Wenn ein IT-Hersteller seine Produktpolitik ändert, hat das manchmal große Auswirkungen auf das Image des Unternehmens, besonders wenn dieses eine engagierte Community aufweist. Das musste Apple einmal mehr erkennen, nachdem eine radikale Preisenkung für das iPhone auf harsche Kritik in der eigenen Fangemeinde stieß.
Nach nur 68 Tagen hat Apple den Handy-Preis für das iPhone um 200 Dollar reduziert. An für sich eher ein Grund zur Freude für die Konsumenten, könnte man meinen. Doch einige Apple-Fans, die sich frühzeitig für das Produkt entschieden haben und den höheren Preis gezahlt haben, sehen sich jetzt abgezockt und kritisieren daher das US-Unternehmen in ihren Blogs harsch. iPhone gehört daher zu den Topsuchen auf der Blogsuchmaschine Technorati.
Dabei handelt es sich hierbei nur um Marktgesetze und die Hoffnung auf ein großes Weihnachtsgeschäft. Wenn die Nachfrage groß ist, kann ein Unternehmen auch einen höheren Produktpreis am Markt durchsetzen. Die Preise für Handys, Notebooks, PCs und andere IT-Produkte sind seit vielen Jahren im freien Fall. Dennoch ist es immer wieder schwierig, die Unternehmenspolitik der eigenen Markencommunity zu verdeutlichen, zumal die Apple-Jünger es als ihr eigenes Produkt ansehen. Early Adoptors bezahlen in der Regel immer den höheren Preis für ihre Community-Rolle. Der Aktienkurs gab sicherlich nicht wegen der Blogger-Kritik nach, sondern ist vermutlich die Folge der gesunkenen Erwartungen der Aktionäre.
Update von 22:00 Uhr: Nachdem der CEO Steve Jobs Hunderte von E-Mails erhalten und die Berichte in der Blogosphäre und den Medien wahrgenommen hat, reagiert er jetzt direkt im Rahmen der Krisen-PR in einem offenen Brief an die Apple Community. Dabei macht er das einzig Richtige in einer solchen Situation. Er bietet den enttäuschten iPhone-Kunden eine Abschlagszahlung als Coupon auf alle Apple-Produkte an:
"Therefore, we have decided to offer every iPhone customer who
purchased an iPhone from either Apple or AT&T, and who is not
receiving a rebate or any other consideration, a $100 store credit
towards the purchase of any product at an Apple Retail Store or the
Apple Online Store. … We
want to do the right thing for our valued iPhone customers. We
apologize for disappointing some of you, and we are doing our best to
live up to your high expectations of Apple." (Apple.com: Steve Jobs: To all iPhone customers)
Dabei hat sich sein Tonfall gewaltig verändert: Noch gegenüber der Zeitung "USA Today" hatte sich der Apple-Chef zuvor anders zur Preissenkung geäußert: "Das ist eben Technologie. Wenn sie es heute morgen gekauft haben, solllten sie dorthin zurückgehen, wo sie es gekauft haben und mit den Leuten dort reden. Wenn sie es vor einem Monat gekauft haben, tja, das passiert eben mit Technologie." (zitiert nach Spiegel Online). Manchmal sollte man vor einer Änderung der Produktstrategie auch an seine loyalsten Fans denken und es vermeiden, diese zu vergraulen.
>> Spiegel Online: Erboste Fans erklären Apple den iWar
>> Manager Magazin: iPhone wird billiger – Aktie gibt nach
>> "The Register" über den Preisrutsch
>> fscklog: Deutliche Preissenkung beim iPhone
>> Marvins Sicht: Sehr geehrter Herr Jobs
>> Puzich.com: 200-Dollar-Nutte
>> mac systempflege: Erfreuliches vom iPhone
Klaus Eck
Also ich denke, dass die nach Weihnachten wieder fantastische Zahlen meldem werden. Wenn der Preis vernünftiger ist, werden die überproportional mehr verkaufen. Ich habe die Kursschwäche daher genutzt noch ein paar Papiere nachzukaufen. Bisher hat mir Apple – usser als der iPod nach genau 53 Wochen verreckt ist und die ihn nicht mehr repariert haben – immer Freude gemacht.
Ja, Preissenkungen waren in gewissenweise zu erwarten gewesen. Ob 200 Dollar auf einen Schlag (über 30% vom Originalpreis) der richtige Schritt waren lässt sich bezweifeln.
Ich bin mal gespannt mit welchen Preisen sie das Telefon in die europäischen Märkte einführen. (siehe hier: http://www.ruckh.org/blog/2007/09/neue-ipods/) Auch da würde ich mit Preissenkungen innerhalb der ersten ein bis zwei Quartale rechnen. Denn die höhere Zahlungsbereitschaft (nicht NUR early-adopter, sondern auch Vielverdiener! 600$ und 60-220$/Monat für 2 Jahre is ja nicht jedermanns Sache) in bestimmten Zielgruppen ist ja branchentypisch und existiert in ähnlicher Form auch in Europa.
hier rettet wohl Steve himselft gerade seine digitale Reputation…
http://www.apple.com/hotnews/openiphoneletter/
— We want to do the right thing for our valued iPhone customers. We apologize for disappointing some of you, and we are doing our best to live up to your high expectations of Apple. —
Wer Apple kennt, konnte diesen schnellen Preisverfall keineswegs erwarten. Bei Macs oder iPods hat es sowas, in diesem Ausmaß, NIEMALS gegeben, entgegen dem vorherschenden Trend in der Elektronikbranche.
Kein Wunder, dass die Mac Gemeinde darauf reagiert.