In der Gesundheitsbranche sind viele Akteure noch unsichtbar. Doch das muss nicht so bleiben. Bettina Jungs Devis lautet: Wissen reicht nicht – auf’s Tun kommt’s an. Sie ist zuversichtlich, mit ihrem Beitrag ein klein wenig Veränderung in die Healthcare-Welt zu bringen.
Die Change Managerin bringt seit vielen Jahren ihre Erfahrung und Ideen in die Gesundheitsbranche ein. Als Sidepreneurin setzt Bettina Jung sich für innovative Lernkonzepte ein, die auch in der Gesundheitsbranche neue Impulse setzen.
Gemeinsam mit Partner:innen hat sie das Konzept „Working Out Loud“ (WOL) eingeführt, um Sichtbarkeit und vernetztes Arbeiten zu fördern.
Heute arbeitet sie als Change Managerin beim KfH, dem größten nephrologischen Versorger Deutschlands, tätig und kombiniert in ihrer Arbeit strategische Veränderungen mit einem Fokus auf Wissensaustausch und Zusammenarbeit.
Auf LinkedIn spricht Bettina regelmäßig über Themen wie Veränderungsprozesse, Wissensmanagement und Werte wie Vielfalt und Freiheit. Sie inspiriert dabei durch praxisnahe Ansätze und den Mut, neue Wege zu gehen – immer mit dem Ziel, echte Veränderung möglich zu machen.
Bettina Jung ist die Nr. 9 in unserer PR-Blogger Serie der Top 100 Corporate Influencer.
Was machst Du genau und was verbindet Dich mit Corporate Influencing?
Ich bin seit vielen Jahren in der Gesundheitsbranche in unterschiedlichen Berufen und Rollen unterwegs. Gestartet bin ich als Fachkrankenpflegerin für Intensivmedizin, dann bin ich nach einem ganz anderen Studium in die Kommunikation gewechselt, ungeplant in der Gesundheitsbranche geblieben.
Über lehrreiche Umwege bin ich heute Change Managerin beim KfH, dem größten nephrologischen Gesamtversorger Deutschlands mit etwa 200 Standorten tätig. Gleichzeitig stehe ich als Sidepreneur für grundlegende Veränderung des Lernens, auch im Gesundheitswesen.
Deshalb habe ich gemeinsam mit dem Erfinder und Partnerinnen Working Out Loud in die Gesundheitsbranche geholt. Und von hier ist der Weg zum Corporate Influencing nicht mehr weit, geht es doch bei WOL um Teilen von Wissen, um Sichtbarkeit und um wachstumsorientiertes Denken. Damit sichtbar zu sein, ist ein sehr wirksamer Beitrag für das Employer Branding.
Wie hast Du Deine eigene Personal Brand aufgebaut und welche Herausforderungen gab es dabei?
Meine größte Herausforderung war und ist, dass ich sehr generalistisch denke. Das heißt, ich setze die Dinge immer miteinander in Beziehung, ziehe immer systemische Wirkungen in Betracht. Damit stelle ich mir manchmal ein Bein, weil es dazu führt, dass ich gerade am Anfang viel zu breit in meiner Personal Brand aufgestellt war. Aber ich finde, es ist ok, Schritt für Schritt herauszufinden, was für einen passt.
Wie baust Du authentische Beziehungen zu anderen Fachleuten auf?
Ich knüpfe dort an, wo andere für mich interessante Dinge teilen oder gute Geschichten erzählen: Wenn sie mich auf gute Ideen bringen. Auch Veranstaltungen, wo sich andere Fachleute tummeln sind natürlich ideal, um sich zu vernetzen. Nicht zu unterschätzen ist, über Kommentierungen und Fragen unter spannenden Postings Kontakt aufzunehmen. Da ist von vorneherein gewährleistet, dass es Gemeinsamkeiten gibt.
Wie nutzt Du Storytelling, um Deine Botschaften zu vermitteln und Dein Netzwerk zu inspirieren?
Sehr spannend war für mich die Erkenntnis, dass ich wie jeder Mensch viel Relevantes zu erzählen habe. Sehr überrascht hat mich beispielsweise, wie viele reagiert haben, als ich eine Jahrzehnte alte Geschichte aus meiner Pflege-Berufszeit gepostet habe. Was ich auch lerne ist, dass durch eine zuhörende Haltung anschlussfähige Geschichten über Veränderungen entstehen. Damit sind Menschen eher zu gewinnen, sich auf Neues einzulassen.
Du sprichst oft von Veränderungsprozessen. Wie hat sich Dein Personal Branding und deine Rolle als Führungskraft in den vergangenen Jahren entwickelt?
Als ich vor 25 Jahren den Arzt interviewte, durch dessen Dialysebehandlung zum ersten Mal ein Mensch überlebte, war es unvorstellbar, hierüber als Botschafterin zu sprechen. Daran sehe ich, was sich durch die sozialen Medien verändert hat und möglich geworden ist.
