Wer gut kommunizieren will, muss wissen, wann, wie und wo er überhaupt kommunizieren darf. Studien zeigen, dass Rechts-Kenntnisse in der PR – wenn überhaupt – nur mittelmäßig verbreitet sind. Und das, obwohl Kommunikation nicht im rechtsfreien Raum stattfindet. Ein Forschungsprojekt an der Universität Leipzig versucht nun herauszufinden, wie viel Recht tatsächlich im Berufsalltag der Kommunikatoren vorkommt.
Nehmen Sie bitte an der Umfrage von Michael Haker teil!
Verhältnis zwischen PR-Praktikern und Juristen
Die einen wollen Kommunikation. Sie mögen Transparenz. Sie wollen möglichst viel wissen und überall dabei sein. Sie müssen frei sein, wie ein Vogel. Die Anderen behalten lieber den Boden unter ihren Füßen. Sie wollen lieber nicht die Kontrolle zu verlieren. Sie kommunizieren nur das Notwendigste; aber wenn, dann nur wenig und leise. Sie sind sich der Risiken bewusst und „zocken“ nicht. So könnte man grob Juristen und PR-Praktikern in zwei verschiedene Schubladen stecken.
Tatsächlich gibt es im Kommunikationsalltag aber viele Berührungspunkte mit deutschen Gesetzen, daher wäre ein besserer Austausch zwischen den beiden Gruppen sehr sinnvoll. Denn Kommunikation findet keineswegs im rechtsfreien Raum statt. Erst vor Kurzem ist auf Zeit Online ein Artikel erschienen, in dem es um eine Abmahnung aufgrund eines Facebook-Posts geht: Ein Unternehmen soll 1.800 EUR zahlen, weil es in seinem Facebook-Post den Thumbnail, also ein Mini-Foto zu einem fremden Artikel einer Lokalzeitung, mit gepostet hat. Das Problem dabei: Auch das Mini-Foto ist urheberrechtlich geschützt – und das abgemahnte Unternehmen hatte keine Rechte daran.
Das Urheberrecht und noch viele andere Regelungen im Umgang mit Medien finden sich im so genannten „Medienrecht“. Grundsätzlich besteht das Medienrecht nicht einfach aus einem Rechtsbereich. Es ist vielmehr ein Sammelsurium an Paragraphen und verschiedenen Rechtsthemen, die sich über die klassischen Rechtsgebiete „Bürgerliches Recht“, „Öffentliches Recht“ und „Strafrecht“ verteilen. Zum Medienrecht im weiteren Sinn gehören daher z.B. auch das Urheberrecht, das Persönlichkeitsrecht, das Markenrecht und das Wettbewerbsrecht.
Manche dieser Regelungen bergen Risiken, deren Überschreitung persönliche oder wirtschaftliche Konsequenzen haben kann. Es ist somit kein Wunder, dass schon 1995 der PR-Professor Dr. Peter Szyszka klar festgestellt hat, dass rechtliche Kenntnisse ein Teil des Fachwissens von Öffentlichkeitsarbeitern ist. Man muss sicher auch zugeben, dass der Rechtsbruch ein geeignetes Mittel sein kann, reine Aufmerksamkeit zu erzeugen. Fraglich ist nur, mit welcher Wirkung und ob man die Risiken bedacht hat.
PR-Berufsfeldforschung
Wirft man einen Blick in die Berufsfeldforschung, so sieht man, dass Jura tatsächlich bei Kommunikationsexperten eher ein Nischendasein fristet.
Recht aktuell ist die Studie Communicationmonitor 2011 von Ansgar Zerfaß. Unter den 2200 befragten Kommunikationsexperten weltweit ist die Hälfte der Meinung, dass juristische Kenntnisse in fünf Jahren eine wichtige bis sehr wichtige Rolle spielen werden. Trainings zu rechtlichen Themen gibt es laut der Studie aber nur bei rund 17% der Organisation. Ganz speziell im Bereich Social Media schätzen die Befragten ihr Wissen eher mittelmäßig ein.
Eine ernüchternde Bilanz. Insbesondere vor dem Hintergrund der Bedeutung medienrechtlicher Rahmenbedingungen und deren Relevanz für Menschen, die tagtäglich im Raum der öffentlichen Kommunikation arbeiten. Denn ein Rechtsbruch geht schneller als gedacht. Vor allem mittels „Copy & Paste“ sind Rechtsverletzung an der Tagesordnung. Denn die meisten kopierten Texte, Bilder oder Videos unterliegen dem Urheberrecht; werden sie ohne Einverständnis des Urhebers übernommen stellt dies einen Eingriff in dessen Rechte dar.
Nun kann man natürlich nicht verlangen, dass PR-Praktiker auch noch eine umfangreiche Rechts-Ausbildung in ihrem Studium erhalten haben. Die Materien sind zu unterschiedlich und komplex. Zur Unterstützung der täglichen Arbeit gibt es aber den Bundesverband deutscher Pressesprecher (BdP). Er ist „Ansprechpartner in allen rechtlichen, inhaltlichen und anderen berufsspezifischen Fragen“. Außerdem existieren zahlreiche PR-Kodizes. Erst vor Kurzem hat der Deutscher Rat für Public Relations (DRPR) seinen neuen Kommunikationskodex verabschiedet. Hier finden sich schon einige juristische Konstruktionen zur rechtlich einwandfreien Kommunikation. Traurig daran ist: nur knapp 50% der Praktikerinnen und Praktiker (n = 2.335) in der deutschen PR-Landschaft kennen den Kodex gar nicht, rund 40% lediglich flüchtig.
