Jens Issel Jens Issel ist Digital Strategist für den EMEA-Raum bei der Text100 GmbH. In dieser Position entwickelt er gemeinsam mit Unternehmen Kommunikationsstrategien für das Social Web und hilft ihnen bei der Konzeption und Realisierung von Social Media-Projekten. Sein Ansatz: “Social Media ist ein gesellschaftlicher Wandel durch Dialog und damit kommunikativ eines der wichtigsten Zukunftsprojekte für Organisationen.” Er fand als ausgebildeter PR-Berater über die politische Kommunikation seinen Weg zu den Onlinemedien. Durch seine vorherige Tätigkeit als Consultant bei der Eck Consulting Group und als Referent für Social Media- und Onlinekommunikation in der Energiebranche, kennt Jens Issel die Branche aus Unternehmens- und Beratersicht. Er schreibt im PR-Blogger u. a. über die Rolle der Mitarbeiter in den neuen Medien.

Wahlkampfanalyse: Steinbrück legt online zu – Kein Nutzen in den Umfragen

2 Minuten Lesedauer

In unserem letzten 2-Wochen-Rückblick hatten wir festgestellt, dass die Präsenz von Peer Steinbrück in den Online-Medien ansteigt. Unsere These „Die CDU fällt. Die SPD steigt“ in den folgenden Umfragen, hat sich bisher nicht bestätigt. Und auch Steinbrück und Merkel verändern den Abstand in den Umfragen nicht. Wir haben uns angesehen, wie sich die Onlinepräsenz in den letzten Tagen, rund um das TV-Duell, entwickelt hat.

Onlinepräsenz schlägt sich nicht in Umfragewerten wieder

Laut aktuellem Politbarometer bleiben CDU/CSU (41 %) und SPD (26%) bei unveränderten Umfragewerten. Und auch Merkel (59%) und Steinbrück (36%) verlieren jeder einen Prozentpunkt bei den Wählern, verringern jedoch nicht ihren Abstand zueinander. Weder die erhöhte Aufmerksamkeit in den Onlinemedien, noch die dierekte Konfronatation, rund um das TV-Duell, konnten Steinbrück und Merkel also nutzen, um die Verhältnisse zu ändern.

Berichterstattung in den Online-Medien

Auffällig ist, dass bei den Top-Themen der Online-Nachrichtenportale, keineswegs der Wahlkampf im Mittelpunkt steht. Viel mehr wird die Berichterstattung von Außen- und Wirtschaftspolitischen geprägt.

Top-10-Begriffe:

syrien, euro, obama, assad, merkel, regierung, steinbrück, usa, nsa, angriff

Angela Merkel landet auf Platz 5 – Steinbrück auf 7. Im Vergleich zur Berichterstattung vor zwei Wochen legen beide also zu. Merkel bleibt jedoch weit vorne. Dass unter den Top-20-Begriffen weder ein weiterer Politiker, noch eine der Parteien zu finden ist, dürfte der Konzentration auf das Kanzlerduell geschuldet sein.

Aber sei es drum. Weder die gesteigerte Präsenz der letzten vier Wochen, noch die Konzentration auf Steinbrück, losgelöst von der SPD, lassen seine Beliebtheitswerte in der Bevölkerung ansteigen. Der von uns vermutete Effekt bleibt aus. Gesteigerte Onlinepräsenz bedeutet nicht gleich gesteigerte Umfragewerte.

Die Diskussion der Nutzer

Im Gegensatz zur redaktionellen Berichterstattung, läuft die Diskussion zwischen den Nutzern erneut völlig anders. Hier liegt die Nennung des Begriffs „Merkel“ auf Platz 1 – Steinbrück folgt erst auf Platz 13. Vor ihm liegt in der Nutzerdiskussion erneut seine Partei auf Platz 10.

Top-10-Begriffe:

merkel, deutschland, geld, menschen, bild, afd, politiker, usa, welt, spd

Während die Redaktionen offenbar versuchen, es auf einen Wahlkampf zwischen den beiden Spitzenkandidaten hinauslaufen zu lassen, nehmen die User weiterhin verstärkt mehr die SPD, als Peer Steinbrück wahr.

