Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Sind Corporate Blogger austauschbar?

2 Minuten Lesedauer

Ohne die Persönlichkeit ihrer Autoren sind Corporate Blogs in der Regel nicht wirklich erfolgreich. Erst die Menschen hinter dem Online-Magazin vermitteln eine gewisse Glaubwürdigkeit und Authentizität. Sie verleihen der Unternehmensmarke ein Gesicht und lassen sie lebendig erscheinen. Wenn ein Corporate Blog ohne Bilder und Kontaktdaten auskommt, dann heißt es in der Blogosphäre gleich, er sei nicht transparent genug. Schließlich wollen die Blogleser wissen, mit wem sie es zu tun haben und erfahren, wessen Meinungen und Gedanken sie lesen. Außerdem geht es darum, eine Beziehung aufzubauen. Zuweilen gibt gar Blogs, die vor allem wegen der Personenmarke und nicht so sehr wegen dem Unternehmen selbst gelesen werden.

Was sollen aber Unternehmen tun, wenn ein Mitarbeiter Karriere macht und sogar ganz geht? Darf man sich überhaupt abhängig  von einzelnen bloggenden Angestellten machen? Nicht wirklich, aber deshalb setzen viele Corporate Blogs auch auf mehrere Corporate Blogger. Darüber hinaus ist es entscheidend, den Übergang zu moderieren. Wie das geschehen kann, hat vor einiger Zeit Otto sehr gut vorgemacht.

Beim bekannten Modeblog Two for Fashion ist die Fashion-Bloggerin Mahret Kupka gegangen. Eine andere Personenmarke: Thuy Ha hat ihre Position im August übernommen. Die 19-Jährige bloggt schon länger in ihrem persönlichen Blog Shoupett erfolgreich über Modethemen.

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Die Situation des Übergangs war für den Versandhändler Otto durchaus heikel. Denn in der jüngeren Leserschaft gibt es eine nahezu freundschaftliche Bindung zur Markenbotschafterin Mahret. Denn das letzte, was durch einen solchen Wechsel hervorgerufen werden sollte, sind negative Reaktionen oder gar eine schwindende Leserschaft.

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Um die Leser langsam an die Umstellung zu gewöhnen und sie nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen, hat Otto bereits frühzeitig damit begonnen, den Wechsel zu kommunizieren. Es sollte bei einem derartigen Wandel nie darum gehen, einen leeren Platz zu besetzen, sondern erst gar keine Leere entstehen zu lassen. Getreu diesem Grundsatz hatte Mahret ihren Abschied bereits zwei Wochen im Voraus angekündigt und nur zwei Tage nach dieser Ankündigung Thuy als ihre Nachfolgerin vorgestellt. Auf diesem Weg waren beide für eine Zeit lang als Autorinnen tätig und das freundschaftliche Verhältnis zwischen der alten und der neuen Bloggerin hat sich schnell auf die Leserschaft übertragen. Durch die direkte Ansprache der scheidenden Bloggerin und den Einblick in ihren künftigen Lebensweg wurde darüber hinaus Verständnis geschaffen und die Beziehung zum Blog Two for Fashion intensiviert.

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Für Otto ist dieser Wechsel durchaus gelungen. Denn Thuy wurde nicht nur direkt von der Leserschaft akzeptiert, sie hat zusätzlich auch noch ihre eigene große Fangemeinde mit an Bord genommen und dadurch die Reichweite des Corporate Blogs vergrößert. Kommuniziert wurden die Veränderungen in einem Zeitraum von zwei Wochen über diverse Kanäle: Two for Fashion natürlich, aber auch über die Facebook Profile des Blogs und der Autorinnen sowie über Twitter und die Kommunikationskanäle von Thuy, der Nachfolgerin (ihr Blog und Twitteraccount). Der Spannungsbogen, der in dieser Zeit aufgebaut wurde, sorgte für eine steigende Zahl an Kommentaren, Followern auf Twitter und RSS-Abonnements.

Haben Sie schon Erfahrungen mit dem Abschied eines Unternehmensbloggers gemacht? Oder sind selbst gegangen? Wie haben Sie das erlebt? Wie haben die Leser darauf reagiert?

>> Die wichtigsten Modeblogs – Die Zeit
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>> PR Blogger: Die 11 wichtigsten deutschen Modeblogs

Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

8 Replies to “Sind Corporate Blogger austauschbar?”

  1. Ein interessanter Beitrag. Gerade als Einsteiger in die Welt bezahlter Online-Redakteure freue ich mich über solche Informationen aus der Arbeitswirklichkeit.
    Es liest sich, als habe Otto einen gelungenen Prototyp verwirklicht, den man sich zum Vorbild nehmen kann.

