Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Verzichten Sie lieber auf jegliche Bescheidenheit!

1 Minuten Lesedauer

Im Web sind Sie nur so relevant wie Ihre Blogartikel, Homepage, Twitter-Tweets oder sonstigen Social-Network-Aktivitäten. Nur wer schreibt, podcastet oder Videos online stellt, der bleibt in der Aufmerksamkeit. Ob jemand wichtig ist, entscheidet der Leser, Zuhörer und Zuschauer, der darüber in Sekundenbruchteilen klickend abstimmt.

„Wie mache ich mich im Netz wichtig?“ Eine seltsame Frage, über die ich heute auf den Wiener Medientagen mit Claudia Gutjahr, websingles.a, Hannes Jagerhofer, Act, Mac Mueller, Spezialist für Suchmaschinenoptimierung, Dr. Karl Pall, Google Österreich und Christopher Sima, AdLINK Media, diskutieren werde. Das Wort „wichtig“ impliziert im ersten Moment, dass wir uns alle online und überhaupt viel zu wichtig nehmen. Bescheidenheit ist eine Zier, doch online lebt es sich besser ohne ihr.

Wer seine persönliche Reputation im Berufsleben ernst nimmt, sollte lieber darauf verzichten, „bescheiden“ zu sein. Denn wer sich im Internet zurückhält und darauf achtet, keine digitalen Spuren zu hinterlassen, der verhält sich vermutlich ehrenwert, findet dann aber auch nicht statt oder tritt hinter andere Suchtreffer bei Google zurück. Gleichzeitig wird das Internet in der Berufswelt der Wissensgesellschaft immer wichtiger. „Schuster bleib bei Deinen Leisten“, mag in einer Ständegesellschaft und zu Anfang der Industriegesellschaft noch ein passender Spruch gewesen sein. Doch inwiefern passt er zur Google Gesellschaft? Übersetzt heißt die Redensart: „Beschränke dich auf die Dinge, die du schon immer gemacht hast und mit denen du dich auskennst.“

Der digitale Unsichtbare riskiert jedoch durch seine Vorsicht alles: Mit wenig Aufwand können Identitätsdiebe zuschlagen und eine virtuelle Identität entwickeln, die Sie borg-ähnlich übernimmt. In Ihrem Namen würden Dinge online geschehen, auf die Sie keinerlei Einfluss mehr haben und die sich unmittelbar auf Ihre Karriere oder Freundschaften auswirken. Ihre Online-Reputation können Sie nur effektiv schützen, indem Sie selbst aktiv werden oder damit Dritte beauftragen. Ansonsten werden Sie für andere zum digitalen Spielball, der mal in die eine Ecke, mal in die andere fliegt. Das wird letztlich zum Eigentor führen. Deshalb sollten Sie Ihre Reputation wichtig nehmen und selbst etwas tun.

Im Web zählt der erste Eindruck; eine Zeile, der bloße Name oder eine Webadresse genügen manchmal schon, um via Google gefunden zu werden. Deshalb schaden persönliche Zeilen von Freunden oder Bekannten, die sich in all ihrer Naivität über ihren gesamten Freundeskreis online austauschen, ohne die Privatsphäre ihrer Kontakte zu berücksichtigen. Schließlich habe man ja nichts zu verbergen. Der Aufwand, dem elektronischen Zufall etwas entgegenzuhalten, ist gar nicht einmal so groß: Es genügen einige Mitgliedschaften in den Social Networks Facebook, Xing etc. und eine persönliche Website unter Ihrem Namen, auf denen Sie manchmal die Inhalte erneuern. Und schon haben Sie eine eigene digitale Identität, die Sie selbst mit Leben füllen können.

Zunehmend irritiert es Personalverantwortliche, wenn Sie nichts über jemanden im Netz finden. „Was haben Sie die letzten Jahre denn online gemacht? Können Sie nicht mit dem Internet umgehen oder waren Sie gar im Gefängnis?“ Mit derartigen Fragen werden heute in den USA Bewerber konfrontiert. Auch Sie sollten als digitaler Unsichtbarer damit rechnen. Hierzulande bemerken selbst hochqualifizierte Bewerber, dass es Ihnen schadet, wenn Sie sich nicht in Social Networks tummeln und gute Online-Kontakte und –Fertigkeiten vorweisen können. Deshalb tappen Sie lieber nicht in die Karrierefalle Internet.

Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

13 Replies to “Verzichten Sie lieber auf jegliche Bescheidenheit!”

  1. Hallo Klaus,
    „Verzichten Sie lieber auf jegliche Bescheidenheit!“
    da würde ich aber einen kleinen Einspruch erheben, in sofern, dass sich gerade im Social Web viele Experten und Spezialisten tummeln, die gut vernetzt sind und im Auge haben was wo im Internet an für sie relevanten Inhalten veröffentlicht wird. So ist es doch auch in unserer Branche in den letzten Monaten öfters vorgekommen, das z.B. Agenturen „ohne jegliche Bescheidenheit“ PMs und Inhalte als weltbewegende Neuigkeit veröffentlicht haben, was vielleicht ein Journalist aus fachspezifischer Unkenntnis und/oder Zeitdruck 1:1 übernimmt, aber von der Online Community eher amüsiert belächelt bis zerrissen wird.
    Deshalb wäre mein Rat eher „Verzichten Sie auf falsche Bescheidenheit!“, aber schauen sie dass alles was sie Online veröffentlichen hält was es verspricht. 😉

  2. Ich finde, damit hast du mal den Nagel auf dem Kopf getroffen. Es ist online noch viel wichtiger als offline viel über sich selbst zu reden, sich ins Gespräch zu bringen, sich zu vernetzen, Netzwerke zu nutzen. Wer auf all das verzichtet oder es nicht gut nutzt, wird trotzdem sehr gute Arbeit leisten koennen, aber niemand wird es wahrnehmen. Viel Spaß in Wien, Doreen

  3. Nun – von Agenturen und dem Versenden von Pressemitteilungen war nicht die Rede – siehe Ford. Selbst wenn PM’s an den falschen Adressaten verschickt werden sollten, werden sie deshalb noch nicht unbedingt auf Leser treffen. Es zählt allein die Relevanz des Contents im Auge des Betrachters.
    Dennoch gilt – nur wer schreibt, der bleibt. Wie soll ich mich über jemanden informieren, der in der digitalen Unsichtbarkeit verharrt? Im Falle der „normalen“ Menschen herrscht doch eher die Angst vor, im Web etwas falsch zu machen. Deshalb bescheiden sich viele lieber und machen die Dinge, die sie eben kennen. Das ist falsch. Insofern kritisiere ich doch lieber die digitale Bescheidenheit an und für sich und verzichte auf die „falsche Bescheidenheit“.

  4. Ich wäre heute gerne zur Diskussion bei den Medientagen gekommen, schaffe es nun aber doch nicht. Schade, aber in Web 2.0-Zeiten bekommt man auch so etwas mit – der aktuelle Blog-Beitrag dürfte anscheinend die Richtschnur für die heutige Diskussion sein. Hoffentlich ein anderes Mal in Wien!

  5. Lieber Klaus Eck,
    das passt gut zu meinem heutigen Blogeintrag über „was das Internet wissen darf“.
    Nichts ist nicht gut und zu viel (oder zu Intimes) ist eben auch nicht gut.
    Ich denke, das ist ein Thema, was uns in der nächsten Zeit alle noch sehr beschäftigen wird. Um so mehr, da mit den zunehmenden Möglichkeiten im Internet auch mehr und mehr Hacker, Stalker, etc. Gebrauch machen und es immer wichtiger werden wird, die eigene Internet-Präsenz und Reputation auch ausreichend zu schützen.
    Viel Erfolg bei der sicherlich interessanten Diskussion in Wien.

  6. Bescheiden oder nicht Bescheiden ist für mich weniger die Frage.
    Die Frage ist, mit welchem Anspruch man sich im Web verbreitet.
    Qualität, Nutzen, gerne auch Unterhaltungswert, vielleicht auch hin und wieder etwas Provozierendes, Polarisierendes, sollten/dürfen die Web-Spuren beinhalten, auch wenn wir im Zeitalter des Karaoke-Kapitalismus leben.
    Kurz: Klasse statt Masse und me too.
    Überflüssiges und Banales ist eher schädlich.
    Roland Keller
    http://www.viralclash.de

  7. Letztens auf der Beerdigung erster Satz eines zu diesem Zeitpunkt unbekannten Verwandten:
    Ach ja, ich hab von Dir und über Dich im Internet gelesen und Dich in einem Video gesehen (uff: bloggertreffen)…
    War dann aber auch irgendwie komisch. 🙂

  8. Ich unterstreiche Ihren Standpunkt. Hatte aber zu Beginn erst mal eine Hemmschwelle zu überwinden, mich so öffentlich zu präsentieren. In meinen Persönlichkeitsseminaren frage ich regelmäßig zu Beginn, wie die Teilnehmer auf mich gekommen bin. Ca. 70 Prozent kommen über das Web, vor allem über meine Video-Beiträge bei youtube und über das Blog. Anfangs war das mehr eine nette Spielerei für mich. Mittlerweile ist es aber die Haupt-Akquise.
    PS: Nur mit den Sozial bookmark-Diensten tue ich mir noch schwer.