Teilen Sie Ihre Erfahrung!
Da stellt sich doch die Frage: Wieviel haben PR-Praktiker überhaupt mit juristischen Problemstellungen zu tun? Oder halten Juristen ihnen den Rücken frei und wie hoch sind die Risiken?Kann sich der Kommunikator ganz auf das konzentrieren kann, was er eben kann: kommunizieren? Wieviel Rechtkenntnis braucht er, um den Alltag bestmöglich zu meistern?
Auf diese und andere Fragen möchte Michael Haker, Masterstudent im Communication Management an der Universität Leipzig in seiner Abschlussarbeit Antworten finden. Sein Forschungsprojekt:
Kommunikation und Recht – Welche Rechtsfragen ergeben sich im Berufsalltag von Kommunikationsprofis?
Investieren Sie rund sechs Minuten, füllen Sie seinen Fragebogen aus und lassen Sie Ihre Antworten ein Teil seiner Forschung sein. Die Ergebnisse der Befragung bleiben natürlich nicht geheim. Sobald das Forschungsprojekt abgeschlossen ist und eine Auswertung aller Antworten vorliegt, werden wir sie Ihnen im PR-Blogger vorstellen.
Stefan Schicker und Michael Haker
Bildquelle: Bigstockphoto
Heimittelwerbegesetz und Patentgesetz gehört auch zu Dingen, die man als PR Fachkraft in bestimmten Branchen kennen sollte.
siehe oben 🙂
Gerade das Gesetz gegen Unlauteren Wettbewerb (UWG) sollten PR- und Marketing-Manager kennen. Vor allem sollte man sich über Grauzonen in der Online-Welt bewusst sein und auch über entsprechendes technisches Verständnis verfügen, um ggf. keine Regeln zu verletzen
Sie haben natürlich beide Recht und mir würden auf anhieb noch einige andere Gesetze einfallen, die man als PR-Praktiker (auch in bestimmten Kreisen) kennen sollte: Insolvensrecht, Arbeitsrecht, bestimmte Energiegesetzte, Landespressegesetze, ….die Liste ist beinahe endlos. Alexander Unverzagt hat sich mal die Mühe gemacht, einiges in seinem Buch PRRecht aus 2010 aufzulisten.
In der Online-Befragung spielen das UWG sowie bestimmte Normen zur Online-Kommunikation eine wichtige Rolle. Zudem Gibt es ein offenes Antwortfeld, in das alle Teilnehmenden noch weitere Normen eintragen können. Und ich bin auf die Ergebnisse schon sehr gespannt.
Wir kämpfen aber auch mit einer Schwierigkeit: In einem Online-Fragebogen (bei dem man sich recht kurz halten muss) sollen Rechtsnormen in für Nicht-Juristen verständlicher Form erklärt werden (was meist etwas mehr Platz verschlingt). Ein Dilemma, das eben dazu zwingt, erstmal nur das sog. Medienrecht abzufragen – mit optionaler Antwort auf andere Rechtsbereiche.
Medienrecht ist hier u.a.: (je vereinzelt) GG, BGB, StGB, WpHG, WpPG, UWG, TMG, RStV, MarkenG, UrhG, KUG,
Das Problem ist ja auch, dass die Kenntnis allein nicht reicht. Man muss sich auch über Upates informieren. Wie macht Ihr das in der Praxis? Gesetzeskunde gehört nicht unbedingt zum Joballtag, aber ist doch wichtig. Ich stoße hin und wieder in Fachzeitschriften auf Neuerungen oder werde von unserem Juristenteam drauf aufmerksam gemacht.
Aktuellere Infos zu Urteilen kann man aus diversen Jura-Blogs bekommen. Eine Möglichkeit wäre z.B. http://www.jurablogs.com . Da muss man sich manchmal etwas durchwuseln. Aber man findet doch einiges.
Eine andere Quelle können Fachzeitschriften sein. Für die PR ist es z.B. das PRMagazin, der Pressesprecher oder das Journal of Communication Management. Hier sind manchmal auch juristische Themen angeschnitten. Wenn ich mich nicht irre, hat das PRMagazin dafür sogar einen eigene Seite. Von den juristischen Fachzeitschriften sind die Klassiker die JuS, MMR oder die NJW.
Und zugegeben: ein bißchen persönliches Interesse gehört sicher auch dazu. Jura ist nicht für jeden das non plus ultra. Vor allem, weil das Juristendeutsch mit unter auch mal etwas schwer zu verstehen ist. Ich hab im Studium ab und an gemerkt, dass manche da schon abschalten. Aber ich persönlich finde, dass die Matierie doch sehr interessant sein kann.
Useful information, thank you very much.