Viel Wissen + viel Geld + ein großes Netzwerk mit den gleichen Zielen und Werten = garantierter Erfolg des Kollektiv? Sollte man fast meinen… Denn welche Faktoren außer den genannten könnten für eine größere Machtposition sorgen? Das Prinzip „Crowd“, die Bereitschaft zur Akzeptanz der Schwarmintelligenz, breitet sich weltweit aus.
Das Prinzip crowdsourcing beruht auf der Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die kombinierte Intelligenz und Erfahrung einer Gruppe zu besseren Ergebnissen und mehr richtigen Antworten führt, als die mögliche Leistung eines Einzelnen.
Doch diese Art der Schwarmintelligenz ist noch nicht wirklich akzeptiert. Oftmals steht ihr eine Art „Wenn man nicht alles selber macht“-Einstellung im Weg.
Oder aber Individuen sind darauf aus, Erfolgserträge für sich ganz allein einzustreichen – der Gedanke, Anerkennung teilen zu müssen ist manchen ein Gräul. Stattdessen verfahren sie lieber nach der „Ich lass dich nicht abschreiben“-Methode und arbeiten allein.
Auch von vielen Medienvertretern wird crowdsourcing oft als unzuverlässiger White Noise von Laien abgetan. Etwas, das man allenfalls von außen beobachtet, um Geschichten aufzuschnappen, die man dann selber umsetzt.
Nutzen und Schätzen der Crowd-Intelligenz im Nachrichtenbereich
Die Twitter-Koryphäe Andy Carvin (@acarvin) hat es sich zu Aufgabe gemacht, allein durch crowdsourcing innerhalb des Nachrichtentickers über Ereignisse im Mittleren Osten zu berichten.
Er kanalysiert und übersetzt Tweets und hat mit dieser Methode bereits einige Auszeichnungen gewonnen.
Bei der BBC hieß es auf einer Konferenz bezüglich Andy Carvin, dass die Ergebnisse seines crowdsourcings oft unvollständig sind und es einen Journalisten nur einen Anruf kostet um gewisse Fakten herauszufinden, die Andys Community nur mühsam herausarbeitet.
Allerdings sind das Fakten, die ohne das crowdsourcing vielleicht nie zu der BBC durchgedrungen wären.
Ein Beispiel für crowdfunding ist die Community „Kickstarter“. Hier kann jeder ein Projekt pitchen und um eine bestimmte Summe an Spenden bitten.
Jeder Internetnutzer kann so aktiv ein ganz bestimmtes Projekt unterstützen. Der Haken an der Sache: Bei fast allen crowdfunding Optionen kann es auf das Problem „Was, wenn die Summe nicht vollständig erreicht wird?“ hinauslaufen.
Bei Kickstarter gibt es nämlich dann beispielsweise keinen Penny oder Cent, in vielen anderen Fällen kann der Spendenaufrufer freiwillig den Restbetrag selbst übernehmen.
Zusammen sind wir langfristig stark?
Die für Anfang 2012 geplante Dokumentation „We are many“ stellt die These auf, dass die gesamte Bereitwilligkeit als Crowd für die eigenen Belange auf die Straße zu gehen, auf die Anti-Irak-Krieg-Demonstrationen 2003 zurückzuführen sind.
Arabischer Frühling, Occupy, sogar die Proteste in Athen seinen Ausdruck einer neuen Supermacht – der Crowd. Dieses Verhaltensmuster sei eine wiederentdeckte Form der Selbstermächtigung, die „Fehlverhalten“ nicht mehr im Namen der Gesellschaft durchgehen ließe.
„Jeder große soziale Erfolg in der Geschichte der Menschheit fand durch vereintes Handeln statt,“ so Amir Amirani, Regisseur der Dokumentation.
Da sich sein Film mit der „ultimativen Crowd“ – der größten Protestbewegung der Geschichte mit 13 Mio. Menschen, die gegen den Irak-Krieg auf die Straße gingen – beschäftigt, setzt Amir Amirani auch auf crowdsourcing und –funding.
Projekte wie seins, die die Kraft von Social Media und einer Crowd mit gemeinsamen Zielen, Erfahrungen und Wünschen vereinen, könnten die Medien von Morgen viel stärker prägen.
Allerdings setzt das voraus, dass Medienvertreter der Schwarmintelligenz gegenüber positiver eingestellt sind und auch wirklich eine ernstzunehmende Crowd gemeinsam an einem Strang zieht.
Sollte das irgendwann der Fall sein, dürften wir Projekte erwarten, die die Kompetenz einzelner Gatekeeper meilenweit übertreffen.