Die Tourismusbranche ist im Social Web angekommen, wenn auch oftmals unfreiwillig. Denn Kundenbewertungen und –empfehlungen sind im Tourismus von großer Bedeutung, um Kunden zu gewinnen. Als eine der ersten mussten Hoteliers, Reiseunternehmen und der Tourismus insgesamt erleben, was es heißt, in einer Transparenzgesellschaft zu überleben, in der die Kunden sehr viel Macht haben. Diese schreiben auf Bewertungsportalen wie beispielsweise HolidayCheck, Tripadvisor oder HRS, was ihnen gefällt oder nicht zusagt.
Eine negative Bewertung allein zerstört zwar noch keine Unternehmensreputation, aber sie beunruhigt, wenn sie unter den ersten Suchtreffern bei Google zu finden ist, Unterstützung durch andere Kunden erhält und dadurch auf die Reputation eines Unternehmens einwirkt. Mundpropaganda wirkt sich unmittelbar auf die Wahrnehmung eines Hotels aus, kann mitunter umsatzentscheidend sein. Es spricht sich herum, wenn der Kundenservice seine Aufgaben nicht bewältigt, das Personal unfreundlich, die Hotelzimmer ungemütlich sind und das WLAN überteuert oder gar nicht vorhanden ist.
Heute setzen viele vor allem auf Facebook Fanpages und vergessen dabei, dass es mit einem Corporate Blog einen guten Ansatz gibt, sich selbst überzeugend in Szene zu setzen. Nur damit Sie mich richtig verstehen, wir sprechen hierbei nicht von Online-Tagebüchern, in denen einzelne Reisende, Testimonials oder Hotelangestellte über ihren Arbeitsalltag berichten oder Reiseberichte veröffentlichen. Es geht im besten Sinne um digitales Corporate Publishing, also um hochwertige Inhalte, die mehr als das bieten. Das heißt in letzter Konsequenz für die Tourismusbranche, selbst Prozesse und Ressourcen zu planen, die es ermöglichen, Blogs zu betreiben.
Es gibt im deutschsprachigen zahlreiche Touristikblogs: So bloggen einzelne Hoteliers; Destinationen präsentieren sich in Blogs und Reisebetreiber versuchen sich ebenfalls im Corporate Blogging. Obwohl es durchaus zahlreiche Blogs im Touristik gibt, setzen bisher nur wenige es wirklich strategisch ein. Die meisten Unternehmen setzen auf Geschichten, in denen sie zeigen, wie toll ein Reiseziel ist. Aber vielleicht geht noch ein wenig mehr.
Wie Sie im Tourismus vielleicht auch ein Blog betreiben könnten, darauf gehe ich im folgenden näher ein:
13 Gründe für ein Corporate Blog als digitale Reisezentrale
- Content is King: In der Aufmerksamkeitsökonomie werden vor gute Inhalte und Bewertungen sehr schnell wahrgenommen. Entscheidend sind die ersten Treffer in den Suchmaschinen, subjektive Meinungen in Bewertungsportalen und glaubwürdige, authentische Inhalte, die sich für den Leser schnell nachvollziehen lassen. Wer regelmäßig neue Inhalte publiziert, attraktive Inhalte aufbaut, die häufiger verlinkt werden, der wird darüber auch sehr gut von seinen Stakeholdern gefunden. Hotels und Destinationen können die Antworten auf die Fragen Ihrer Gäste zur Region und Freizeitmöglichkeiten auch auf einer eigenen Plattform bieten.
- Relevanz: Als Reisender möchte ich möglichst schnell einen Zugriff auf Informationen erhalten. Auf vielen Portalen fehlt es zunächst an Orientierung, wenn es darum geht, eine Reiseentscheidung zu unterfüttern. Wir wollen möglichst schnell, den richtigen Weg in den Urlaub finden, scheitern aber oft daran, dass Menschen als Ansprechpartner fehlen.
- Vertrauen: In einem Corporate Blog können sich Reiseveranstalter und ihre Mitarbeiter persönlich einbringen. Dabei interessiert es nicht so sehr, dass jemand alle Destinationen ganz toll findet. Viel spannender ist es, wenn ich über einen Blogger nachvollziehbare und lesenswerte Service-Inhalte erhalte, die mir meine Entscheidung erleichtern. Ich möchte mich im „digitalen Reisebüro“ entscheiden und Vertrauen fassen. Das wird uns Reisende jedoch oft gar nicht so einfach gemacht. Ideal wäre für mich ein Reiseagent, der nicht nur bloggt, sondern zudem Verantwortung übernimmt und mir das Gefühl vermittelt, dass ich ihm glauben kann. Sollten seine Empfehlungen mich in die Irre führen, habe ich als Kunde die Möglichkeit, dass direkt in einem Blogkommentar nach meinem Urlaub kund zu tun. Das können alle Akteure wissen.