  2. Ich denke, dass ist mit jeder Position im Unternehmen gleichzusetzen, in der Kommunikation und persönlicher Bezug zum Markt hergestellt wird => weitere Beispiele sind der Vertriebsmitarbeiter/ Berater. Unüblich ist es auch bei ihnen nicht, dass sie bei der Orientierung zum Mitbewerber die aufgebauten Kontakte mitnehmen.

  3. Ein sehr schöner Anstoß für ein Thema, das schrittweise noch viele Fragen aufwerfen wird. So ist – wie hier beschrieben – selbst ein „freundlich-positiver“ Übergang schon schwierig.
    Fälle eines streithaften Auseinandergehens, das eventuell noch möglichst lange hinausgezögert wird, sind kommunikative Großaufgaben, die frühzeitig und umfassend aufgenommen werden müssen.
    Wer dies banal findet, der mag überlegen, wie man sich am besten vom populären Kapitän einer Fußballmannschaft trennt …
    Ich denke, dass wir ein „Lebenszyklus-Konzept“ für Corporate Blogger brauchen: Wer Akteure in herausgehobene Positionen bringt, sollte dies nicht naiv tun, sondern von Beginn an eine Exit-Strategie haben. … und sei es, dass diese Positionen nur auf Zeit vergeben werden, gerne mit einer Möglichkeit zur Verlängerung (oder Wiederwahl 😉 Das wäre klar.
    … und der Einwurf, dass (meistens der aktuelle) Vorturner, Kapitän oder Präsident überhaupt durch niemanden ersetzt werden kann, ist nur richtig, wenn er oder sie arg im Abseits steht.

  4. Wir hatten das Thema in diesem Jahr auch bei uns diskutiert – Anlass war dort die Nachricht von Forrester, dass die eigenen Analysten keine privaten Blogs mehr betreiben sollten. Viel hängt aus meiner Sicht vom Verhältnis zwischen persönlicher Marke und Unternehmensmarke ab: http://bit.ly/d0ANXo
    Diese neuen Herausforderungen sind nicht das Ende von Web 2.0, sondern vor allem ein Zeichen, daß Social Media erwachsen wird. Pauschale Regelungen müssen durch individuell passende und nachhaltigere Strategien ersetzt und weiter verbessert werden.

  5. Otto ist mit dem Wechsel wirklich sehr bedacht und, meines Erachtens, sehr behutsam vorgegangen. Ein Wechsel in einem solch beliebten Blog ist schwierig, da viele Leser natürlich an dem jweiligen Autor bzw. der Autorin der Artikel interessiert, ja ggf. sogar Fan sind.

  6. Ich denke, dass Otto in diesem Fall wirklich alles richtig gemacht hat. Wichtig in so einer Situation ist natürlich immer, dass der/die scheidende BloggerIn das Spiel auch mitspielt und sich im Guten vom Unternehmen verabschiedet.
    Grundsätzlich halte ich viel davon, wenn in Corporate Blogs mehr als ein Autor schreibt: Die Artikel sind abwechslungsreicher, jeder Autor kann sich eine treue Leserschaft aufbauen und ein Autorenwechsel wiegt nicht ganz so schwer

  7. Ich meine, dass auch bei dem Twitter-Account dm_alverde ein Wechsel vollzogen wurde, das ist allerdings schon länger her. Damals wurde auch dies auch schon ein paar Tage vorher kommuniziert und die Neue der Leserschaft vorgestelt. Ich denke, dass dort alles richtig gemacht wurde, wie auch bei Otto. Natürlich bieten mehrere Corporate Blogger eine bessere Absicherung, aber selbst da merkt man viellicht auch, wenn eine/r mal das Team verlässt. In diesem Sinne bin ich immer für ein klares Kommunizieren und am besten schon für eine bereits geplante Exit-Strategie, die man im Fall der Fälle nur noch anwenden muss.

  8. Ich bezweifle, ob Menschen und Autoren dermassen wichtig sind. Sie sind es immer erst dann,wenn sie eine gewisse Bekanntheit sind bzw. einen gewissen Markenwert erreicht haben. Das primäre Interesse hat aber sonst die Wahl des Themas, die Qualität des Inhaltes, die Ausrichtung auf Leserbedürfnisse und je nachdem die Aktualität. Dies verhält sich bei Fachbüchern ähnlich, der Autorenname wird oft überschätzt. M. De Micheli http://www.hrpraxis.ch

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