  9. Jeder Mensch dem es möglich ist sollte seine eigene Internet Präsenz gestalten, den nur dort kann man auch wirklich beeinflussen was die Welt erfährt und was nicht. Lässt man dies für von anderen tun kann man schnell in die Karrierefalle Internet tummeln. Gerade Firmen schauen sehr oft vor einer EInstellung eines neuen Mitarbeiters was über diese Person im Internet zu finden ist. Genau dort sollte man anfangen und seine eigene Seite entwerfen um sich seinen neuen Arbeitgeber von der besten Seite vorstellen.

  10. Ein herzliches Hallo. Ich finde den Artikel „Verzichten Sie auf jede Bescheidenheit“ äußerst gut und er hat auch punktgenau dargestellt, worauf es meiner Meinung nach ankommt. Einfach loslegen. Außerdem gucken die wenigsten Personalmanager in Internet um mögliche Mitarbeiter zu überprüfen. Beste Grüße.

  11. Ich habe gerade letzthin mit einem Mitarbeiter darüber gesprochen … tatsächlich ist, so glaube ich, das Online-Profil zunehmend wichtig. Wenn man nun wirklich selbst bestimmen oder beeinflussen will, was online über einen gefunden wird, macht man sich besser daran, selbst Inhalte zu veröffentlichen.
    Wenn man sein online-Profil genügend gefestigt hat, ist es gar nicht mehr möglich, dieses zu übernehmen, zu fälschen, oder (ohne grossen Aufwand) zu verzerren.

  12. Hallo Herr Eck, vielen Dank sie bringen es auf dem Punkt. Es wird immer wichtiger ein „digiale Image“ im Internet zu pflegen, man sollte dies eben selber tun – da weiß man was man hat bevor andere über einen etwas berichten. Ich freue mich schon auf Ihr Buch!
    Mit legasthenen Grüßen
    Lars Michael Lehmann

  13. Kann dem hier in den meisten Kommentaren Formulierten nur zustimmen: Online-Imagepflege ist wichtig, kann hilfreich sein und wird an Bedeutung gewinnen.
    Aber als Personalbarater und Coach in Karrierefragen (comtract, Heidelberg) würde ich immer zu „Klasse statt Masse“ raten, und vor allem auf ausgeflippte Darstellungen definitiv verzichten (außer, jemand ist in einer extrem kreativen Branche tätig, wie beipielsweise in der Werbung).
    Je qualifizierte der Job ist, um den man sich bewerben will, beispielweise in der Unternehmenskommunikation, desto mehr kann eine unglückliche Eigendarstellung schaden.
    Stellt Euch doch mal vor, jemand würde in einem Bewerbungsgespräch plötzlich laut flippige Melodien zu singen anfangen, platte Witze zum besten geben oder agressive Statements abgeben – alles Dinge, die man im www schon mal versucht ist zu machen. So etwas, online verbreitet, wird dann ebenso gewertet wie jede andere kommunikative Botschaft des Bewerbers, also beispielsweise ebenso gewichtet wie der sicher sehr ernsthaft und mit viel Fleiß verfasste Lebenslauf. Vorausgesetzt, das wird bekannt.
    Außerdem macht man sich mit solchen unbedachten Spuren angreifbar, irgendwer wird es früher oder später – und dann bestimmt genau zum „falschen“ Zeitpunkt – ausgraben und verbreiten.
    Also: Man kann sich mit solchermaßen unbedachten Internet-Spuren nur schaden, nützen wird´s einem auf keinen Fall.
    Gezielter Aufbau eines www-Images dagegen ist nicht nur hilfreich, sondern wird immer mehr auch erwartet, wenn man sich um einen Job in Kommunikationsberufen, als PR-Manager, Kommunikationsverantwortlicher oder Pressesprecher bewirbt. Siehe hierzu auch gerne meinen anderen Kommentar um Thema von heute.
    Habe das Buch leider noch nicht gelesen, aber allein schon die Thematisierung halte ich für sehr gut und wichtig. Weiter so!

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