- Orientierung: In einem Corporate Blog kann ich alles veröffentlichen, was meinen Kunden das Leben leichter macht. Was muss ich bei meinen Reisevorbereitungen berücksichtigen? Wie sieht es vor Ort an der Destination aus? Wo sind dazu Fotos auf Flickr oder Facebook zu finden? Wer sind meine Ansprechpartner? Wer urlaubt in diesem Hotel? Sind Familien vor Ort oder nur Rentner? Etc. Es gibt kaum Themen, die man als Reiseveranstalter auslassen sollte. Im Blog erwarte ich Hilfestellung und Unterhaltung. Natürlich dürfen die Texte nicht langatmig sein, sollten viele Bilder und Videos dort unterstützend eingesetzt werden.
- Transparenz: Statt auf pure Landingpages aus SEO-Gründen nachzudenken, machen Sie sich durch gute, regelmäßige Beiträge viel leichter findbar und wirken glaubwürdiger, weil echte Menschen erkennbar dahinter stecken. Idealerweise veröffentlichen Sie in jeder Woche mindestens zwei bis drei Blogartikel, mehr sind denkbar, abhängig von Ihren Zielen und Ressourcen. Je mehr Sie auf Blogpublishing setzen, desto leichter können Sie darüber mit den Bewertungen in anderen Portalen umgehen. Allerdings müssen Sie dafür ihr Blog bekannt machen und Beziehungen zu Influencern (Multiplikatoren) aufbauern.
- Persönlichkeit: Was ich in vielen Reiseblogs besonders vermisse, sind vollständige Angaben zu den Autoren. Ein gutes Corporate Blog versteckt seine Blogger nicht, sondern nutzt sie aktiv in der Kommunikation. Vornamen alleine reichen auch nicht aus. Stattdessen sollte deutlich werden, wer die Empfehlungen im Blog veröffentlicht und damit Verantwortung übernimmt. Der Autorenname gehört unter jedem Beitrag.
- Agenda Setting: Je erfolgreicher Sie bloggen, desto leichter können Sie von Ihren Kunden gefunden werden und gleichzeitig darüber auch missliebige Inhalte verdrängen. Im Wettbewerb mit anderen Anbietern werden Sie sich und Ihre Produkte im Idealfalle besser in Szene setzen und den Verkaufserfolg steigern.
- Kommunikationszentrale: Ein Corporate Blog kann alle Aktivitäten eines Unternehmens in der Social Media Welt bündeln und sichtbar machen. Aus diesem Grunde verweisen viele Markenunternehmen via Blog auf ihre sonstigen digitalen Aktionen. In gewisser Weise kommt dem Unternehmensblog hierbei die Rolle einer Kommunikatonszentrale zu.
- Hoheit: Alle Bloginhalte sowie deren technischen Grundlage (WordPress-System, Server etc.) gehören dem Unternehmen selbst. Es gibt keinen Abhängigkeiten wie bei Facebook. Außerdem muss niemand Mitglied von Facebook und Fan ihrer Seite werden, um Ihre Blogartikel zu lesen. Diese sind im offenen Web jederzeit frei verfügbar und können via RSS abonniert und als Online- oder Tablet-Magazin gelesen werden. Letztlich überlässt das Unternehmen es komplett dem Leser, auf welcher Plattform er wie den Content beziehen kann und lesen will.
- Leserschaft: 140 Zeichen auf Twitter oder 500 auf Facebook sind sehr flüchtig, sie versenden sich schnell und verlieren an Aufmerksamkeit. Gute Blogartikel sind umfassender, dürfen durchaus eine Zeitschriftenartikellänge aufweisen und wirken nicht nur in ihrer Aktualität. Sie helfen dem Kunden dabei, seine Inhalte durch Links zu navigieren. Wer auf Service-Inhalte setzt, kann darüber auch nach Jahren noch gefunden werden. Allerdings sollte man dazu immer wieder alte Inhalte durch eine gute Kategorisierung und Binnenverlinkung verweisen. Jeder neue Text darf auch auf ältere Postings im eigenen Blog verweisen und auf diese Weise das ganze Corporate Blog für die Leser sichtbar machen.
- Verteilerzentrale: Auf Facebook, Google+ und Twitter können die Inhalte eines Blogs sehr gut verteilt werden. Somit schreibt ein Social Media Manager nicht nur für sein Blog, sondern darüber hinaus für alle Social Media Angebote und für die klassische Website des Unternehmens. Aktuelle Inhalte können auf der Homepage kurz angeteasert werden. Das schafft auf jeder Ebene Mehrwerte, die sehr gut an die Kunden adressiert werden können.
