direkt auf potentielle Bewerber zuzugehen.
Aktuelle Studien wie die ARD/ZDF-Onlinestudie zeigen, dass gerade junge Talente Social Media Kanäle nutzen. Doch womit können Unternehmen die potentiellen Jobaspiranten online von sich überzeugen? Was erwarten Jobsuchende in sozialen Netzwerken von einem Arbeitgeber?
Bewerber im Social Web
Wir befinden uns mitten in der kommunikativen Revolution. Noch nie war es einfacher, im Netz auf Wissen zuzugreifen. Ob Foren, Blogs oder soziale Netzwerke – das Internet ist die Plattform, um sich zu informieren, sich auszutauschen oder kontrovers zu diskutieren. Weltweit grenzenlos und in Echtzeit. Das gilt natürlich genauso für Themen wie Beruf und Karriereplanung. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Digital Natives auf der Suche nach echtem Austausch und authentischen Informationen jenseits der offiziellen Unternehmenswebseiten unterwegs sind.
Chancen für Arbeitgeber
Wer also in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Xing als Arbeitgeber aktiv ist, tritt dort direkt mit Bewerbern in Kontakt. Und fällt durch diese Transparenz positiv auf. In Zeiten von demographisch schwieriger Bevölkerungsentwicklung und Fachkräftemangel ein notwendiger Schritt, um sein positives Arbeitgeberimage aufzubauen und damit passende Kandidaten zu finden. Wenn Sie planen, junge Talente im Social Web anzusprechen, sollten Sie für Ihr Community Management unter anderem folgende zehn Punkte beachten.
1. Beim Community Management an die Zielgruppe denken
Ob Sie auf der Suche nach Studenten, Azubis oder Professionals sind: Als Arbeitgeber sollten Sie Ihre Zielgruppe dort ansprechen, wo sie sich aufhält. Und sie mit dem passenden Content versorgen. Während sich viele potentielle Auszubildende auf Facebook tummeln, erreichen Sie Vertriebsmitarbeiter eher über Xing oder Linkedin. Planen Sie beim Community Management also die entsprechenden Kanäle ein. Übrigens: Mit fachlich interessanten Beiträgen und dem Dialog auf Augenhöhe bauen Sie ein positives Arbeitgeberimage auf und können damit auch passiv Suchende erreichen.
2. Ausreichend Zeit und Ressourcen einplanen
Vom Sourcing bis zur Content-Creation: Ein gutes Community Management erledigt sich nicht von selbst. Prüfen Sie deshalb, ob Ihnen innerhalb der Organisation ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen, bevor Sie soziale Netzwerke aktiv für Ihr Recruiting nutzen. Haben Sie genug Zeit, Personal, Themen, Wissen, technische Voraussetzungen…? Zeitlich sollten Sie rund eine Stunde Aufwand pro Kanal pro Tag einplanen.
3. Mitarbeiter zu Markenbotschaftern machen
Bewerber sind auf der Suche nach authentischen Informationen. Machen Sie deshalb Ihre Mitarbeiter zu Redakteuren, wer sonst könnte Ihr Unternehmen besser repräsentieren? Vom Azubi bis zum Abteilungsleiter: Besonders abwechslungsreich und glaubwürdig wird Ihr Content, wenn möglichst unterschiedliche Mitarbeiter mit viel Engagement etwas dazu beitragen. Und vielleicht lernen Ihre Leser so sogar schon einen zukünftigen Kollegen kennen – wie im Jobblog von Robinson, in dem die Robins als Autoren über ihre Erfahrungen berichten.
4. Einen Blick hinter die Kulissen werfen
Die Rudergruppe, der Studentenstammtisch oder die Kantine: Ihr Unternehmen ist einzigartig – mit seiner Kultur, den Produkten und Mitarbeitern, aber auch mit allen Ecken und Kanten. Zeigen Sie Bewerbern, was Sie als Arbeitgeber ausmacht und erlauben Sie einen Blick hinter die Kulissen. Das schafft Vertrauen und steigert Ihre Glaubwürdigkeit.
5. Arbeitgeber multimedial erlebbar machen
Die Mischung macht´s. Setzen Sie beim Community Management auf abwechslungsreiche Inhalte und verschiedene Medien vom Text bis zum Bewegtbild. Bei Recruiting-Videos gibt es viele völlig verschiedene Formate – prüfen Sie, welches am besten zu Ihrem Unternehmen und den Mitarbeitern passt, es muss ja kein Employer Branding-Rap sein.
6. Mehrwerte liefern
Werden Sie kreativ! User wollen nicht von Unternehmen unterhalten werden, sondern von Menschen. Posten Sie nicht ausschließlich Stellenanzeigen. Setzen Sie stattdessen beim Recruiting lieber auf emotionale Inhalte, frische Ideen und authentische Posts, die Ihren Bewerbern einen echten Mehrwert liefern.
7. Standortmarketing
Bei Kandidaten, die sich für Ihr Unternehmen entscheiden, steht eventuell ein Umzug an. Stellen Sie deshalb auch Ihren Standort vor und zeigen Sie in den Social Media Kanälen, was Stadt und Land zu bieten haben. Von der Kinderbetreuung bis zum Restauranttipp ist in Ihrer Region für Neuankömmlinge ebenso wie für alte Hasen sicher etwas dabei.
8. Den Dialog zulassen
In sozialen Netzwerken dreht sich alles um Austausch und Interaktion. Mit einseitiger Kommunikation auf Blogs oder Facebook-Walls, die keine Kommentare zulassen, ist man hier auf dem Holzweg. Nehmen Sie Ihre Bewerber deshalb ernst, stellen Sie Ihnen Fragen und fordern Sie sie bewusst auf, Feedback zu geben, es lohnt sich.
9. Monitoring der Kanäle
Von der Reichweite bis zu den Besucherzahlen: Halten Sie Ihre Erwartungen an die Kanäle in Kennzahlen (wie etwa Visits und Besuchsdauer im Blog, Fanzuwachs, Reichweite und Interaktionsraten bei Facebook etc.) fest und überprüfen Sie im Monitoring regelmäßig, welche Themen bei den Onlinern gut ankommen und wo Verbesserungspotential besteht.
10. Active Sourcing
Nur wenige junge Talente suchen aktiv eine neue Stelle. Sie erwarten vielmehr, dass sich der potentielle neue Arbeitgeber bei ihnen bewirbt. Mit dem Start ins Social Web machen Sie schon einen ersten Schritt auf die Young Professionals zu. Wer noch gezielter Kandidaten finden und ansprechen möchte, kann das zum Beispiel über Xing tun. Während es bei Facebook häufig (noch) als störend empfunden wird, können Bewerber in ihrem Xing-Profil einfach hinterlegen, ob die Ansprache durch Personaler gewünscht ist.
Jetzt sind Sie dran! Gehen Sie in Social Media Kanälen aktiv auf potentielle Mitarbeiter zu. Möglichkeiten und Ideen gibt es viele – welches sind Ihre?
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Sehr interessanter Artikel, der die Zukunft des Recruitings auf den Punkt trifft. Kompliment!
Die besagte Kommunikationsrevolution wird vor allem für den Mittelstand zu neunen Anforderungen führen. Wer im Kampf um Talente nicht völlig chancenlos gegenüber der Global Player sein möchte, muss sich zwingend mit diesen Anforderungen auseinandersetzen.