Wenn ich poste, vermeide ich, darüber zu sprechen, was „man tun MÜSSTE“. Denn, entweder wir tun etwas oder wir lassen es. Ich hoffe sehr, darin immer besser zu werden und durch meine Posts zum Handeln zu inspirieren.
Mein Führungsverständnis hat Kevin Kruse gut beschrieben: „Führung ist ein Prozess der sozialen Einflussnahme, der zur Zielerreichung die Kraft aller Beteiligten bündelt“. Entsprechend übe ich mich darin, auch unverständlich klingende Vorhaben oder Ziele konsequent zu verfolgen.
Sei es ein ungewöhnliches Format oder partizipative Elemente in Projekten. Ich höre erst dann auf damit, wenn mir niemand folgt. Gerade jetzt habe ich ein Wissenstransfer-Projekt gestartet, um das Risiko Wissensverlust zu reduzieren. Ich bin gespannt, wie ich das Format entwickeln kann.
Welche Rolle spielen Deine persönlichen Werte für Dich in Deiner täglichen Arbeit? Was machst Du dazu auf LinkedIn?
Ich bin ein eher wertegetrieben handelnder Mensch. Nehmen wir den Themenkomplex #Freiheit #Vielfalt #WIRksamkeit #demokratie.
Auf LinkedIn bin ich deshalb Teil der Community #niewiederistjetzt. Eines meiner Vorhaben ist, hierzu noch viel mehr beizutragen. Denn es ist so demokratie-relevant, dass wir Menschen es lernen, vorbehaltslos einander zu begegnen und konstruktiv zu streiten. Es hat mir sehr gefallen, dass sich dazu auch der Corporate Influencer Club sich hier politisch positioniert hat.
Vom letzten Alumni Treffen der metaplaner habe ich einen für mich unglaublich wichtigen Gedanken aufgenommen: Organisationen sind DER Ort, in dem wir gesellschaftlich Einfluss nehmen können. Das bedeutet, eben diese Streitkultur auch in Unternehmen zu etablieren und so einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.
Im Rahmen von Corporate Influencing ist das natürlich auch eine Aufgabe, ein klares Programm auf die Beine zu stellen, das keine despektierlichen und freiheitsfeindlichen Äußerungen duldet.
In Deiner Arbeit legst Du großen Wert auf Zusammenarbeit und Sichtbarkeit. Was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten Elemente eines erfolgreichen Personal Brandings?
Vertrauen ist grundlegend für Zusammenarbeit. Das ist gar nicht so einfach in per se sehr kontrollierenden Umgebungen wie im Gesundheitswesen. Hinzu kam zumindest für mich eine gehörige Portion Mut für den Gang in die Sichtbarkeit, gerade, weil sie in der Branche noch eher ungewöhnlich ist. Für sich einstehen, das ist vielleicht das wesentlichste Element.
Was tust Du, um als authentische und vertrauenswürdige Führungskraft wahrgenommen zu werden?
Ich übe mich darin, Dinge nicht zu tun, die ich für unwirksam oder falsch halte. Und immer besser darin zu werden, einfach zu machen. Ich kommentiere sehr gerne die Beiträge aus den Teams und freue mich sehr, wenn Diskussionen in Gang kommen.
Wie kommunizierst Du Deine Expertise und Erfahrung?
Am wichtigsten ist tatsächlich, darüber zu reden bzw. mich darin zu zeigen, was ich tue. Und das tue ich noch (!) viel zu wenig. Sehr gerne arbeite ich mit unterschiedlichen Menschen zusammen, weil so die wechselseitigen Erfahrungen so richtig wertschöpfend wirken können und sich Expertise vervielfältigt.
Wie wichtig ist es, dass Führungskräfte eine klare, sichtbare persönliche Marke aufbauen, um das Vertrauen und den Erfolg ihrer Teams zu fördern?
Die klare sichtbare Marke muss zu dem passen, was die Menschen im Unternehmen erleben. Hier gibt es im Gesundheitswesen wunderbare Persönlichkeiten, die das tun. Ich denke da an Sebastian Dienst oder Carla Eysel. Oder auch Sonja Laag und Felix Hoffmann. Eine tolle Brancheninfluencerin ist Jeannine Fasold, auch David-Ruben Thies ist ein gutes Beispiel.
Ich finde in unserer Branche ist es besonders anspruchsvoll, weder ständig über Katastrophen zu reden, noch ins Marketing- Schönreden zu verfallen.
Welche Zukunftskompetenzen sind Dir am wichtigsten in der heutigen Arbeitswelt?
Kreative Zusammenarbeit und Kommunikation werden für eine gute und nachhaltige Entwicklung der Gesellschaften und der Wirtschaft unverzichtbar sein.
Mit Niederlagen umgehen können, sie nicht persönlich nehmen. Viele Innovationsgeister trampeln zwar die ersten Pfade in neue Felder, können den Erfolg aber noch nicht nach Hause bringen. Sich mitfreuen können, wenn andere Jahre später Erfolg feiern können – das ist auch Resilienz. Vielleicht auch ein bisschen Demut, im Sinne von Grenzen zu erkennen und anzuerkennen.