- Dialogfähigkeit: Im Blog können die Leser direkt Fragen stellen und schnelle Antworten erwarten, ohne dabei gleich Fan eines Angebots zu werden. Selbst Kritik kann man gefahrlos auf einem Blog kanalisieren. Sie ist bei weitem nicht so sichtbar wie auf Facebook, sollte aber auch zugelassen werden, um den Kunden zu zeigen, dass ihre Einwände und Wahrnehmungen ernst genommen werden. Im Vergleich zu Facebook kommen auf einem Blog weniger Kommentare, weil es nur wenige Nutzer gewohnt sind.Contentformate: Eine gute Kategorisierung ermöglicht es, unterschiedliche Leser entsprechend ihren Erwartungen anzusprechen. Dadurch sind der Selbstdarstellung einer Marke keine Grenzen gesetzt.
- Blogmarketing: Verweisen Sie immer und überall auf Ihre Blogaktivitäten, sonst nimmt niemand Ihre Inhalte wahr. Wer auf Facebook, Google+ oder Twitter vertreten ist, sollte dort auf alle Bloginhalte verweisen. Außerdem gilt es, Kampagnen spezifisch für das Blog aufzubereiten und die Leserschaft gezielt anzusprechen. Dazu sollten Sie bei allen anderen Print-, TV- und anderen Marketingaktivitäten auch auf Ihr Blog verweisen.
Es gibt kein Entweder-Oder. Letzlich sind Corporate Blogs eine ideale Ergänzung in einer umfassenden Social Media Strategie. Als Ad-on funktionieren Blogs schon längst nicht mehr, dann setzen Sie diese unter Wert ein.
Wer bloggt, sollte das ganze Potential in der Online-Kommunikation nutzen. Welche Corporate Blogs im Tourismus kennen und schätzen Sie?
Disclaimer: Eck Kommunikation berät seit vielen Jahren zahlreiche Kunden in der Reisebranche in der Online-Kommunikation und in der Social Media Strategie.
Fotoquelle: Flickr – Dion Photo
Ein wirklich guter Blog meiner Meinung nach ist der Blog der Schick- Hotels in Wien:
http://www.schick-seitenblicke.at/. Sehr authentisch, weil die 7 Autoren Mitarbeiter der 5 Hotels sind inkl. des Direktors aller Schick-Hotels. Die Autoren/innen geben z.T. sehr offene und persönliche Einblicke in den Hotelalltag aber – und das mach diesen Blog so besonders – vor allem WIRKLICHE Geheimtipps zum Thema Wien. Es ist schon eher ein Magazin, abseits der Touristenpfade. Jeder Autor/ jede Autorin hat ihr eigenes Steckenpferd, über das er/ sie berichtet. Selbst das Thema Queer in Wien hat eine eigene Kategorie. Ein weiteres Highlight ist die Bilder-Kategorie des Direktors, der leidenschaftlich gern „seine“Stadt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven ablichtet. Auch das macht aus dem Blog mehr als nur ein Abbild eines Reiseführers, der nur zu SEO Zwecken geschrieben wurde.
Mir gefallen die Blogs von Hostelbookers und Tripwolf sehr gut, da macht es Spaß zu lesen und viele der 13 Punkte oben werden erfüllt.
Die Uta von der Insel Juist schreibt seit Jahren über den kleinen Sandhaufen in der Nordsee. Viele kleine – teils sehr persönliche – Geschichten rund um die Insel, Veranstaltungen, das Insulaner-Leben, die Arbeit der Kurverwaltung, Neuigkeiten und was sonst noch so geschieht – auch wenn gerade keine Gäste da sind.
http://www.juist.de/blog/
Vor allem für Destinationen ist das ein sehr schönes Beispiel die (Stamm)Gäste über „ihre Insel“ zu informieren und neuen Gästen Impulse zu geben, z.b. was man mit Kindern auf der Insel alles erleben kann.
Immer wieder gerne lese ich das Blog von Jürgen Krenzer http://rhoenerlebnis.de/blog Abwechslungsreich, ehrlich und sehr persönlich, das ist es, was den „Rhönblök“ auszeichnet.
viele Bekannte Kommentatoren, hier 🙂 habe auch einiges von und durch sie gelernt.
