"Online-Tagebücher erobern auch die deutsche Medienwelt", heißt es in der Printausgabe des Spiegels vom 10. Januar 2005. Nach dem Artikel über Jamba vor einigen Tagen bereits der zweite Spiegel-Beitrag zum Phänomen Weblogs in einer Woche. Am Samstag gab es die "Tägliche Ration Wahnsinn" (Julia Bonstein und Thomas Schulz) bereits vorab zu lesen. Demnach setzen sich Blogs "als eigene journalistische Stilform allmählich auch in Deutschland durch." Über Begrifflichkeiten, statistische Aussagen und Bezeichnungen wie Online-Tagebücher kann man trefflich streiten. Insgesamt betrachtet gefällt mir der Bericht. Er wird sicherlich das eine oder andere Unternehmen auf Weblogs neugierig machen.
Zudem belegt der Spiegel-Artikel, dass Weblogs aus dem Medienumfeld kaum mehr wegzudenken sind. Alles scheint zu bloggen: von der Zeit, Wirtschaftswoche, ZDF, Deutsche Welle bis hin zur Weltwoche. Und die Liste ließe sich noch erheblich verlängern…
Besonders hervor heben die Spiegel-Autoren jedoch die Themen, mit denen sich Blogger auseinandersetzen: So seien vor allem die "Erfahrungen mit Produkten … ein beliebtes Thema unter Bloggern
und machen im Netz schnell die Runde – vor allem, wenn sie negativ sind." Hierbei wird erneut die PR-Krise bei Jamba durch Blogs und der Spreeblick erwähnt. Ob sich allerdings tatsächlich viele (deutsche) Unternehmen schon mit dem Blog-Monitoring beschäftigen und Blogger sehr genau beobachten, da hege ich meine Zweifel.
"Wir haben die Weblogs auf dem Radar und nehmen die dort geäußerte
Kritik ernst", betont etwa Bernhard Taubenberger, Chef der
Unternehmenskommunikation bei Media Markt und Saturn. Auch Ikea hat das
Thema "im Auge".Vermeintliche Nachrichten sind im Netz nicht mehr zu kontrollieren: Sie
beginnen oft klein und breiten sich dann – ob wahr oder falsch –
epidemisch aus, gelegentlich über den ganzen Erdball. Selbst große
Konzerne können die nahezu unendlichen Weiten des Internet nur
stichprobenartig kontrollieren. Beim Elektronikriesen Philips gibt es
einige "ständige Web-Beobachter", die sich durch das Netz wühlen. Noch
habe man dabei keine negativen Überraschungen erlebt, heißt es bei
Philips." (Spiegel)
Es gibt jedoch einige Unternehmen, die auch selbst in der Blogger-Welt aktiv werden und selbst bloggen. Hierbei werden im Spiegel-Beitrag die bekannten Beispiele Sun und Microsoft genannt, die in der Tat in der Blogosphere sehr aktiv sind. Allerdings müssen bloggende Unternehmen durchaus einige Hürden nehmen, wenn sie erfolgreich bloggen wollen. Es reicht bei weitem nicht aus, einzelne negative Beiträge mit einem positiven Unternehmensstatement zu konterkarieren oder "versteckte PR in die Blogs einzuschleusen". Damit sind nicht wenige Firmen grandios gescheitert. Allein die aktive Teilhabe scheint von Erfolg gekrönt zu sein:
"Corporate Blogs müssen sich deutlich von platter Werbung abheben, um glaubwürdig zu bleiben. Gefragt sind also keine glatten Hochglanzartikel oder Jubelarien über die eigenen Produkte, sondern authentische Beiträge, die Ehrlichkeit und Offenheit signalisieren." (Thorsten Wichmann, Berlecon)
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3. Nachgebloggt: Johnny Haeusler, Spreeblick.de
4. Nachgebloggt: Tilo Bonow, Jamba
Nachdem die Jamba-Welle nun vorerst etwas abebbt, ist für mich Paypal, das ebay-eigene Bezahlsystem, ein Kandidat, der irgendwann mal in naher Zukunft getroffen werden könnte. Die nerven zwar nicht mit fürchterlicher Werbung, aber das Geschäftsmodell ist mindestens ebenso fragwürdig.