Facebookinteresse: Steinbrück bei fast +70 Prozent

… dass das Interesse der Nutzer, für Kandidaten und Parteien, offenbar zunimmt. Sieger ist dabei SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück. Die letzten beiden Wochen konnte er 68,8 Prozent mehr Facebookfans gewinnen, auch wenn Angela Merkel (+4,7 Prozent) damit weiterhin uneinholbar vorne liegt.

Daraus lässt sich zum einen ableiten, dass die gesteigerte Aufmerksamkeit, im Rahmen des TV-Duells, Steinbrück genützt hat – jedoch auch, dass die bisherige Wahlkampfstrategie der CDU, Peer Steinbrück keine Aufmerksamkeit zu schenken, goldrichtig war.

Weniger extrem sind die Unterschiede bei den Fanzuwächsen auf den Parteiseiten. Hier legen insbesondere die beiden großen Parteien zu.

Die Zuwächse sind insofern verwunderlich, dass die Kommunikation auf den Facebookseiten der Parteien, rund um das TV-Duell, in erster Linie an die eigenen Mitglieder adressiert war.

Auffällig ist weiterhin Die Linke, die, nachdem sie bereits in den vorherigen zwei Wochen 6.138 neue Facebookfans gewinnen konnte, sich erneut um 6.911 zusätzliche Fans steigert. Innerhalb von vier Wochen sind das 13.070 neue Fans auf der Seite Die Linke.

Fazit

Mit der Einschätzung „Die Bundestagswahl wird ganz sicher nicht online entschieden“ liegt Klaus Eck wohl weiterhin richtig. Trotz steigender Fanzahlen und einem erhöhten Interesse an der Person Peer Steinbrück, kann dieser, zumindest kurzfristig, in den Umfragen nicht davon profitieren. Hier bleibt Angela Merkel, trotz direkter Konfrontation im TV-Duell, weit überlegen.

Wir sind also gespannt, ob der „King of Kotlett“ (so Stefan Raab) noch vor der Bundestagswahl von seinen Onlinezuwächsen auch in der Wählergunst profitieren kann.

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Bildquellen: Steinbrück in Hilden.jpg, Jakub Szypulka; debate, kabliczech, Shutterstock

Jens Issel Jens Issel ist Digital Strategist für den EMEA-Raum bei der Text100 GmbH. In dieser Position entwickelt er gemeinsam mit Unternehmen Kommunikationsstrategien für das Social Web und hilft ihnen bei der Konzeption und Realisierung von Social Media-Projekten. Sein Ansatz: “Social Media ist ein gesellschaftlicher Wandel durch Dialog und damit kommunikativ eines der wichtigsten Zukunftsprojekte für Organisationen.” Er fand als ausgebildeter PR-Berater über die politische Kommunikation seinen Weg zu den Onlinemedien. Durch seine vorherige Tätigkeit als Consultant bei der Eck Consulting Group und als Referent für Social Media- und Onlinekommunikation in der Energiebranche, kennt Jens Issel die Branche aus Unternehmens- und Beratersicht. Er schreibt im PR-Blogger u. a. über die Rolle der Mitarbeiter in den neuen Medien.

Ein Kommentar zu “Wahlkampfanalyse: Steinbrück legt online zu – Kein Nutzen in…”

  1. Vielen Dank für den Beitrag. Ich habe Sie auch in unserer „Nachlese“ zum Kanzler-Duell im Text verewigt 🙂 Interessanterweise zeigt eine Medienresonanzanalyse von Echobot, dass die Union sehr stark in Social Media vertreten ist, über die SPD aber viel mehr berichtet wird. Ich zweifle, dass die Formel „Hohe Präsenz = Positive Umfragewerte = Positiver Wahlausgang“ wirklich 1 : 1 zutrifft. Was man aber definitiv feststellen kann ist, dass der politische Diskurs im Web stattfindet und sehr dynamisch ist. Man kann streiten, ob die „Schlandkette“ aus dem Mangel an politisch disskussionswürdigem Material geboren wurde. Ich fand die Gespräche auf Twitter jedenfalls nicht so banal, wie es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Die Wähler befassen sich durchaus mit Inhalten. http://www.info-architekt.de/medienbeobachtung-tv-duell/

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