Zum Thema Destinationsblog hab ich schon alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Wir hatten Menschen mit regionaler Kompetenz, Menschen mit Expertenwissen in bestimmten Fachgebieten, Studenten die uns Videobeiträge lieferten uva…
Manchmal waren es tolle Beiträge die von viel zu wenig Menschen gelesen wurden weil die Frequenz am Blog fehlte, manchmal gab es Geschichten von lieben Menschen die aber keine Online-Texte verfassen konnten und letztlich versandeten Initiativen durch Mitarbeiterwechsel.
Aus all diesen Learnings probieren wir unser jüngstes Projekt mit großer Leidenschaft aber auch strategischer Ressourcenplanung. Das
http://magazin.salzburgerland.com ist ein digitaler Reiseführer mit Beiträgen von leidenschaftlichen Redakteuren. Darüberhinaus zeigen die Bewohner des SalzburgerLandes ihre persönlichen Logenplätze. Viele der oben erwähnten Punkte werden hier erfüllt, dennoch stellt sich bei mir immer noch die Frage:
Wie kann Engagement/Dialog gesteigert werden? Und Ist das überhaupt ein notwendiges Ziel?
Dabei muss man ja auch bedenken, WO der Dialog erfolgen soll – ein Kommentar im Blog, sharen auf Facebook und ein +1 auf G+ für die Suchmaschinen?
Die kleine aber feine Welt der touristischen Blogs!
An dieser Stelle sollte auch ein Dankeschön an alle engagierten privaten TourismusbloggerInnen ausgesprochen werden. Denn nicht nur die Welt der Corporate Blogs ist wichtig. Für den Endkunden – und das ist schließlich jeder der hier schreibt – sind private Blogs noch immer ein Zeichen von Authentizität und Vertrauen. Sie lassen uns inspirieren und auch Informationen sammeln. Denn hier kann schon der wichtige Entscheidungsgedanke für die nächsten Destination fallen.
Denkt man an die vielen Blogger aus dem US-amerikanischen Raum, die bereits davon leben, haben wir in Deutschland noch Nachholbedarf. Die Monetarisierung der Blogs schreitet daher zurecht voran.
Ich bin ein großer Fan diverser touristischer Blogs und wünsche mir manchmal einfach mehr Zeit zum lesen…
Das Statement von Claudia unterschreibe ich auch heute noch zu 100%!
Ein hervorragender Artikel, der alle Punkte des Bloggen aufzählt! Vielen Dank dafür. Aus Sicht der Tourismusämter wird die Zusammenarbeit mit Reisebloggern immer wichtiger. Hierzu haben wir vor kurzem ein Interview mit dem Niederländischen Tourismusbüro veröffentlicht http://corporate.belocal.de/tipps-fur-die-zusammenarbeit-mit-reisebloggern-interview/
Der Tripwolfblog gefällt mir persönlich auch gut. Schöne Grüße, Sandra
Sehr gut zusammengefasst. Ich denke alle touristischen Dienstleister werden auf kurz oder lang den Weg gehen, mit Reisebloggern zusammenzuarbeiten. http://www.breitengrad53.de
Danke für den umfassenden Beitrag, der wirklich alle Vorteile eines Blogs zeigt. Was fehlt, ist allerdings die Aufwandsseite, denn ein guter Blog lässt sich nicht so nebenbei führen. Es braucht einen festen Stamm an Bloggern, die trotz Tagesgeschäft Zeit zum Schreiben finden, sowie eine Strategie, die Regeln und Themen festlegt. Gerade in der Anfangsphase muss es einen Verantwortlichen geben, der die Fäden in der Hand hat, ein Netzwerk aufbaut, die Zugriffsstatistiken auswertet und die daraus gewonnenen Erkenntnisse an die Blogger weitergibt.
Was auch sehr wichtig ist, dass 1.) nicht nur das eigene Unternehmen in den Himmel gelobt wird, sondern auch ein Blick nach außen geworfen wird und 2.) die Informationen gut gegliedert sind. Mir sind bisher sehr viele Blogs aufgefallen, die zwar ein Land und Stadt nacheinander vorstellen, diese aber nicht in die richtige Kategorie legen. Was bringt z. B. als Nordeuropa-Reisender eine Info über Amerika? Ich möchte schon gern in der richtigen Kategorie lesen (das geht doch so einfach über Tags…).
Hier besteht meiner Meinung nach noch viel Informationsbedarf bei den Firmen. Aber viele sind auf dem guten Weg. Daymler und Frosta geben da eine sehr gute Richtung vor.
Wenn Sie nach Warschau ohne ihre Partnerinnen und Frauen fahren,
müssen Sie New Orleans Gentlemen’s Club besuchen! Sehr klimatisch,
super Tänzerinnen. Ich war dort ein Mal, aber ich will dort bald
zurückkommen! neworleans.pl/en/?nkpage=3